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Der sächsische Erzähler : 08.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192511082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19251108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19251108
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-08
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 08.11.1925
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Der Sächsische Erzähler :snlvean bei ihr den Die un- Die nur mon Sorge bereiteten. - von der ungünstigen Arbeits- Stillegungen und den überall auf- 1. BettliM »« «««« l 2»1 ^!trbefferun--n , A HV-llMw»»« -/»W/, -VW» Wurzel de« deutsch«» i um < Abend hatte er erhöhte Temperatur mochte mit dem Zahnen Zusammenhängen. Ellen gab sich unterdessen redliche Mühe mit Knut. .Stundenlang lies sie des Tage» mit ihm spazieren m Waid und Feld, nur um ihn von Lies abzulenken, die ec le!»,, ast nervös gemacht hotte mit seinem ewigen ..kommst du "!chi endlich, Lier?" ' - Abends aber, wenn die, anderen alle geniüllich im Wohnzimmer saßen oder draußen auf der von P'e ',nr!ait umrankten Veranda, machten Knut und Ellen in d,c Gae- tenstube Musik. Dann konnte es geschehen, daß sie beide ganz vcisanken ln ihr Spiel, nicht merkten, wie di« Stunden verschmoren «> VWMW^-r .v.. . betrüg« durch kurzfristige Stundungen und Bewilligung von Teilzahlungen Erleichterung gewahrt wird. - - « Ausrandstredit« tedialtch sür übel». Oieuererleichieruuge« wegen Snrieschä-en. Die Ernteschüden, die diese» Jahr infolge Unweit«"» in I einigen höher gelegenen Legenden de» Lande», ins^fon» I dere im Erzgebirge und Vogtlande eingetreten sind, sind I nicht so gleichmäßig auf bestimmt abgrenzbare Gebiete be» I Kränkt, daß — wie im Vorjahre — die Bestimmung steuer» I sicher Notgebiete in Frage käme. E» erscheint d-her dem »sächsischen Finanzministerium in diesem Jahre nicht angän- Igig, für die Landwirtschaft allgemeine Erleichterungen hin- I sichtlich der Landessteuern (Grund» und Gewerbesteuer) an- I zuocdnen. Die Bewilligung von Steuererleichterungen muß I vielmehr auf den einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb ab- II ^-stellt werden. Das Finanzministerium Hal deshalb angeordnet, daß I die durch Unwetter und dergleichen erheblich an ihrer Ernte I geschädigten Landwirte, die Erleichterungen hinsichtlich der I (gründ- und Gewerbesteuer glauben in Anspruch nehmen zu I können, aufaefordert werden, bis spätestens zum 20. No» I vember ds. Js. ihre Ernteschäden bei derjenigen Gemeinde» I Behörde, die die Grundsteuer einhebt, anzumelden. Wls- l sentlich falsche Angaben sind gls Steuerhinterziehung straf» I bar. Die Gemeindebehörden haben, die Anmeldenden bei ! Ausstellung der Anmeldung zu beraten und zu unterstützen, auch die Angaben der Geschädigten sachlich und rechnerisch genau zu prüfen und gegebenenfalls sofort richtig zu stellen. Erforderlichenfalls sind Sachverständige zuzuziehen; Kosten sind nach Möglichkeit zu vermeiden. Im Einvernehmen mit dem Wirtschaftsministerium werden die Amtshauptmannschaften angewiesen, die Ge meinden ihres Derwaltungsbereichs von vornherein bei Aufstellung, Prüfung und Bestätigung der Schaden-Anmel dungen sowie wegen der Heranziehung von Sachverständi gen in geeigneter Weise zu überwachen und auf Aenwen- dung gleichmäßiger Berechnungsgrundsätze hinzuwirken, er forderlichenfalls auch darüber mit den benachbarten Amts hauptmannschaften ins Benehmen zu treten. Denjenigen Landwirten, die wegen der im Jahre 1924 erlittenen erheblichen Ernteschüden unter die für die Not gebiete verfügten Steuererleichterungen fielen und in die sem Jahre wiederum erheblich an der Ernte geschädigt wor den sind, werden die bisher bis 15. November 1925 gestun deten ersten beiden Grundsteuer- und Gewerbesteuertermine (Vorauszahlungen) des Rechnungsjahrs 1925 vorerst zins los allgemein bis auf weiteres weiter gestundet. Die end gültige Regelung dieser Fälle erfolgt im Zusammenhang mit der nach dem 15. Dezember 1925 berichtigten Fest setzung der Steuererleichterungen wegen der bisherigen Ernteschäden. Für die Fälle, in denen zwar im Jahre 1921 s 'were Ernteschäden vorlagen, in diesem Jahre aber keine erheblichen Ernteschäden eingetreten sind, kann eine weitere allgemeine Stundung der beiden ersten Grund- und Ge werbesteuertermine (Vorauszahlungen) des Rechnungsjah re) 1925 über den 15. November 1925 hinaus nicht verfügt werden. Das Finanzministerium ist jedoch damit einver standen, daß erforderlichenfalls auch in diesen Fällen auf Antrag je nach den besonderen Verhältnissen des Steuer pflichtigen bei der nachträglichen Einziehung dieser Termin- > Lies Miner Geschichte einer Ehe von Leontine v Winterfeld. Copyright by Greiner L Co.. Berlin W kN vit ckiuno.» «Nachdruck verboten.) Endlich, als es ihr fest genug zu schlafen schien, legte sie es leise und behutsam in seine Wiege zurück und deckte es zu. s ann kniete sie nieder am Stuhl und legte den Kopf in beide Arme. Sie wollte beten, aber sie fand die Worte nicht. Nur ihre Seele schrie zu Gott. Schrie in namenloser Angst uw das Leben ihres Kindes. Sie wollte, sie müßte es Gott obringcn, dieses kleine, winzige, flackernde Flämmchen. Denn es war ja unmöglich, einfach undenkbar, daß dieses kleine Wesen nun seine Bahn beschließen sollte, die es kaum betreten. Undenkbar, daß aus dem höchsten, seligsten Glück mit einem Male das tiefste, wehste Leid werden sollte. Un dankbar, daß das, was Gott einem eben mit der einen Hand gegeben, er nun mit der anderen Hand wieder nehmen wollte. Hatte sie nicht immer geglaubt, daß Gott ein Gott der Liebe war? Aber wenn er nun? — Nein, nein, das war nicht auszudenken! Das war widersinnig, widerna- iürlich! Und doch? Gab es nickt auf der weiten Erde so viele, winzige kleine Kindergräber? Und Mütter, die kein Kind mehr hatten? Und Häuser, ist denen nie mehr Kinder lachen und Kinderweinen tönen würde? Lies biß die Zähne zusammen und stöhnte. „Nur das nicht, mein Gott, nur das nicht! Nimm mir alles andere — nur das nicht." Dann hob sie wieder lauschend den Kopf und sah über den Wicgenrand auf ihr schlafendes Kind. Schlief es wirk lich? Wie blaß es war, — jetzt nach den fiebernden Bäck chen erst. Dann tastete sie noch der kleinen Hand, die auf dem Deckbett lag, zur Faust geballt. Die war noch ganz warm, — ganz warm, gottlob! Wieder sank ihr Kopf zurück auf die Arme. Hin und bei jagten die Gedanken, wirr und aufgeregt. War Lies Rainer cingeschlasen? Auf einem großen, dunklen Felde hielt sie etwas, — etwas Kaltes, Schweres. Tastend glit ten ihre .Hände über das Kalte, Schwere. Schleppend gin gen ihre Füße, — sie war so müde, so todmüde, — sie trug ja ihr lates Kind zurück zu Gott, weil sie ihn bitten wollte, ihm noch e,inmal einen lebendigen Odem einzuhauchen. Aber sie wnme ihm etwas geben dafür, er wollte es ja. Aber war? suchend lind tastend griffen ihre Hände über Kleid. .Wo« lall ich dir denn geben, mein Gott?" .Da» Liebste, was du host." .Dos ist da» Herz des Manne», den ich liebe." .Gib er mir." . ii-rie sie aus und nahm die kleine Leiche in Arm ustv schaute sich um, rott»», -Ust»». Aber eine weiche Stimme flüsterte in ihr Ohr: „Du warst falsch gegangen, Lies, das ist ja gar nicht Gott. Gott ist ganz anders. Lies. Du hast dich wohl verirrt." Aber sie konnte vor Weinen nicht weitergehen. Da wachte sie auf. Noch immer liefen ihr die Tränen über das Gesicht. lieber das Kind beu-sts sie sich und küßte weinend seine kleinen, welken Hände. Gottlob, es schlief noch! Aber, — wie war des gewesen im Traum? Was hatte sie geben sollen dafür? Ihres Mannes Herz für das Leben des Kindes? Welch wahnsinniger Traum! Vorsichtig — schleichend tastete sie sich aus der Tür, — hinüber in den Flur, — in das nämliche Zimmer, in dem damals ihre Aussteuerwäsche gelegen, — da schlief Knut. Er hatte das Fenster weit offen in seiner Stube, so daß die Helle Juninacht voll hereinsah. Da lag er und schlief, den Kopf zurückgemorfen, — stolz, selbstbewußt, kraftvoll. Da ging es ihr durch den Kopf: „Was ist doch für ein großer Unterschied zwischen Vater und Mutter! Wie kann ein Vater schlafen, wenn sein Kind so krank ist? Aber was missen Mäi)ner davon! Er hält es ja für ganz ungefährlich — und ist wohl auch müde vom Pirschen." Näher schlich sie sich an sein Bett, ängstlich, ihn nicht zu wecken. Leise küßte sie seine große, braune Hand, die lose über dem Bettrand bing. O, wie sie ihn liebte! Wie sie ihn liebte! Mochte doch die ganze Welt kommen und mit ihr kämpfen um die Liebe dieses Mannes. Sie würde sie alle auslachen und dennoch Siegerin bleiben. Wie hatte der gräßliche Traum gesagt? Das Leben deines Kindes oder dos Herz deines Mannes! Dummer Traum! Dummer, dummer Traum! Als ob Gott einen so namenlos reich macht, damit man wieder arm wird!' War das nicht lächerlich? Absurd? Tief, tief holte sic Aiem. Und küßte ihn noch einmal. — ängstlich, behutsam. Dann schlich sie lautlos auf den Zehenspitzen zurück zu ihrem schlafenden Kinde. Der Kleine schlief weiter bis,zum Margen, trank dann sogar sein Fläschchen und hatte normale Temperatur. Lie» war selig. Aber sie wagte noch nicht, von seinem Bettcben zu gehen, zumal er noch viel weinte und unruhig war. Sie lieft die Mahlzeiten heraufbringen und empfing alle di« teil nehmenden Besuche an der Tür, damit der Junge nicht ge stört würde. Ellen, die schon in der frühesten Morgenstunde kam, nach ihr^u sehen, nahm sie rasch beiseite. „Ellen, icff habe eine riesige Bitte an dich. E'- "" Appell an deinen Geist, deine Gutmütigkeit und deine Zeit." Ellens Augen leuchteten vor Freude. „Ach, alle», Äle», Lie», wa» ich dir zuliebe tun kann. Ich hab« mich sa st schrecklich geängstigt um den Jungen, Die VSrfe«woche. Währ »d an den Weltbörsen, vor allem an der Re» Börse, eine starke HaiMtrömuna herrsch», breitet sich an de schen Börsen von neuem ein« Atmosphäre nervöser Mut , au». Man debattiert über di« Frage, ob «» sich hierbei um Na äußeren Anzeichen einer völligen Auslösung der deutschen Lm» schäft oder um di« letzten Zuckung« einer Krisis hansttd R« dH reit» ihren Tiefpunkt erreicht hat. Lie Krisis an der Börst -ußm sich vor allem darin, daß sich am Markt« der Kasso-Jndustrie» Werte ein Auflösungsprozeß entwickelt, der ohne Beispiel in her Geschichte der deutschen Börsen tst. Bet einem Angebot, dy» Mit unter nur einige hundert Mart beträgt, weichen dl« Kurse tagtäg lich von neuem. Die Großbanken sehen dieser Kur»zerrüttung mit verschränkten Armen zu. Man kann e» oerstehen, daß di« Bansin bei der jetzigen ersten Wirtschaft,lag« ihr« an und für sich nicht großen Mittel nicht in Effekten sestlegen «ollen. Aber b«t eint- gem guten Willen und mit relativ geringen Mitteln könnten st« hier und da «ingreifen. Schließlich gefLhroet dies« Kur»z«rküttuNii ja auch ihre durch Esfektenhinterlegung aedeckten Debitoren. Wie groß aber die Kreditnot Ist, zeigt dieser Verfall de, Kalsa-Indu strie-Aktienmarkte». In früheren Krisenzeit« fanden sich eben allmählich doch Kapitalisten, dl« ausidle Hoffnung hin, daß lstik Krisis ein« Tatze» einer Besserung welchen werd«, solche Baisse- zeiten zu Esfektenkäusen benutzten. Der Hinweis auf die DIvlven- bcnlostgkett der meisten deutschen Wertpapiere ist nicht stichhaltig. Es gibt eine ganz« Reihe von Industriezweigen, die bei gutem Ge schäftsgang entweder schon für das verflossene Geschäftsjahr r«ht .ansehnliche Dividenden ausgeschüttet haben, oder solche Dividend« in Aussicht stellen können. Aber selbst Aktien von solchen Gesell- schäften stehen weit unter dem Parikurse. Das gesamte Kursniveau entspricht wieder dem Tiefstände im vorigen Vierteljahr. Neben der Kursderoute am Kassa-Jndustrie-Aktlen-Martt hat die Börsen depression ihre Wurzeln ln der Tatsache, daß dl« Zahl der Zah- lungseinstellungen uNd der Illiqutditatserscheinungen selbst bei altangesehenen Firmen beständig zunimmt. Die Undurchsichtigkeit der innen- und außenpolitischen Lage wirkt ebenfalls verstimmend, zumal auf Locarno hin im Jnlande wie im Auslande * ch recht beträchtliche Hausse-Engagements eingegangen worden waren. Dy- durch hat sich die börsentechnische Situation verschlechtert: der größte Teil der Baisse-Engagements ist in den Tagen von Lo carno zur Lösung gelangt, so daß nur noch die kleine Tagesspekt'- lation sich von einem Tage zum andern ä I» Baisse betätigt, väh- rend die Hausjeoerpfllchtunaen im Verhältnis zu der allgrme nen K.ipitalsschwäcke nicht unbeoeutenwstnh.' Im Zusammenhang hier mit steht es auch, daß bald nach Erledigung de» Ultimo die Medso- verpslichtungen schon wieder der Spekulation Sorge bereiteten. Ein Druck auf die Kurse geht ferner Marktlage, vvn den zahlreichen Stiik„—„... . —, flammenden Lohnkämpfen aus. Die Situatlon In der Eiseninbu. strie hat durch den Rückgang des französischen Franken, der die französische Konkurrenz auf dem Wellmarkte verstärkt, ein« Neue Verschärfung erfahren, zumal die bisher als aussichtsreich beurteilt teu Verhandlungen über einen westdeutschen Montratrust wieder ms Stocken geraten sind. Vorübergehend regten einig« größere Auslandsbestellungen, sowie die günstigen Ziffern der Waggons«- tellung für Kohlen an, sehr bald aber verfiel der Markt wieder in lervöse Schwäche und Unsicherheit. Dabei spielten auch die un«r- reulichen Vorgänge am Markte der landschaftlichen Pfandbriefe eine Rolle. Diese Papiere, die als „mündelsicher" gelten, erlitten starke Rückgänge, bis dann in den letzten Tagen eine gewiss« Be ruhigung eintrat. Dorkriegepfandbriefe waren dagegen auf die Besserung dor Aufwertungsquote gesucht. Einigermaßen behaup tet waren Anilin-, Elektro- und Textllpaplere, sowie di« an der Freigabe der deutschen Vermögen in Amerika interessieren Po- » -WM- - - - > — - »»—'». und die ganze Nacht kein Auge zugetan. Weil ich immer dachte, cs sei durch meine Schuld etwas verfehlt gewesen." „Aber Liebling, das ist doch Unsinn." Lies legte weich den Arm um die Schwester und küßte sie. Ungeduldig drängte Ellen: „Na los, was kann ich tun für dich?" „Ja, sieh mal, Schatz, ich werde jetzt die nächsten Tage noch schwerlich vom Jungen wegkönnen, hätte auch gar keine Ruhe wo anders. Nun kennst du ja aber Knut. Der ist sofort traurig oder gar gekränkt, wenn man nicht immer bei ihm ist. Ich möchte ihm so schrecklich ungern weh tun. Aber sieh mal Männer begreifen solche So''-n. um cin klei nes Kind einfach nicht. Und damit er sich nicht wun dert über mein vieles Abwesendsein und nicht denkt, daß ich eine zimperliche Mutter bin, — kannst du ihn nicht ein bis sel ins Schlepptau tzehmen, Ellen?, Sieh mal, zu H-nije bat er ja seine Arbeit, aber hie- am Urlaub ist er immer so hilf los und verlassen ohne mich. Vater und Fried haben den ganzen Tag auf dem Felde zu tun, Mutter Ihre Hauswirt schaft, da kann sich halt niemand so recht um ihn kümmern." Ellen lochte und streichelte Lie«' blasse Wangen. „Süße Lies, sorg dich nur auch nicht noch darum. Also der langen Rede kurzer Sinn ist, ich soll meinen teuren Schwager beschäftigen und von dir fern halten, so lange der Prinz noch nicht auf dem Damm. ist. Gut, machen wir' Obgleich es mein Schlimmstes ist, von Knut Geschicktsoox- lesungen anhören zu müssen. Aber was tut man nicht alle» seinem armen, sorgenvollen Schwesterchen zuliebe. Weißt du was, ich nagele ihn ans Klavier, da sitzt er stundenlang. Aber kann ich dich vorläufig nickt ablösen hier? Nash schläft ja alles im Haus, du siebst so übernächtig aus. hast so tiefe Ränder unter den Augen. Geh Schatz, leg dich ein bißchen aufs Ohr." Aber das wollte Lies nicht, auf keinen Fall. Sie mußte der W'ege bleiben und wachen. In Nilmer kamen und gingen die Tage. Die Sorge ihren Jungen machte Lies noch lange zu schassen. Jeden nd hatte er erhöhte Temperatur und schrie so viel. Das Die Wirtschaft-Woche. 2si der ,Tiefpunkt" überwunden? — Kapilalwaekk und Ver schlechterung der ZahlunMsitteu. — LetriebsumsteSungen und Preisfrage. ( Ist der wirtschaftlich« Tiefpunkt überschritten? Biele ur teilsfähige Wirtschastssührer behaupten es. Freilich ist man sich darüber einig, daß vorerst nur Symptome der Besserung in einzel nen Geschäftszweigen wahrnehmbar sind, ohne daß di« Wirtschafts kurve selbst eine Wendung nach oben genommen hat. Wir leben in einer Ucbergangszeit voller Widerspruche. Der Arbeitsmarkt hat eine weitere, deutliche Verschlechterung erfahren, in der ersten vktoberhälfte ist die Zahl der Erwerbslosen von 26SOVO aus 2S80N0 oder rund 12 Prozent gestiegen. Dte Verschlechterung des Arbeitsmarktes erstreckt sich nicht nur auf dl« Schwerindustrien und die weiterverarbeitenden Industrien, sondern neuerdings auch aus die Konsumlndustrien und das Bekleidungsgewerbe. Freilich muß man sich darüber klar sein, daß die Verschlechterung de» Arbeits marktes zu einem großen Teil auf die organisatorisch« Umstellung unserer Industrie zurückzuführen Ist, die darauf hinzielt» die Pro duktion dein verringerten Bedarf und dem zusammenaeschmoizenrn Betriebskapital anzupassen. Trotz dieser Betriebsumstellungen, die nun einmal mit Arbeiterentlassungen verknüpft sind, nimmt di« Koksproduktion zu und die Transportleistunaen der Reichsbahn sind auf eine noch nie erreichte Höhe gestiegen. In einzelnen Teilen tst eben das Bild der Wirtschaft durchaus nicht ungünstig, so in der Elektroindustrie, in der Spezialmaschlnenindustrir, in den meisten Zweigen der Textilindustrie. Dagegen hat sich der Jnlandsabsatz der Eisenindustrie trotz der umfangreichen Aufträge der Reichs bahn in Eisenbahnmaterial weiter verschlechtert. Man kann sich auch nicht des Verdachtes erwehren, daß die Belebung In einzelnen Industrien, sowie ein Teil der Auslandsaufträge eine Begleit erscheinung der Auslandskredlte sind, dte die Kommunen und ein zelne Industriekonzerne erhalten haben. Das Ausland finanziert gewissermaßen Aufträge, die es der deutschen Industrie ertyjlt, so wie Aufträge der „öffentlichen Hand". Auf der anderen Seite ist es verhängnisvoll, daß ein Teil der Auslandskredite nur unter der Bedingung gegeben worden ist, daß der Erlös ganz oder teilweise zur Bezahlung ausländischer Fabrikate benutzt werde. — Sehr nachteilig wirkt das Nachlassen der Kaufkraft der ländlichen Be- völkerung als Folge der Preisrückgänge der Agrarprodukt«. Kreditnot der landwirtschaftlichen Bevölkerung eröffnet leider günstige Aussichten sür den Verlauf des Weihnachtsgeschäft». Die Kapitalversorgung bleibt weiter überaus ungünstig. Gelderleichtcruna an der Börse und am Prioatdiskontmarkte ist auf die Geldflüssigkeit der öffentlichen Stellen zurackzuführen, die infolge der unnatürlich hohen Abschröpfung von Steuergeldern nicht wissen, wie sie ihre großen Mittel kurzfristig anlegen sollen. Der Markt der Wirtschaftskredite bleibt von dieser Geldflüssigkeit leider unberührt. Immerhin nimmt die Kapitalbildung im In nern, wie sich aus der Steigerung der reinen Repositen aus den Sparkasse» ergibt, weiter langsam zu. Trotzdem haben sich die Zah- lungssitten »weiter verwildert. Niemand zahlt pünktlich und die Ziele werden von den Käufern immer weiter ausgedehnt. Diese Unsicherheit der Zahlungseingänge ist eine Gefahr für das ganze Wirtschaftsleben. Besserung der Zahlungsmoral ist eine der wich tigsten Voraussetzungen für den Wiederaufbau. Die Preissenkungsaktion der Regierung erleidet eine Nieder lage nach der anderen. Die Lebensmittelpreise haben bald wieder dc» Höchststand vom August erreicht. Das Hereinströmen von Aiislandskceditcn wirkt auch in vielen Industrien preissteigernd. Die Kartelle unterbieten im Auslände, um die Inlandspreise hoch- halten zu können. Das gesamte Preisniveau bewegt sich aber im Exportgeschäft vom Standpunkt der Rentabilität aus noch immer weit über den Weltmarktpreisen. Die Preissenkung muß bei den industriellen Rohstoffe« anfangen. Den Rohstoffindustrien müssen
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