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Der sächsische Erzähler : 08.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192511082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19251108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19251108
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-08
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 08.11.1925
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Habs» in« A»n Affe in m Zett «LIV^KVß»«'» impiiklx zur Vast M-gt. V-tt^»°hsttz tz einer Frau Dommer. Fra» L. tz> Kr G«d aufzudmoahrenptleg», un tz» Ar«, L au, dem Kmer «ttm __ AN klag, l«Wt der Gräft» Bothmer zur Last, daß Autvkahrt, vi» sie mit Frau Dommer und dem , Hefter ««nacht, au, der Handtasche der Frau V. die Kofferschlüssel entwendet und dann da, Geld gestohlen hat. Für dl« Verhandlung sind «er Tage vorgesehen und etwa 25 Zeugen geladen worden. Die Verteidigung der Gräfin haben Justizrat Iosephsohn-Potsdam und Rechtsanwalt Arthur Brandt-Berlin übernommen. Li« An- klag« wir) vom Ersten Staatsanwalt Verlach vertreten. * Der Verhandlungsberlchl. Unter sehr großem Andrang des '' .wliküms, für das der grvho Zchwurgerichtssaal des Landgerichtes nicht austetchte, begann die Verhandlung gegen die Gräfin Bothmer. Sie ist eine mittel große Blondine, und wendet sich mit dem Gesicht zum Richterlisch um der Musterung durch die Zuschauer zu entgehen. Unter den Zeugen befinden sich der Graf und di« beiden Söhne der Ange klagten. Zunächst werden di« Diebstähle erönert, die sie an einer Frau Dommer begangen haben soll. Die Gräfin hat, wie sie angibt, ,nit Hauptmann Hester zusammen «In Auto getauft, und st« waren mit diesem nach Polzin mit einer Barschast von 1078 Mark ge gangen, zu denen der Graf 200 Mark zugesteuert hatte. Den Rest will sie von dem Paten eines ihrer Söhne, einem reichen Schwe den, erhalten haben. Bon Polzin aus habe sie mit Hefter und der Frau Dommer Autoausflüge gemacht. Auf einer solchen Fahrt seien ihre und der Frau Dommer Handtaschen verlorenaegangen. Man sei die Strecke noch einmal zurückgefahren und hatte drei Lehrerinnen getroffen, welche die Tasche der Frau Dommer ge funden hätten. Doch habe «in Hundertmarkschein gefehlt, und spä- ter seien der Frau Dommer erst 800 und dann 300 Mark gestohlen worden. Im übrigen wären nn Sanatorium schon im Jahre vor her große Diebstähle ausgeführt worden. Ihre und Hefters Sachen seien mit negativem Erfolg durchsucht worden. Zum Zei- chen ihres freundschaftlichen Verkehr» mit Frau Dommer über- reichte sie eine Photographie, auf der Hefter neben Frau Dommer zu sehen ist. und sie zu Füßen des Hauptmann» sitzt. Als ihr der Vorsitzende vorhält, daß Hefter über sein« Damenbekanntschaftev Buch geführt habe und auch Beziehungen zu einer reichen Dame unterhalte, erklärte sie da» für Gerede und bestritt energisch alle intimen Beziehungen zu dem Polizeihauptmann. Ihr« Familie habe nur mit ihm freundschaftliche Beziehungen unterhatten, weil sie ihn einnial in einer Krankheit gepflegt habe, sie habe auch nicht m geschäftlicher Verbindung mit ihm gestandet, höchstens ihm hie und da einmal Geld geborgt, da» er ihr am Monatsende zurückge zahlt habe. Sie habe ia wohl den Hauptmann in Gegenwart ihrer Familie geküßt und sei von ihm Kerlchen" genannt worden, aber da» sei nur alles Freundschaft gewesen. Stellen in ihren Briefen, die auf ein intimere» Verhältnis deuten, erklärt« sie mit chrer Lebhaftigkeit. Daß sie in zwölf Tagen bei der Badereise KOO Mart auegegeben habe, komme daher, weil da» Auto viel gekostet habe Außerdem habe sie Geld zu zwanzig Prozent ausgenommen, aber Man braucht politisch durchaus nicht in allem seiner Mei nung zu sein; das Zeugnis eines vlelerfabrenen Politiker» wird man ihm »richt versagen können. Auf ein vaar Stun den weilte der Vielgereiste auch wieder einmal in Dresden, von wo er seinen Aufstieg zu den höchsten politischen Stellen einst begonnen hatte. Dr. Stresemann war Gast der Res source der Dresdner Kaufmannschaft, bei der er ja noch als ehemaliger Syndikus des Verbandes Sächsischer Industriel ler in Erinnerung steht. Da» tradkonelle, von künst lerischen Darbietungen umrahmte Herrenessen, das stet« am Reformationstage stattsindet, hatte denn auch seinen Höhe punkt in einer schwungvollen Rede des deutschen Außen ministers. Ueber Locarno gehen bekanntlich die Meinun gen auseinander. Aber tn einem wird man Dr. Strefe- mann recht geben müssen: Wenn wir ein politisch erzogenes Volk wären, würden wir wissen, daß es nach außen keine Parteien geben darf. Schön gesagt, aber «in Blick auf unsere Parlament« lehrt, daß wir von diesem Ideal noch recht weit entfernt sind. Bon den Lebenden zu den Toten. An einem sonnigen Bormittag tauschte der Plauderer auf dem Altmarkt mit General Müller, dem sächsischen Wehrkreis-Komman danten, einen freundlichen Gruß und ein paar Stunden später schon lag der treffliche Offizier und prächtige Mensch tot auf märkischem Sande. Wie «in Lauffeuer verbreitete sich die Kunde von dem tragischen Unglücksfall und man wollt« es nicht glauben, daß'General Müller nicht mehr unter den Lebenden weile. Wie kaum ein anderer hatte er es verstanden, die Reichswehr volkstümlich zu machen und er selbst war ihr geschicktester Repräsentant. Be. allen grö ßeren gesellschaftlichen Ereignissen fehlte fast nie die sympa thische Erschemung des so jäh Lahingerastten. Er hatte eine so überaus liebenswürdige und verbindliche Art, sich zu geben und erfreute sich tn weiten Kreisen unbegrenzter Hoch- schätzung. Allerdings diejenigen, die mit Erich Zeigner» Hilfe den Freistaat Sachsen am ltebsten dem Bolschewismus ausgeliefert hätten, schätzten den General nicht. Nun, die Zahl seiner Freund« war erheblich größer, und dies offen barte sich auch bet der Bestattung der Toten. Dresden hat seit langen Jahren nicht eine wiche Trauerfeier gesehen. Bom Blockhaus drüben In der Neustadt (dem ehemaligen Kriegsministerium), wo die Leiche aufgebahrt war, bewegte sich ein langer Trauerzug hinaus nach der Garnlsonkirche, wo unter Teilnahme der staatlichen und städtischen Behör den, des Militär» und vieler vaterländischer Körperschaften ein« ergreifende Totenfeier stattfand. Auf dem Weg bis zur Kirche harrte eine nach vielen Tausenden zählende Men- fchenmeng« de» Trauerkondukte» und erwies dem Toten die letzte Ehre. Was der Herbst an Blumen noch herzugeben vermochte, hatte man zu Kränzen aewunden, ein« Riesen fülle von Älumenspenden gab ebenfalls Zeugnis von der Beliebtheit de» Verewigten. „Ich hakt' einen Kameraden." Da» Lied paßte so recht auf General Müller. Er war der gute Kamerad eine» jeden sein Vaterland liebenden Deutschen! Die Zeit eilt weiter und der Chronist hat alle Mühe, das Wichtigst« festzuhalten. Auf dem grünen Rasen drau ßen in Reick war an zwei Tagen nochmal» die Dresdner Renngemeinde versammelt. Beide Rennen waren stark be- schickt und der Sportfreund kam auf sein« Rechnung. Aber auch das Publikum hatte sich tn erheblicher Zahl eingestellt und der Zuschauerraum bot «in recht gutes gesellschaftlich«. Bild. (Cs gab «ine Zett, da fad es auch hier sehr „mieß" aus.) Selbstverständlich machen die einzelnen Pserderennen dem Laien nur Spaß, wenn er ein bißchen „tippt", d. h. zurückgekehrt it, überhaupt ür nur ein Zeppeltn- , . , ,, könne. Das ist leicht ge ¬ sagt, aber der Betrag von Versailles gestattet uns nicht, der art große Luftschiffe, wie sie hier nötig waren, zu bauen. Und dann wollte man auch nicht einem Mann wie Amund- sen, der eine ausgesprochen deutschfeindliche Haltung wäh rend des Krieges eingenommen hat, mit deutschem Gelds Unterstützung gewähren. Wie das in Deutschland seit lan gem leider üblich ist, geriet auch diese Frage bald ins poli tische Fahrwasser und der Meinungsaustausch darüber war recht unerquicklich. Da erschien es recht begrüßenswert, in Dresden den Mann selbst zu hören, der am besten über die ganze Sache Auskunft geben kann, und dies ist Dr. Ecke ns r, der seine einzige Lebensaufgabe darin siebt, das Werk des Grafen Zeppelin fortzusetzen. Tatsache ist, daß die Zep pelin-Werst in Friedrichshafen nur weiterarbeiten und fort bestehen kann, wenn das gesamte deutsche Dolk hinter ihr steht und sie geldlich unterstützt. Es ist ihr auch nicht mit ein paar Hunderttausend Mark geholfen, sondern es werden 41/2 Millionen Mark gebraucht. Kommen sie nicht zusam men, dann W mit dem deutschen Luftschiffbau vorbei und das geniale Werk Zeppelins gehört der Geschichte an. Das wird sicherlich kein ehrlicher Deutscher wollen, der sich noch jener unvergeßlichen Tage erinnert, als das erste Luftschiff sich über der» Bodensee erhob. Und als ein Unglücksfall jahrelange Mühe und Arbeit des alten Grafen bei Echter dingen in Trümmer verwandelte, da brach« das deutsche Volk 6 Millionen Matt in wenigen Wochen auf und in zäher Arbeit ward neu aufgebaut. Im vergangenen Jahre ging noch einmal so etwa» wie ein nationaler Zug durch ganz Deutschland, als wir staunend im Sonnenglanze das Riesenlufffchiff -Z- R. 8 durch da- Reich und schließlich über den Ozean ziehen sahen. Dr. Eckener war der Ka pitän. Jetzt ist seine Kommandobrücke das Rednerpult und mit Einsetzung feiner ganzen Persönlichkeit wirbt er für die nationale Spende, die Zeppelins und seinen Namen trägt. Im Rundbau des Zirkus Sorrasani begrüßten ibn Tau sende mit stürmischem Jubel und lauschten seinen schlichten Worten, die überzeugend wirkten, daß ihm das Wett haupffache und sein« Person Nebensache ist. Auch die Mir- d-rung von Amundfens neuen Reffeplanen nach der Arktis steht erst an zweiter und dritter Stelle, Hauptsache ffh daß Zeppelins Wert nicht untergeht und daß alle seine Verwendungsmöglichkeiten für Wissenschaft und Ver kehr ausprobiert und ausgenützt werden können. Deshalb darfs hier keine Passivität geben; auch dl« kleinste Hrende unserer — Gott sei Dank — noch begeisterungssahigen Ju gend fördert da» Werk! Eine gute Rede am rechten Ort und zur rechten Zeit hat sich immer al» nützlich erwiesen. Am besten redet sich» natürlich bei Tisch, etwa nach der Supve oder Nach dem ersten Gang. Da hat der Redner vollkommen „das Ohr" seiner Tlschgenosstn und kann dabei mancher an den Mann bringen, was zu anderer Zeit oder von einem anderen Platz au» nicht immer möglich ist. Da» weiß auch der sprechge wandte deutsch« Außenminister Dr. Strcsemann, der schon so manchen Trinkspruch vom Stapel gelassen hat. sich am Wetten beteiligt. Don 10 an kann man dies Ver gnügen haben und im Glücksfalle einen ganz hübschen Be trag für eine Biertelstunde Angst um La, riskierte „Kapi tal^ einstreichen. Die höchst« Quote war 1S4 für 10 Marti Dafür läßt sich dann in der Stadt ganz gut Abendbrot «mn. Natürlich setzen auch viele mehr als nur 10 «4t. I, höher die Gewinnquoten, um so größer ist die Zahl der Betrübten, also derjenigen, die ihren Mammon nicht Wiedersehen. Man cher, der in» dicker Brieftasche im Auto nach der Stadt zu- rückzufahren gedachte, schlich Nachdenklich über di« Launen haftigkeit Fortunas auf Schusters Rappen heim. Nun wirds still draußen in Reick und erst nächste Ostern nehmen die Rennen wieder ihren Anfang. Die Tage sind erheblich kürzer geworden und man wird Zeitvertreib und Kurzweil nunmehr in der Stadt suchen müssen, die in ihrem Kern abends einen feenhaften Anblick gewährt. Mit Licht wird nicht mehr gespart und immer mehr kommen leuchtende Reklameschilder in Aufnahme. Von der wirtschaftlichen Depression, unter der die Industrie leidet, merkt man raum etwas, wenn man di« dichtgefüllten Vergnügungsstätten sieht. So ist — um nur ein Beispiel anzuführen — eins der großen Lichtspieltheater feit 6 Wochen täglich dreimal bis auf den letzten Platz ge füllt. Sein Schlager heißt „Liebe und Trompetenblasen", ein Filmlusffpiel, dessen gefällige Aufmachung tatsächlich den Besuch lohnt. Hier kennt man keine Spielplansorgen. Umsomehr ist die» im Semperhause, der Ätaatsoper, der Fall. Die Damenwelt war in schwerer Sorge um ihren vergötterten Liebling Tino Pattiera, der sich zerteilen möchte; denn er hat sich für 60 Abende nach Berlin verpflich- > tet, er soll aber auch in Wien singen und Dresden möchte ihn nicht missen. Tino ist hier groß geworden und man hat sich viel Mühe gegeben, ihn zu halten. Nun hat man «tn Abkommen getroffen, das den Sänger wenigstens für «ine bestimmte Anzahl Abende innerhalb einer Spielzeit cm Dresden bindet. Früher war da» anders. Da gast es höch stes künstlerisches Ziel, erstes Solomitglied der weltberühm ten Dresdner Oper zu sein und nur ausnahmsweise folgt« man Gasffpielanträgen. Heute lockt di« Stargag« mw, wenn» gut geht, das Dollarland. Pattiera «dr auch schon einmal über den großen Teich Mahren, aber «.fchemt sich doch in Deutschland künstlerisch wohler zu fühlen, denn er bat jenen „Abstecher" nicht wiederholt. Nun, es gibt auaen- blickuch noch größere Sorgen als di« um «inen tüchtigen Sänger, und daß wir aus all den Schwierigsten polltt- scher wie wirtschaftlicher Art glücklich herauskomm«, wünscht aufrichtig Smtl. i in einem Hetel anfaMnnm mit Nt» der Gräfin mftaetttft, wo st« d «n ganz kurzer Zett nerschwan- «1 6M und dann »00 Matt. Li« «end einer a» wird datm Wgestttit, daß da» gräflich« tHepaar Wtreu tm Betrag« von 18 oA Matt genSnmen, auch mehrfach di« Mpbet verpfändet habe. Ssstnd aber sooo Mark zurchmuahlt wvrhch-. Sn Schulden sei da» Ehepaar Maten, weil der GOf ««t erwach sene Richten unterhaltest mußte. Urbrtgen» sttm jcht Freunde ihres Manne» für st« «tnaetrnen. Voß der Graf eiMmvAP- Mordversuch begangen habe, schiebt st« am «n«i Mervenzufww mrnbruch wegen der Verfolgungen, denen st« ausgesetz^war. Ein Brief, ln dem er ihr den Vorwurf machte, st« trag« dl« vermttwvr. tung dafür, daß er und die Kinder zugrunde gerichtet seien, hab« «r bald hinterher bedauert. In der Verhandlung am Freitag in dem Prozeß ward« der n Itangeklagte Hausdiener Otto Stange vernommen, der sich feilst als Urheber der der Gräfin zur Last gelegten Liebstädl« tn Polzin bezichtigt hat. Der Staatsanwalt hielt dem MitangettdMn unter allgemeiner Bewegung vor, daß er in der ' . ocm L». Juni bis SO. Juli in Mona M Host gesessen hm. Pu erklärte, man habe ihm seine Papier« gestohlen und «in astd habe unter seinem Namen im Gefängnis gesessen. Der Vorsitz! wie» Stange darauf hin, daß er wegen Meineide» verurteilt « den könnte. Der Polizeihauptmann Hefter, der über Ziehungen zur Gräfin Bothmer vernommen werden sollt«, verwei gerte die Aursage. (Große Bewegung.) Darauf wurde der Ehemann Graf Ludwig v. VSthMSr vernommen, der sich zur Auslage bereit erklärt«. Mein« Frsiu habe ich als Mädchen von 18 Jahren geheiratet, von ihrem vttwr Hal sie leichte» rheinländisches Bim geerbt, so daß manche» zu er klären sern dürfte. Sie hatte im Geldausgeben «in« leicht« Hm». Vor dein Kriege gelang es mir, ihr« Wünsch« zu «füllen; im Krieg mar sie dann auf eigen« Füße gestellt und ich konnte auch damtt» unseren Verpflichtungen nachkommen. Don meinem Bat« her «st ich eine Erbschaft an. Dann kam die Inflation. Ich könnt« mich auch dann noch immer für einen leidlich situi«kten Mann halte«. Nun kam aber die Deflati 0 nI E» ist leicht, auf «lei« Frau einen Stein zu werfen, aber viele andere Frauen «erde» sich auch nicht haben umstellen können. Ich mußt« Darlehen aufnehMeu, ging aber keine Wucherverpflichtungen «in, solchem erhielt dar Geld von Freunden. Anfang 1Ü25 erlitt ich einen Nm- venzusammenbruch und war 6 Wochen im Samttorimn. Damals übernahm meine Frau verschiedene Verbindlichkeiten, dl« ich «tzär deckte. -In der kritischen Zeit, al» da» passierte, rva» meinae Frau zur Saft gelegt wird, hatte ich Mittel genug, mein« Frau zu dium, so daß sie zu solchen Mitteln nicht greisen braucht«. Li« Unge heuerlichkeit des Verdachtes ist mir sehr nahe gegangen. G» K «r gewaltiger Unterschied bei Damen unseres Stande», ob ein, Lame gelegentlich mehr Geld ausgibt, al» sie darf, oder ob st« bchlechttg- ketten begeht, wie im Falle Polzin, oder im Fall« Rieck. Geheim rat Rieck steht mir sehr nahe. Unser Nam« ist viel genannt, worden In den letzten Wochen, aber ich erkläre: Ich trete voll für meist« FttM ein. Es heißt, sie habe mich betrogen, auch hier tret« ich für m«»« Frau ein. Ich bin meiner Frau sicher und mochte da» «ud für Hauptmann Hefter erklären. Es mögen wohl gesellschaftlich« Pw- stütze vorgekommen sein, aber nichts Unrechtes. Ich hoffe, auch die Schulden meiner Frau regeln zu können. Zu meinem Selbstmord- > --i W-.i U— Der Prozeß gegen -re Gräfin Vothmee. Var dem Schöfsengertcht st« Potzham hat sich di« Grift« Llltnor v. Bothmer geb. ». Gierke, unter Mr Anvm« Ms Diebstahl, tn mehreren Fällen zu verantworten, vor Fall Mr Kräsin hatte in der Powdamer Gesellschaft, rote «innerüch, voßm Äuffchen erregt und Graf Bothmer, der Ehemann Mr jetzigen An- geklagten, hatte, offenbar au» Gram über die seiner Frau zur vast gelegten Beschuldigungen, «inen Selbstmordversuch gemacht, konnte ober nach wochenlang»« Behandlung im Lrantentzacw gerettet werdöli. Di« Gräfin vothmer, di« in Mr Potsdamer Gesellschaft sehr bekannt war, lebt« tm Gegensatz zu ihrem Ehemann auf s«M «ro hem Fuß und sucht« sich für ihre einigermaßen kostspieligen Pas- jionen auf all« mögliche Art Geld zu beschaffen. Sie nahm meistens mit dem Hinweis darauf, daß ihr Gatte ReglerUNgsbeam- ler sei, Kredite von allen möglichen Geschäftsleuten tn Anspruch, machte aber auch Geschäfte mit gewerbsiiMtaen Seldverleihern und mutzte für -die aufgenommenen Gelder teilweise «norm hohe Zinsen zahlen. In nicht zu langer Zett hatten di« Schuldverpflich- mngen der Gräfin die Höhe von 10 000 Mark überschritten. Zu- i-mimen mit dem Polizeihauvmiann Hefter kaufte die Gräfin Bothmer sich «in Auto, obwohl ihr Mann nur über eip Monats gehalt von 628 Mark verfügte, ging zusammen mit dem Poliz-I- ojjizier auf Reisen und macht« fast überall, wohin sie kam, n-cht unerheblich, Schulden. Im August 1V2S ging der in Potsdam wohnende, zu der Gräfin Bothmer in verwandtschaftlichen Be ziehungen stehende Landgerichtspräsident a. D Rieck auf Reisen und hatte der Gräfin sticht nur di« Schlüssel zur Wohnung, son dern auch zu den einzelnen Schränken übergeben. Den zweiten Wohnungsschlüssel hatte der Landgerichtspräsident der Aufwärterin Padura ausgehändlgt. Lines Tages bemerkte nun di« Aufwärterin, doh ein Perserteppich au» der ihr anvertrauten Wohnung fehlte und benachrichtigte die Gräfin Bothmer. Letztere besichtigte zusam men mit der Frau B. die Wohnung, sprach aber die Vermutung vus, daß die Haushälterin de» Präsidenten offenbar den Teppich cingeichlossen habe und verbot, die Polizei zu benachrichtigen. Wr inge Tage später fand Frau Badura alle Schränk« und Kästen ge- ösjnet, ohne daß man Spuren von Einbrecherwerkzeug hätte be merken können. Es wurde festgestellt, datz viele Silbersachen, Kri stall und mehrere Teppiche fehlten.. Hausbewohner hatten jedoch beobachtet, daß die Gräfin an einem Nachmittag mit einem großen Paket die Wohnräume de« Präsidenten verlassen hatte und ein Hausbewohner bekundet« sogar, daß er nachts die Gräfin in der Wohnung de« Präsidenten beobachtet habe. Später wurden die ge- stohlenen Teppich» tn einem Pot»damer Leihhaus aufgefunden und der Besitzer versicherte, daß er die Teppich« von der Gräfin erhol- ten habe. Wie erinnerlich, hat dann die Gräfin einem katholischen Geistlichen in Potsdam einen Brief übergeben, den sie in ihrem eigenen Briefkasten gefunden haben wollte und in dem «ine stsmde Frau auf dem Sterbebett bas Geständnis abgelegt haben null, ihr Sohn habe zusammen mit anderen Tätern den Einbruch bei dem Präsidenten Rieck begangen und die Silbersachen am Hei ligen See vergraben. Tatsächlich ist das Silberzeug zum Teil auch dort gefunden worden. Inzwischen haben aber die Ermittlungen ergeben, daß die Gräfin einen Teil der Silbersachen ihrem iNDer» lin wohnenden Schneider, Namens Schiller, angeboten hat. Dresdner Plaudereien. Dr. Eckener la Dresden. — Eine Tischrede Dr. Stresemann». — General Müllers letzt« Fahrt. — Avsklang ia Reick. — Liebe and Trompetendlasen. — Der vielbegehtte Tenor. Als der dänische Polarforscher Amundsen von seinem nicht geglückten Flug zum Nordpol wieder zurückgekehrt war, erörterte man in der Presse ote Möglichkeit, überhaupt mit einem Lufffahrzeua an den Pol zu kommen. -Darüber war man schließlich einig, daß di " Luftschiff m Krage kommen art große Luftschiffe, wie sie hi. Und dann wollte man auch nicht
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