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nehmen. Wenn schon die verhältnismäßig harte Kohle Nachterstedt mit einer Nadelhärte von etwa 15 kg/mm 2 bei einer Eindrucktiefe der Prüfnadel von 3 mm stark herausfällt, so können — und hier ist der Nadel härtebestimmungsmethode im Gegensatz zur Mahl barkeitsbestimmungsmethode eine Grenze gesetzt — ausgesprochene Hartbraunkohlen, wie die Brüxer Hartbraunkohle mit einer Nadelhärte von 55 bzw. 48 kg/mm 2 , in dieser Darstellungsweise nicht mehr erfaßt werden. Auch die Raffung der Abszissenwerte durch eine logarithmische Unterteilung der Abszisse führt zu nichts, da in diesem Falle die Härtewerte der normalen Weichbraunkohlen auf engstem Raume zu sammengedrängt werden. Die Brikettierfähigkeit einer Braunkohle, die ohne Bindemittelzusatz brikettiert werden soll, nimmt also im allgemeinen mit ihrer Härte ab. Die Härte ist aber, soweit der physikalische Begriff derselben in Frage kommt, für den Brikettierungsvorgang nicht von aus schließlicher Bedeutung, sofern man vom Verschleiß des Formzeuges absieht. Sie ist nur eine der Kompo nenten des Komplexes der „Härte“-Eigenschaften, der für die Brikettierung wichtig ist und für den Prof. RAMMLER die Bezeichnung „B r i k e 11 i e r h ä r t e“ geprägt hat. Der Komplex „Brikettierhärte“ ist sehr schwer zu bestimmen und in seiner Beziehung zur Brikettierbarkeit zahlenmäßig nicht einfach zu erfas sen, so daß zweifellos mehrere Kennziffern zur Cha rakterisierung notwendig sind, denn die Brikettier härte umfaßt mehrere Eigenschaften, deren Zu sammenwirken erst für die Brikettierfähigkeit einer Kohle ausschlaggebend ist. Hierbei kommen außer der bereits angeführten Härte im engeren Sinne, die in erster Linie durch den Begriff der Nadelhärte gekenn zeichnet ist, und der Zerkleinerbarkeit bzw. Mahlbar keit folgende Eigenschaften in Betracht: Die Druckplastizitäot, gekennzeichnet durch den „Fließdruck“, die Komprimierbarkeit, gekennzeichnet durch das Kompressionsverhältnis bei der Verpressung, und das Elastizitätsvermö gen, gekennzeichnet durch die Höhenexpansion der Briketts nach Aufhebung des Druckes durch den Preßstempel. Zweifellos stellt die Ermittlung der Druckplastizi tät ein Hauptkriterium dar für die Beurteilung einer Kohle auf ihre Brikettierfähigkeit, denn eine gute Oberflächenberührung der Einzelkörner wird um so eher erreicht werden, je geringer der Formänderungs widerstand des Preßgutes ist. Je plastischer also eine Kohle ist, um so eher werden die molekularen Ober flächenkräfte wirksam werden, die eine Verfestigung des Brikettiergutes herbeiführen. Zur Nachprüfung die ser Annahme wurde deshalb ein Gerät konstruiert und in der Werkstatt des Institutes für Brikettierung an der Bergakademie Freiberg gebaut (Bild 10), das im Prinzip der von AGDE und VETTER [14] verwen deten Versuchsvorrichtung zur Bestimmung des Fließ druckes von Braunkohle entsprach. Dieses Gerät ist im wesentlichen eine Presse, die aus einer kräftigen Preßform und einer Grundplatte besteht, in die eine der Düsen A, B, C oder D eingesetzt werden kann. Die Preßform ist auf die Grundplatte aufschraub bar und führt den Preßstempel. Die aus dem Bilde noch zu ersehenden Düsenverschlüsse dienen dazu, die Kohle auf ihrem Platz zu halten, bis sie bei einem Preßdruck von 500 kg/cm 2 vorgepreßt ist. ’ Bild 10. Gerät zur Bestimmung der Druckplastizität Nach einer großen Reihe von Vorversuchen ergaben sich die günstigsten Verhältnisse bei der Einsatzdüse D mit einem Konuswinkel von 90° und einem Durch messer der Bohrung von 4 mm. Während nun AGDE und VETTER zu dem Ergebnis kommen, daß auch bei Anwendung von Preßdrücken von 3000 kg/cm 2 ohne Temperaturerhöhung nur Braunkohlen durch eine 1,5 mm weite Düse gepreßt werden konnten, die mehr als 40% Wasser, bezogen auf Trockenkohle, oder über 28,7%, bezogen auf Rohkohle, enthielten, konnte wohl erstmalig der Nachweis erbracht werden, daß besonders weiche Braunkohlen (Puschwitz und Friedländer) auch ohne Temperaturerhöhung und schon beim optimalen Wassergehalt, d. h. bei 18%, druckplastisch werden. Die Preßdrücke betrugen hier bei 3520 kg/cm 2 (Friedländer) bzw. 3880 kg/cm 2 (Puschwitz). Da also nur die Puschwitzer und Fried länder Kohle in einen reinen druckplastischen Zustand versetzt werden konnten, wurden die weiteren Ver suche mit einer Kohletemperatur von 50° durchge führt, da diese Temperatur etwa den betrieblichen Verhältnissen beim Preßvorgang entspricht. Des wei teren wurden jeweils 0,8 g der auf den optimalen Wassergehalt vorgetrockneten Kohle der Körnung 0—0,5 mm in die Preßform eingefüllt. Darauf wurde der Preßstempel aufgesetzt und dieser dann nach Er hitzung der Preßform mittels eines Bunsenbrenners auf 50° unter der Losenhausenpresse bei gleicher Preßgeschwindigkeit belastet. Eine Bohrung in der Preßform gestattete die Aufnahme eines Thermoele mentes zur genauen Kontrolle der Preßtemperatur. Nach der Vorverdichtung, d. h. nach Erreichung eines Preßdruckes von 500 kg/cm 2 , wurde der Düsenver-