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Nur in Südwestdeutschland finden sich einige geschloffene (ge pflanzte) Hochwaldbestände vor. Ebenso bescheiden wie in den Bodenansprüchen ist sie auch in ihren Anforderungen in be zug auf Wärme und Licht. Auf schlechten Böden nimmt aller dings das Lichlbedürfnis erheblich zu, eine Erscheinung, die sich bei allen Schattenhölzern beobachten läßt. Die Weißbuche kommt aber auch auf Sandböden noch recht gut fort, und sie wird dann als Gesellschafterin der Kiefer für die Waldwirtschaft wertvoll, weil sie in höherem Alter durch die Beschattung das wuchernde Heidekraut unterdrückt und durch den starken Laubfall im Herbst zur Bodenverbesserung beiträgt. Sie ist überhaupt der erklärte Liebling des Försters. Frost und Kälte können ihr wenig an haben, denn sie ist aus ihrer russischen Heimat an tiefe Winter temperaturen gewöhnt, und auch von Krankheiten und Feinden bleibt sie auffallend verschont. Den Namen Weißbuche haben ihr die Handwerker gegeben wegen ihres gelblichweißen, harten, schwer spaltbaren Holzes, dessen Festigkeit ihr auch die Bezeich nung Hornbaum eingetragen hat. (Das Holz der Rotbuche ist zum Unterschied rötlichweiß.) Aus Weißbuchenholz werden Holz schrauben, Stiele für Axt und Spaten, Dreschflegel, Schuh leisten und viele andere Gegenstände hergestellt, die große Festig keit erfordern. Auch vom Stellmacher wird es hochgeschätzt, außer dem ist es ein vorzügliches Brennholz. Die zweite Familie, die wir innerhalb der Gruppe der Kätzchen träger betrachten wollen, ist die der Weidengewächse (Sslicaessn), zu der die Weiden und Pappeln gehören. Von den Birken gewächsen weicht diese Familie sehr wesentlich ab, weil männliche und weibliche Kätzchen aufgetrenntenBüumenblühen,sodaßman eigentlich männliche und weibliche Bäume oder Sträucher unter scheiden müßte. Während sonst alle Käychenträger die Bestäu bung der Blüten dem Wind anvertrauen, haben sich die Weiden als ,Postillon ck'smour" die Insekten erwählt, die mit größerer Zuverlässigkeit als der launische Wind den Transport des Pollens auf die weiblichen Narben der Fruchtblüten vermitteln. An heiteren Frühlingstagensummt und brummt es um dieblühen- den Weidenbüsche wie in einer Orchesterprobe. Bienen und Hum meln haben sich eingefunden, um den reichlich erzeugten Pollen von den männlichen Blüten abzuweiden. Goldwespen, Schma- roherwespen und die Hummelschwebfliegen stürzen sich begierig auf das leckere Mahl. Zitronenfalter, Füchse und Trauermäntel, die den Winter über in Baumspalten und schützenden Verstecken in Schnee und Kälte ausgcharrt haben, gaukeln im Sonnenglast wie trunken von Blüte zu Blüte, um sich nach den langen Ent behrungen des Winters zu stärken. Der mehlige Blütenstaub macht natürlich durstig. Da ist es gut, daß die weiblichen Blüten der Weiden auch reichlich Nektar ausscheiden, so daß die zahl reichen Besucher abwechselnd von den männlichen und weiblichen Blüten angelockt werden. Anden auf langen Staubfäden stehen den Staubbeuteln bepudern sich die Insekten über und über mit dein gelben Pollen, den sie bei ihren wechselnden Besuchen auf die Narben derweiblichenBlütenkützchenübertragen. DieWeiden bieten den Honigbienen die erste Nahrung im zeitigen Frühjahr, und aus diesem Grunde sind die blühenden Pflanzen unterNatur- schutz gestellt. Von der Gattung der Weiden (8ällx) kennt man rund 160 Arten, die sich nur schwer voneinander unterscheiden lassen. Da die Weiden von Natur aus die Neigung haben, untereinander leicht Bastarde zu bilden, die allerdings nur in seltenen Fällen fort pflanzungsfähig sind, wird die Verwirrung in der Systematik derWeiden noch größer, so daß selbst die Botaniker Mühe haben, reine Arten und Blendlinge mit Sicherheit zu erkennen. Die Nach dem Laubausbruch brechen Ende April bis Mai aus größeren Knospen der vorjährig en Triebe die bleichgrünen, etwa 3-5 em langen, herabhängenden, männlichen Kätzchen hervor. Die weiblichen lockeren Ähren, aus denen nur die roten Narben sichtbar werden, entwickeln sich an den Spitzen diesjähriger Kurztriebe. Die Bestäubung erfolgt wie bei allen Birkenge wächsen durch den Wind. Die Fruchtblüten reifen im Oktober zu kleinen st- ein großen Nüßchen heran, die mit einem mäch tigen bis 4 em langen, dreizackigen Deckblatt versehen sind. Wie mit einem kleinen Flugzeug wird das Nüßchen nach dem Laubfall vom Winde weit davongetragen. Eine fruchtende Hainbuche gewährt mit dem reichen Fruchtbehang, der über die ganze Krone verteilt ist, einen ganz eigenartigen Anblick. Die Mannbarkeit setzt bereits sehr früh ein, selbst im Schluffe um das 20. Jahr, und die Tatsache, daß die Hainbuche ost zwei oder drei Jahre hintereinander reichlich Samen trägt, zeugt von ihrer großen Fruchtbarkeit. Ebenso erstaunlich ist ihr Ausschlagsvermögen; man kann eine Hainbuche köpfen wie eine Weide, wie es in früheren Zeiten zur Brennholzgewin nung geschah. Ihre Erneuerungskrast ist so fabelhaft, daß sie ihre Krone rasch wieder ersetzt, und zwar in der struppigen, buschigen Form, wie wir sie bei den Kopfweiden gewohnt find, nur viel seltsamer und verkrüppelter. Verbreitung ihrer sämtlichen Arten, die alle mehr oder weniger lichtliebend sind, ist auf die gemäßigte Zone der nördlichen Halb kugel beschränkt, mit Ausnahme der aus dem Orient, ursprünglich aus China und Japan stammenden echten Trauerivcidel8ällx kab^iömcu), die wegen ihrer lang überhängenden Aste auch bei uns in Friedhöfen und Anlagen häufig angepflanzt wird. Ähnlich wie die Birken dringen auch die Weiden hoch über den Polar kreis hinaus und entwickeln in Grönland und Spitzbergen eine ganz eigene Weidenflora mit niedrigen, oft nur wenige Zenti meter hohen Sträuchlein. Als Überreste der Eiszeit finden wir diese polare Wcidenflora (8älix rcticuläta, 8sllx rstäs», 8ällx silsstsca, 8älix polaris u. a.) auch auf einigen Hochmooren in den Gebirgen Schlesiens, in Norddeutschland und in den Alpen. In Deutschland wachsen rund 30 Arten. Wir begnügen uns mit der Betrachtung der häufigsten Art, der Salweide (8slix csprss). Die Salweide („Sal" ist vom althochdeutschen s-lllla - Weide abzuleiten) oder Palmweide, deren Ruten in allen katholischen Kirchen des europäischen Nordens als Er sah für Palmenzweige eine sakrale Verwendung finden, ist über ganz Europa verbreitet. Sie ist als häufigste Waldmeide bei be scheidenen Standortsansprüchen an Waldrändern und auf Lich tungen, an Bach-und Flußufern, in der Ebene und im Hügelland, wenn auch meist vereinzelt, doch überall zu finden. Auch im Ge birge steigt sie hoch empor, in den Alpen bis 1500 m. Der raschwüchsige Baum erreicht mit 20-25 Jahren bis 7 m Höhe und bildet eine besenförmige, ziemlich dicht belaubte Krone. Die in der Jugend glatte, grüngraue Rinde reißt mitzunehmen dem Alter in eine hellgraue Borke auf. Die Rinde enthält den Bitterstoff 8<llicm, aus dem man früher das bekannte Fiebermittel Salizyl herstellte, ehe von der Chemie die künstliche (synthetische) Gewinnung entdeckt wurde. Dieser Bitterstoff ist offenbar ein Schutzmittel gegen Tierfraß, vor allem gegen das Entrinden durch Nager und Rotwild. Das Alter der Salweide übersteigt selten 60 Jahre; schon lange vorher ist der Stamm meist tief ausgehöhlt. Die breit elliptischen Blätter mit kurzer zurückgebogener Spitze sind etwa 5-10 cm lang und 3-5 cm breit. Anfangs sind sie