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Abei' eine dein Mensche» innewohnende besondere Be gabung zeigt sich meistens schon in früher Kindheit. Dee kleine Balthasar Permojer, der aus den Wiesen am Traun stein das Biel; hütete, hat sein kleines Messer bei sich und schnitzte, da ihm die Zeit zu lang wurde, auf seinen Hirten stab allerhand Figuren. Das waren die ersten Aeußerungen seiner Kunst. Später zog es den Jüngling aus der Enge der Heimat in die Welt hinaus. In Salzburg lernte er bei Meister Weißenkirchner die Bildhauerkunst, ging dann südwärts Nach dem schönen Italien, wo er sich an den ewigen Schön heiten klassischer Bildwerke weiterbildete, blieb eine Zett lang in Florenz und schnitzte Figuren und Porträtbüsten in Elfenbein, die bereits fürstliche Käufer fanden und kehrte nach vierzehn Jahren als gereister Künstler nach Deutsch land zurück. August der Starke, der Förderer und Schützer der Kunst, berief den Meister von Berlin nach Dresden. 'Zahlreiche Bildwerke seiner Hand befinden sich im Sachsen land verstreut^ so in Oberlichtenau, die aus Pirnaischem Dandstein gefertigte Gruppe, den König mit der Sieges göttin, der Fama und einen Tartaren darstellend; ferner das Denkmal der Witwe Johann Georgs des Dritten und Ihrer Schwester im Dom zu Freiberg und andere mehr. Pernioser lebte sich in Dresden völlig ein. Er war ein Sonderling, dabei aber menschenfreundlich und hilfsbereit gegen die, die ihn suchten, gegen Nörgler und Necker aber von unbeugsamem Stolz und besonderer Schlagfertigkeit. König Karl XII. bewunderte er und hörte gern von dessen Taten. Da spöttelte einer, warum er denn seinen Helden meiseln wollte? „Ei," gab Balthasar Permoser zur Antwort, „der Herr ist mir zu eigensinnig, er will mir nicht Modell stehen." — „Eigensinnig?" sagte der andere, „nun « meine ich, daß Ihr, Herr Permoser, es in dieser Eigen- ichast wohl mit ihm ausnehmen könnt." Da strich sich der Bildhauer lächelnd den langen Bart und entgegnete: „Ei freilich, aber wir beide dürfen auch eigensinnig sein, denn er ist König und ich Künstler!" Sprachs und ließ den Uebelwollenden stehen. Für eine vornehme Dame am Dresdner Hof hatte Balthasar Permoser eine Büste in Elfenbein zu schnitzen. Der Preis war besprochen worden und von Gatten geneh migt. Doch al5 das Bildwerk fertig war, weigerte sich jener, die volle Summe zu zahlen. „Auch gut," sagte ruhig der Künstler. „Wollt Hr nicht zahlen, so sollt ihr das Werk iwerhaupt nicht oesitzen" Sprachs und zerschlug die Hüfte mit demHammer. -- - Daß Permoser in all dem Glück seine schlichte Her kunft nicht vergessen, bewies er, als er im Jahre 1692 an -ie Pfarre seines Geburtsortes tausend Gulden zum Bau Liner Schule sandte, damit die Jugend auf ewige Zeiten, so- N»hl im Lesen, Schreiben, Rechnen, auch anderen guten Sit te» und christlichen Lehrstücken durch taugliche Schulhalter Miterrichtet werden solle." Dresden erhielt manches Schmuckdenkmal aus Permo- ler» Hand. Viele davon sind durch die Preußen und durch Kroaten im siebenjährigen Kriege zerstört worden, haupt- tächlich künstlerische Grupven und Einzelfiguren, die den Vroßen Garten zierten. Besonders wurde ein in schwarzem und weiß geädertem Marmor gefertigter Mohr gerühmt. Eine Ceres und ein Mercur von seiner Hand haben in einem Garten der jetzigen Antonstadt gestanden, sind aber um 1813 dem Vandalismus der Franzosen zum Opfer gefal len. Die an einem Hause der alten Augustusbrücke ange- vracht- Statue das Saturn soll auch von Permoser herriih- ren, doch ist dies nicht verbürgt. Dagegen ist als schönstes Denkmal der Kunst Perniosers -ie Kanzel der katholischen Hofkirche übriggeblieben. ' Roch in sSnem «. Lebensjahre schuf der Künstlewols jein größtes Werk aus einem 80 Zentner schweren Marmor- Rock das Standbild de^Prinzen'Eugen, das in Wien fteht und den Ansturm der Zeit überdauert hat. Das Kreuz, das auf dem katholischen Friedhöfe zu Friedrichstadt Permo sers Grab ziert, soll auch von seiner Hand stammen. Daß Künstler sich gern in früheren Zeiten durch äußer lich« Merkmale hervortaten, bewies auch Permoser, indem er «inen langwallenden Bart trug, überhaupt für diesen .Mannesschmuck gern emtrat und sogar eine Lobschrift dafür herausgab. Im hohen Alter von fast 82 Jahren starb der fleißige, fchaffensfrohe Mann. Sein Grab ist heute noch zu sehen. auch eine Straß? unserer Stadt ist seinem Andenken geweiht. Doch viele Dresdner wissen nichts von dem Leben und Schaffen Balthasar Permosers. Ihnen sollen diese Zeilen Auskunft gebe» und Anregung, seine Werke kennen zu lernen. Regina Berthold. Vom Neustadter „Magrrermerster" Michael Gell. (Nachdruck verboten) In Neustadt bei Stolpen lebte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein biederer Stellmacher, der „Wagner meister" Michael Goll. Tüchtig war er in seinem Beruf und kein anderer tats ihn: gleich. Allgemein wurde er geachtet. Meister Goll saß nach getaner Arbeit gern beim Krug und ließ sichs schmecken. Er verstand es auch, angenehm zu unterhalten. Eines Abends im Jahre 1768 saß er wieder einmal mit seinen Freunden beim Bier. Man unterhielt sich von dem und jenem. Auch auf des Meisters Handwerk kam man zu sprechen. In fröhlicher Bierlaune wettete Meister Goll, „ein großes Wagenrad ohne Gehilfen und^ ohne etwas vorher dazu vorgerichtet zu haben, binnen einem Sonnenaüf- und -untergange völlig fertig zu machen, dann mit der Hand nach Dresden zu treiben, ohne daß es einmal umfiele, und den Wert desselben noch vor Sonnenunter gang zu vertrinken." Die Wette wurde von den Anwesen den angenommen, und schon am anderen Morgen ging Meister Goll in Gegenwart von Zeugen ans Werk. Schon nach 7 Stunden war das Wagenrad fix und fertig. Bald stand es draußen vor der Tür der Werkstättte, wo sich Hun derte von Neugierigen versammelt hatten, und nun wurde es auf der Landstraße vom Meister mit der Hand über Stol pen nach Dresden getrieben. Nebenher liefen die Zeugen. In 6 Stunden kam er, noch vor Sonnenuntergang, dort an. Bald saß er mit seinen Freunden beim kühlen Rheinwein. Und noch ehe die Sonne unterging, war der Mert des gro ßen Wagenrades vertrunken. Meister Goll hatte die Wette glänzend gewonnen. In heiterster Stimmung kehrten alle noch in selbiger Nacht nach Neustadt zurück. Golls Meister stück war Monate hindurch Stadtgespräch. Aber auch in Dresden hatte der Vorgang Aufsehen erregt und der König erfuhr ebenfalls davon. Ihn und den ganzen Hof interes sierte die Sache so lebhaft, daß er den Neustädter „Wag nermeister" eines Tages nach Schloß Pillnitz bestellte, wo er in des Königs und des Hofes Gegenwart das Kunststück wiederholen mußte, „in eben so kurzer Zeit ein solches Rad zu fertigen und dann zu treiben." Auch das gelang dem Neustädter Stellmacher. Der König hatte bis zum letzte» Augenblick der Arbeit beigewohnt und war voll Verwunde rung über Golls Tüchtigkeit und Geschick. Der Meister er hielt vom König als Anerkennung eine hohe Prämie und auf eine Reihe von Jahren sogar eine ansehnliche Pension. Das in Pillnitz gefertigte Rad wurde aber in der Kunstkam mer zu Dresden zur Erinnerung aufbewahrt. Der Chronist fügt hinzu: „8uum ouiguel Auch des Handwerkers Talent verdient'gerühmt zu werden." Das Rad, welches Michael Goll in Neustadt hergestellt und dann nach Dresden getrieben hatte, wurde in seinem Hause zum Andenken noch lange nach seinem Tode vom Sohne pietät voll ausbewahrt. Michael Goll war ein berühmter Mann geworden. Er starb im Anfang des 19. Jahrhunderts und liegt auf dem alten Kirchhofe zu Neustadt begraben. Von ihm haben sich die Neustädter »noch oft und ncch lange unterhalten. Nachkommen von ihm leben noch heute in Neustadt. St. Mahres Keven. ' Leben he Hl, sich selbst zu finden. ... Das Gefund'ne auszu bauen. . Nur durch „Selbst—sich—überwinden" ' Kommt auch wahres Selbstvertrauen. Leben heißt, zum Höchsten führen Das, was uns Natur gegeben. Zu viel Menschen existieren, Wen'ge Auserwählte leben. A. O. Weber. Druck und Verlag von Friedrich M a o, G m. b verantwortlich für die Schriftlkitung Max Fl «derer, sämtlich in Bischofswerda.