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§tec?rer^/e/ sOatr/^a I^amr/re.- §o/anaeee?r. L/üte^er't.- ^/r ör'5 Oktoöe^ die Pflanze bereits von den Urvölkern benutzt. Nach neueren Forschungen ist im Bilsenkraut noch ein weiteres Gift Ilyoscin oder Scoxolsmiu enthalten, das vom Arzt in Verbindung mit Morphium bei schweren Geburten und in anderen Fällen zur Herbeiführung einer vorübergehenden Bewußtlosigkeit, eines sogenannten „Dämmerzustandes", Anwendung findet. Die Ver breitung der Pflanze erstreckt sich auf Mittel- und Südeuropa, auf Nordafrika und Asien bis nach Ostindien. Ein weiterer sehr giftiger Nachtschatten, der Stechapfel (Ostürs Arsiuonium), soll angeblich erst im 17. Jahrhundert, während des 30jährigen Krieges, aus dem wärmeren Asien durch wandernde Zigeuner bei uns eingeschleppt worden sein, die die Pflanze zur Herstellung von Liebestränken und anderem Un fug verwendeten und in der Nähe ihrer Lagerplätze aussälen. Diese Vermutung hat allerdings wenig Wahrscheinlichkeit, denn schon 1550 gab Eamerarius aus Nürnberg die erste Beschrei bung des Stechapfels, und bereits 1762 wurde die Pflanze durch den Wiener Arzt Storck in den deutschen Arzneischatz ausgenom men. Als Heimat der Pflanze wird die Umgebung des Kaspi schen Meeres angenommen, da der Gattungsname O-ttüra vom persischen r-ttuls - stechen abzuleiten sei. Von dort soll sich dann die Pflanze schon ziemlich früh über Kleinasien und den Balkan durch ganz Europa bis hinauf zum 70. Breitengrad verbreitet haben. Nach anderer Meinung wieder stammt die Pflanze wahr scheinlich aas Nordamerika, von wo aus im 16. Jahrhundert Samen nach Europa eingeführt und in Gärten ausgesät wurden. Tatsächlich wurde sie zu dieser Zeit als Schmuckpflanze gezogen. 2m Stechapfel vereinigen sich gleich drei narkotische Gifte, und zwar das Tollkirschengist, das Bilsenkrautgift und ein eigenes Stechapfelgist Oaturin mit ähnlicher Wirkung wie das Atropin. Als Arzneimittel findet das Daturin hauptsächlich bei asthma tischen Anfällen und bei Keuchhusten 'Anwendung. Wie das Bilsenkraut wächst der Stechapfel immer in der Nähe menschlicher Ansiedlungen, auch er ist eine ausgeprägte Stick- sloffpflanze, die sich an Kompostorten am kräftigsten entwickelt. Er wird 15-100 em hoch und trägt an den aufrechten, gabel ästigen Stengeln große, gestielte, eiförmig zugespitzte, grobbuchtig gezähnte, kahle Blätter. Die einzeln in den Gabeln stehenden Blüten, die vom Juli bis in den Oktober erscheinen, besitzen einen langröhrigen, kantigen, fünfspaltigen Kelch und eine trich terförmige, 6-7 h) cm große, gefaltete, weiße Blumenkrone mit fünfspaltigem Saum. Die Blüten öffnen sich gegen Abend und verbreiten einen starken, angenehmen, narkotischen Dust. Sie sind ganz auf die Bestäubung durch Nachtschwärmer eingestellt, denn nur diese können mit ihrem langen Rüffel den Nektar in den tiefen und engen Röhren erreichen, die durch die der Kronen röhre angewachsenen fünf Staubfäden gebildet werden. Da Staubgefäße und Stempel in gleicher Höhe stehen und gleich zeitig reifen, tritt Selbstbestäubung häufig schon beim Aufblühen ein. Die großen, eiförmigen, stacheligen Früchte gleichen im grünen Zustande den Roßkastanien. Bei der Reife springen die Kapseln von oben her mit vier Fruchtklappen auf und streuen die zahlreichen kleinen, schwarzen Samen aus. Von den wichtigen Kulturpflanzen aus der Nachtschattenfamilie, die uns Amerika geschenkt hat, dürfen wir den Tabak nicht ver gessen, der in zahlreichen Sorten in allen wärmeren Ländern in großen Mengen angebaut wird. Es sind hauptsächlich zwei Arten, die uns den beliebten „blauen Dunst" liefern: der Türkische oder Bauerntabak (dilcotiärm rüstics) undder Virginische (Mco- riäns täb-mmn). Klima und Bodenbeschaffenheit beeinflussen im weitesten Maße Güte und Aroma des Tabaks, der erst durch einen mehrjährigen Gärungs- und Veredelungsprozeß zu dem anre genden Genuhmittel wird. Der Gattungsname lXicoriäns wurde der Tabakpflanze zu Ehren des französischen Gesandten in Lissa bon, Jean Nicot, gegeben, der den Tabakgenuß (als Schnupf tabak) in der 2. Hälfte des XVI. Jahrhunderts in Frankreich, und zwar zuerst bei Hofe eingeführt und salonfähig gemacht hat. t/zz/iW/z/Z ^zz// (/zv/z Überall, wo der Mensch den Boden in landwirtschaftliche Nutzung genommen hat, muh er einen immerwährenden Kampf gegen die Unkräuter führen. Den Boden, den der Bauer im Schweiße seines Angesichts mühsam der Pflanzenwelt abgerungen hat, um ihn mit Körner- und Feldfrüchten zu bestellen, sucht ihm die Natur wieder zu entreißen. Immer wieder, Jahr für Jahr, schickt sie ihre Pioniere und Stoßtruppen: die Unkräuter, vor, um das verlorengegangene Gelände zurückzugewinnen. Ohne die tatkräftige Unterstützung des Menschen wären die verzärtelten Kulturpflanzen gar nicht in der Lage, sich der fortgesetzten An griffe der Unkräuter zu erwehren. Wenn der Bauer einmal nicht mehr seine schützende Hand über den Acker halten könnte, würden in zwei, höchstens drei Jahren die Unkräuter restlos das Feld erobert haben. Wie schwer der Kamps gegen die Unkräuter ist, davon weiß jeder Bauer ein Lied zu singen. Sorgfältig siebt er vor der Aussaat das Getreide, um die Unkrautsamen, die er mit der Ernte eingebracht hat, aus dem Saatgut zu entfernen. Und doch kann er es nicht verhindern, daß er mit dem Kompost