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12 nach Norden geht, und wenn irgend ein solches homogenes Parallelepipedum oder gerades rechtwinkliges Prisma, welches mit eimem Ende auf einer Ebene aufrecht steht, so durch seine eigene Trägheit fällt in dem die tragende Fläche unter ihm plötzlich in der Richtung ihrer Ebene selbst bewegt wird (wie durch die horizontale Componente eines Erdbebens-Stosses), so muss die Geschwindigkeit der Fläche sein; 2 4 g . r——- /T—-cos.AA t v/ ai + b2 x ( tos ^ ) in welcher Formel a die Höhe des festen Körpers , b seinen basischen Durchmesser oder seine Dicke, 5 den Winkel zwischen einer Seite und einer durch den Schwerpunkt zur Aussenseite der Basis gezogenen Linie bezeichnet, V aber gleich ist 2gh (A the angle formed by the side and a line drawn through the centre of gravity to the extremity of the base and V = 2gh). Diese Geschwindigkeit ist unabhängig von der Dichte und dem Material der festen Körper, weil die umwerfende Kraft (oversettingforce) *), welche die eigene Trägheit ist, immer der Dichte proportional ist. Das ist die Grundlage aller genauen Beobachtungen von umgefallenen oder von der Stelle gerückten Gebäuden in Gegenden, welche von Erdbeben getroffen wurden ; darnach lässt sich nicht blos die Richtung (der horizontalen Componente) des Erdbebenstosses ermitteln, sondern auch eine ziemlich richtige Schätzung der Geschwindigkeit machen. Bei einer gegebenen Geschwindigkeit V ist es daher möglich die Dimensionen a und b zu bestimmen, bei welchen der feste Körper eben Umfallen muss (shall just overset) **); und bei derselben Geschwindigkeit wird ein ähnlicher fester Körper, wo aber 5- grösser ist, stabil bleiben; immer angenommen, dass durch die Reibung an der tragenden Fläche eine hinlängliche Adhäsion gegeben ist um eine Verrückung zu hindern. Wenn auf einem rechtwinkligen Prisma, z. B. einer Mauer, sich ein gerader Cylinder, eine Säule, befindet, deren Basis-Durchmesser b sei, so ist Y 9 15b 2 -f- 10a 2 „ , r—— : — 1 =* j-^1 X g V a*-Kb*.(l— cos. 30 Das giebt uns die Mittel an die Hand, einen Seismometer von grosser Einfachheit zu construiren, welcher (wenn ein besseres Instrument eben nicht angewendet werden kann! die horizontale Geschwindigkeit des Stosses innerhalb einer sehr geringen Fehlergrenze angeben wird. Man lasse sich zwei gleichartige Sätze gerader Cylinder — jeder Satz zu etwa 6 bis 12 Stück — verfertigen , alle von derselben Höhe a und aus demselben Material, aber von verschiedenem Durchmesser, so dass in jedem Satze eine gleichmässige Abnahme vom grössten zum kleinsten Durchmesser stattfindet. Füs Erdbeben-Beobachtungen von mittlerer Intensität wird es am besten sein, wenn der Cylinder vom d grössten Durchmesser eine Höhe hat, welche dem dreifachen Durchmesser entspricht, wo also b—~, und Eine bestimmte Anzahl von Cylindern , deren Durchmesser zwischen diesen beiden Extremen liegt, wird eingeschaltet, und je grösser, die Anzahl, desto genauer wird das Instrument. Sechs bis Zehn in jedem Satze werden jedoch zu allen Beobachtungen hinreichen. Für Beobachtung besonders heftiger Stösse werden bei allen Cylindern die Durchmesser im Verhältniss zur Höhe grösser gewählt werden müssen. Das Material der Cylinder ist gleichgültig — Gusseisen, Stein , Thon oder andere Substanzen, die man zur Hand bat (nur dürfen sie beim Umwerfen nicht zerbrochen werden können); kein Material wird aber besser entsprechen, als hartes, gut ausgetrockneles Holz von gleichmässiger Beschaffenheit, mit gerade verlaufenden Fasern und von gleichem specifischen Gewicht, aus welchem man die Cylinder auf der Drechselbank machen und deren Grundflächen man mit Leichtigkeit vollkommen senkrecht auf die Axen herstellen kann. Auf irgend einem horizontalen und festen Boden bringe man nun zwei Bretter an, wie in Fig. ©, deren Längsrichtungen sich beziehungsweise von Norden nach Süden und von Westen nach Osten erstrecken *) Es ist wohl dasselbe, wa» die deutschen Physiker gewöhnlich als das „Mass der Standfähigkeit“ bezeichnen. Anmerkung d. Bearbeiters. **). Was die deutschen Physiker „Griinze der Stabilität“ nennpn.. Anmerkung d. Bearbeiters;