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Alexis Perrey, Professor in Dijon (seit mehr als 30 Jahren mit unermüdlicher Ausdauer seismologischen Studien zugewandt). Robert Mailet in England und G. H. Otto Volger in Deutschland. Der eigentliche Begründer der Erdbeben-Physik ist R. Mailet, der zuerst die Wellenlehre zur Erklärung der bei Erdbeben vorkommenden Erscheinungen benützte. Seine „Dynamics of Earthquake“ (erschienen in den Transactions of the Royal Irish Academy, Vol. XXI, 1848) war darum ein in diesem Zweige der Wissenschaft epochemachendes Werk. Zahlreiche andere wichtige Arbeiten über die Erdbeben- Erscheinungen veröffentlichte er dann in den Reports of the British Association for the advancement of Science, 1850 — 1858, worunter besonders wichtig ist der Bericht über seine, mit bewunderns- werthem Scharfsinn angestellten, Experimente bezüglich der Fortpflanzungs-Geschwindigkeit von Erd- Wellen in verschiedenen Gesteinen. Humboldt selbst hat Mallet’s grosse Verdienste um die Physik der Erde und der Erdbeben insbesondere im 4. Theile seines Kosmos in schmeichelhaftester Weise anerkannt. Wenn nun ein solcher Mann die Resultate seiner vieljährigen Studien in Kürze zusammen fassend darlegt und eine Anleitung* giebt zur leichten, sicheren und die Wissenschaft fördernden Beobachtung dieser schwer zu untersuchenden und doch so häufig vorkommenden Phänomene, wie das Mailet in seinem Treatise „on earthquake phtenomena“ (1859, 3. Auflage) getlian, so verdient das nicht blos unseren besonderen Dank, sondern wegen des Nutzens für die Wissenschaft, auch weiteste Verbreitung. Die genannte Arbeit Mailets, im Admiralty Manual of the British Navy erschienen, ist meines Wissens nicht in den Ruchhandel gekommen und auf dem Continente so gut wie unbekannt. Durch die wohlwollende Güte des Verfassers erhielt ich einen Separatabdruck dieser Abhandlung, und ich erlaube mir nun eine deutsche Bearbeitung derselben, zu der ich die Ermächtigung des Verfassers erbeten und erhalten, hier dem wissenschaftlichen Publikum vorzulegeu. Ich halte ein Gymnasial-Programm für einen zur Publication dieser Bearbeitung besonders geeigneten Ort, weil meine Herren Collegen an Gymnasien und Realschulen, von denen viele meteorologische Beobachtungen und Studien mit Recht besonders pflegen und praktisch treiben, Gelegenheit zur Benützung der Vorschläge des grossen englischen Physikers und zur Anwendung seiner leicht herzustellenden Apparate haben werden. So möge denn meine Uebersetzung den Nutzen für die Wissenschaft stiften, den ich beab sichtigt, und mögen meine verehrten Herren Collegen in Marmaros-Sziget, Komoru, Kronstadt, Essek, Agram, Wien.-Neustadt, Cilli, Laibach, Klagenfurt, Triest, Ragusa, Innsbruck und an anderen Orten in Erdbeben-Terrains bald in Mallet’s Geiste beobachten und so zur Vermehrung unserer Kenntnisse über eines der grossartigsten Naturphänomene beitragen. Ich werde dann für die kleine Mühe, die mich diese Arbeit gekostet, mehr als belohnt und stolz darauf sein./ zu diesem hohen Zweck den Vermittler und Handlanger gemacht zu haben. H. J. L