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Tab. 1. Biochemischer Inkohlungsgrad von Weich braunkohlen nach optischem Befund 1. Bulgarische Kohle (kalkreiche, telmatische bis infraaquatische Bildung) 2. Nachterstedt, Löderburg, Egeln 3. Gölzau (Bitumenkohle; facieller Einfluß) 4. Ammendorf 5. Geiseltal 6. Bitterfeld, Dora-Helene, Mumsdorf, Ruppersdorf u.a.; Hirsch ¬ felde, Olbersdorf/Oberlausittz, Hartau/Ober- lausitz, Berzdorf/Oberlausitz 7. Niederlausitz: Jonny Scheer-, Plessa, Kleinleipisch, Lauch ¬ hammer, Senftenberg, Domsdorf, Tröbitz, Wildgrube, Dolsthaida u. a. 8. Lausitz: Puschwitz, Piskowitz, Großdubrau, Kollm Von 1—4 nimmt der Verdichtunggrad zu. Von den unter 5 genannten Mineralen haben Sand und Ton die größte Bedeutung. Die Brikettierung ist im wesentlichen ein mecha nischer Vorgang. Es müssen deshalb auch in erster Linie die mechanischen Eigenschaften des Brikettier gutes für die Qualität der Briketts verantwortlich ge macht werden. Eine allgemeingültige, physikalische Gliederung möchte ich hier nicht geben, weil sie zu umfangreich und damit zu unübersichtlich ist. Für den speziellen Fall der Weichbraunkohle ist folgende Un terscheidung ausreichend: 1. Vorwiegend elastisches Verhalten 2. Vorwiegend plastisches Verhalten 3. Vorwiegend klastisches Verhalten Vorwiegend elastische Eigenschaften besitzt von den genannten Gefügebestandteilen lediglich die Zellulose. Quantitativ hat sie nur für Xylite der Niederlausitz Bedeutung. Diese bilden ausgesprochenes Langkorn und können deshalb verhältnismäßig leicht ausgehalten werden. Was trotzdem in das Brikettiergut gelangt, stört zwar den Brikettverband etwas, weil es bei der Druckentlastung Anlaß zu inneren Spannungen gibt, die sonstigen Eigenschaften der Niederlausitzer Kohle sind aber so gut, daß für Brikettqualitätsverschlechte- rung ein geringer Zellulosegehalt nicht verantwortlich gemacht werden kann. Niedrig kondensierter Humus und Zellulose treten zumeist gemeinsam auf. Ersterer ist durch großes Po renvolumen gekennzeichnet und zeigt stark plastisches Verhalten bei der Verpressung. Humus niedriger Kon densation neigt bemerkenswerterweise nicht zur Bil dung von Eigen- und Korngrenzrissen (Bild 2 und 3). Humus mittlerer Kondensation mit mäßigem Bitumen gehalt ist schlechthin für die gute Brikettierbarkeit ostelbischer Kohlen verantwortlich zu machen. Das Porenvolumen ist geringer als bei niedrig konden siertem Humus, ist aber immer noch relativ groß. Als Humus mittlerer Kondensation wird eine verhältnis mäßig große Gruppe bezeichnet. In Abhängigkeit vom Verdichtungsgrad ist keine bzw. nur eine geringe Eigen- und Korngrenzrißbildung des Humus feststell bar (Bild 4 und 5). Humus mittlerer Kondensation mit hohem Bitumen gehalt wird gewöhnlich Schmelko^le genannt und stellt eine facielle Sonderentwicklung dar. Nach den Er fahrungen der Praxis sind bitumenreiche Kohlen meist schwerer zu brikettieren als bitumenarme. PIENING und HENTZE haben Vergleichsuntersuchungen mit ex- 30 B®rgake -Jernie - Oücheröl - Freiberg i. Sa. trahierten und ursprünglichen Kohlen durchgeführt; dabei zeigte sich, daß extrahierte Kohlen höhere Brikettfestigkeiten liefern als nichtextrahierte. Nach SCHOCHARDT, E. STACH und eigenen Untersuchun gen erleidet ein Teil des Bitumens, insbesondere Re- tinit, bei der Brikettierung keine Verformung. Ob sich Suberinmembranen und -gewebe ebenso verhalten, muß vorläufig dahingestellt bleiben. Im übrigen aber be denke man, daß selbst bei bitumenreichen Kohlen die Humusstoffe gegenüber den Bitumina mengenmäßig meist überwiegen; die Bedeutung des Humus darf nicht vernachlässigt merden. Für drei verschiedene Kohle proben von Nachterstedt ergab sich folgendes Bild (Tabelle 2): Tab. 2. Die Abhängigkeit der Brikettfestigkeiten von der Facies innerhalb einer Lagerstätte (Nachterstedt) Hydraulische Presse, Rundbriketts, Körnung = 0—4 mm, Preßdruck = 1000 kg/cm 2 , Preßtemperatur = 40° C. Verpressung bei W opt. Bezeichnung Bitumen gehalt in % Druck festigkeit in kg/cm 2 Biege festigkeit in kg/cm 2 Abrieb festigkeit • o/ in /o Schwelkohle 39,7 210,5 22,4 90,8 Normalkohle 12,1 121,9 15,0 91,0 Dopplerit 6,4 79,7 8,9 85,3 Daraus kann entnommen werden, daß bitumenreiche Kohlen sehr plastischen Humus besitzen müssen. Aller dings sei darauf hingewiesen, daß die günstigen Eigen schaften der Schwelkohle nur unter Vorbehalt verall gemeinert werden dürfen, weil für die Brikettierung auf der Strangpresse die Druckplastizität eine sehr große Bedeutung besitzt. Nach GLÖCKNER weist aber gerade bei der Nachterstedter Schwelkohle die Druckplastizität den niedrigsten Wert auf. Die mikro skopische Untersuchung von Laboratoriumsbriketts der hydraulischen Presse steht mit den Festigkeits untersuchungen solcher Briketts in vollem Einklänge. Das gilt nicht nur für Nachterstedt, sondern auch für andere Lagerstätten. Schwelkohle ist makroskopisch sehr homogen und zeigt im für die Brikettierung in Frage kommenden Druckbereich ausgesprochen plastisches Verhalten. Die Größe des Porenvolumens ist vom Destruktionsgrad der Ausgangssubstanz abhängig und kann von Lager stätte zu Lagerstätte sehr unterschiedlich sein. Bitu menreiche Kohlen besitzen nur geringe Neigung zur Bildung von Rissen, das gilt sowohl für Eigen- als auch für Korngrenzrisse (Bild 6—8). Hochkondensierter Humus ist schlechthin die für mitteldeutsche Braunkohlen charakteristische Humus form. Vom Humus mittlerer Kondensation zu hoch kondensiertem Humus bestehen selbstverständlich fließende Übergänge; dasselbe gilt für den Verdich tungsgrad. Je stärker die Verdichtung ist, desto mehr tritt plastisches Verhalten zugunsten von klastischem Verhalten zurück, d. h. die Eigen- und Korngrenzriß bildung wird immer ausgeprägter. Das Extrem schließ lich stellt Dopplerit dar (Bild 9—12). Von den anorganischen Bestandteilen der Kohle haben quantitativ nur Sand und Ton Bedeutung. Sandkörner werden bei der Brikettierung von den Kohleteilchen gut umhüllt und geben keinen Anlaß zu Rißbildung.