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24. Mai: »arade BereinSlokal. rgs k am Bahnhofs -rkatte Nieder» Vsirntsusck kommenden Be- 8ewohnerschast„ ren Gastwirten als ilSedtss ohten. - , lmsaa, «eck», Herrn L«mer. ttrocknende, llsMk, OstilM, )sk»«ichst, itiir. -Drogme che». lüMn, lalitäten, Massen. »Iiua«, Telephon 271^ iek ivisttlt, d innerhalb der adrS GeschästS- ZinSzahlung, leihen gesucht, r »4. iächs. Erzähler edarf in ,» .«mistsi--, » uXIsvisi-.'» , vNi-rvk's^ fsul-nttp,'» >v»!a » L Neuster» >» tzwrrgeir ' sie gut und'» g-schLft >» »or, > » SeaeMtr. » am Platze. bst«4tzl-^ leerlietzeee,. > tz*gM und T ». r Königin Sphinx Roman von Erich Eben st ein. (28 Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) 24. Klemens war heimgekommen. Bleich, verstört, mit mat ten. schleppenden Schritten betrat er die Halle, wo Miksch bei seinem Anblick förmlich zurückprallte. Gern hätte der alte Diener gefragt, was seinem Herrn passiert sei, aber er wagte es nicht; denn Geerasser sah ihn so cchweisend an, daß er kleinlaut beiseite trat. An der Treppe wandte sich Klemens halb um. „Ist Dr. Lauterbach hier?" fragte er. „Ja — haben der gnädige Herr ihn nicht getroffen? Er ist mit der gnädigen Frau dem Wagen entgegen gegangen, ehe das Gewitter losbrach." Miksch sagte es mit leidlicher Sicherheit, ohne aber sei nen Herrn anzusehen. „Mir entgegen?" Einen Augenblick schien Klemens be- troffen. Dann sagte er gleichgültig: „Sie werden Wohl un terwegs irgendwo untergetreten sein. Wenn sie zurückkom men, lasse ich Dr. Lauterbach zu mir bitten." Langsam stieg er die Treppe hinauf. Miksch sah ihm nach und dachte: Wie gut, daß er nicht fünf Minuten früher kam und .. . dem anderen begegnete, als er, tropfnaß, aus dem Park hereinschlich. Uebrigens wette ich meinen Kopf, daß es da unten was abgesetzt hat! Mein Lebtag sah ich keinen Menschen so furchtbar wild aus- sehend wie diesen Dr. Bayer . . .! Fürchten hätte man sich können vor ihm! Klemen» Zimmer lagen im linken Flügel des ersten Stockwerke». Die Gastzinnner befanden sich rechts. Al» er den Korridor erreicht hatte, der sich Hufeneisen- förmig da» ganze Stockwerk entlang zog, wurde er durch ein Geräusch im rechten Flügel aufmerksam und blieb unwill kürlich stehen. Jemand hatte eine Tür geschlossen, und kam nun, abge rissene, unverständliche »orte vor sich hinmurmelnd, um die Biegung herum. ES war Arved. Auf den ersten Blick sah man, daß er sich in großer Auf- regung befand. Er ging mit starrem, abweisenden Blick an Klemen» vorüber, ohne ihn zu sehen, und stieg die Treppe hinab. In der Hand hielt er etwas verborgen, das bei gewis sen Bewegungen matt aufblitzte. Auch jetzt murmelte er un verständliche Worte vor sich hin. Seine Haltung war scheu, seine Bewegungen hastig und zerfahren. Klemens sah ihm betroffen nach. Was bedeutete dies seltsame Gebaren? Wohin wollte, Arved Bayer? Sollte er . . . Plötzlich schrak er zusammen. Gertrud stand vor ihm, blaß, verweint, angstvoll. „Herr Geerasser", stammelte sie. Er griff unwillkürlich nach ihrer Hand. Warmes Mitleid wallte in ihm auf. Wa ren sie nicht Schicksalsgenossen? Und sie wußte es offenbar auch, diese arme, junge Frau, sonst sähe sie wohl nicht so bleich aus .... „Willkommen in Manderscheit, gnädige Frau! Ich kam eben erst zurück und wußte nicht, daß Sie uns endlich die Freude gemacht haben, zu kommen!" sagte er herzlich. Gertrud achtete gar nicht auf die Worte. „Haben Sie Arved nicht gesehen?" fragte sie unruhig. „Ja. Er ging, knapp ehe Sie kamen, die Treppe hinab." „Ach bitte . . . ." Gertruds Stimme bebte vor Angst, „lieber Herr Geerasser, dann gehen Sie ihm nach! — Er ist so sonderbar — und ich habe solch eine wahnsinnige Furcht." „Furcht? Wovor?" „Daß . . . daß er sich etwas antun könnte! Er war wie von Sinnen, als er aus dem Park kam! Und — er har, glaube ich, einen Revolver bei sich . . ." Gertrud stieß es aufgeregt heraus. Klemens fragte nichts mehr. Seine kleine Reisetasche, die er noch in der Hand trug, von sich werfend, eilte er Ar ved nach. Der Regen, der nur kurz gewesen war, hatte bereits auf gehört, aber Blitz und Donner wüteten weiter. Als Klemens den Park betrat, glaubte er ganz am Ende desselben zwischen den Bäumen einen Hellen, rötlichen Schein zu sehen, der aber dann, durch Baumgruppen verdeckt, wieder unsichtbar wurde. Er hatte auch keine Zeit, darauf zu achten, denn Arved eilte sehr rasch beinahe laufend, vor ihm her. ' Plötzlich bei einer Biegung erblickte er den brennenden Baum, dessen Schein die Eremitage grell beleuchtete. Arved lief jetzt in Sprüngen, so daß ihm Klemen» kaum folgen konnte. Dann blieb er jählings stehen und starrte wie verzaubert auf das offene Fenster der Eremitage. Der SächlW «LrMer. 2. VeMatt -rr Nummer US- Sonntag, de» 24. Mal 1914. Lei» »Md S»r-e. Es gibt viele, sehr viele Menschen, die in Leid und Sor gen unsere Feinde sehen. Das ist jedoch gerade umgekehrt. Sie sind es, die den Menschen formen, bilden, veredeln und verinnerlichen, sein Gemüt vertiefen. Sie lenken uns ab vom wilden Strom der Welt, lehren uns in unser Inneres sehen, und unseren Charakter bilden. Und unsere Lebenser- fahruygen, woraus werden sie am meisten geschöpft? Aus Leid und Sorge. Wie ost schon hat das Leid manch hoch mütige» Haupt geknickt,, und es Demut und Bescheidenheit gelehrt. „Ein sorgloses Leben führen," das ist das Ideal vieler Menschen. Nein, gerade durch Sorge und Leid wird erst unser Leben inhaltsreich und gleicht nicht einem einför migen Weg. Vergleichen wir diese Gesichtspunkte mit zwei Wucherungen. Der eine führt uns durch herrliche Gärten mit duftenden Rosen und grünen Lauben, immerfort bis zum Ziel. Anfangs mag ja der Weg sehr angenehm und wunderschön sein. Aber schließlich macht das ewige Einerlei die Fahrt langweilig. Der andere Weg führt durch saftig- IeUgemStze Betrachtungen. Dr» Dichter» felge Zeit! Wenn es mait und Blüten schneit — und die Knospen lustig springen, — naht des Dichters Erntezeit — und er hat viel Stoff zum Singen, — sonnig ist sein Pfad erhellt — darf er doch im Himmel leben, Weik ihm beim Verteil» der West — ward ein Anrecht drauf gegeben! Denn der Träumer kam zu spät, — leider war nichts mehr vorhanden, — damals schon hat der Poet — vis L vis cke rien gestanden. — Bei der Teilung dieser Welt — hcüte er es schlecht getroffen, — doch so ost e» ihm gefällt — sicht ihm mm der Himmel offen! Wie dereinst im Altertum — geht es heut noch jedem Dichter, — er erwirbt sich Ehr und Ruhm, — doch sein Haushalt bleibt ein schlich ter, — selten winkt ihm Gold als Lohn, — er besitzt nur . Ideale —lebt al» echter Musensohn — von dem geistgen Kapitale! Jetzt im Mai ist der Poet — ganz in seinem Elemente, — wenn die Welt in Blüte sicht, — streben auf, Worts die Talente, — schlägt der Mai die Welt in Bann, — märchenschön sie zu verklären, — zieht es auch den Dich, tersmann — aufwärts in die höher'n Sphären! Denn der Wonnemonat hat — abgelegt die frost'ge Kühle — und lost-aus in Dorf und Stadt — reiner Freud« Hochge fühle, — alle Mühsal, alle Not — hat auch der Poet verges sen — er, verzehrt sein Butterbrot — und besingt das Spar gelessen I — — Er, den einst der Musen Kuß — hat geweiht . für alle Zeiten 7— muß den lieben Pegasus — jetzt nach je dem Rythmus reiten — Festgedichte ohne Zahl, — um viel Pärchen zu erbauen — reimt er für das Hochseitsmahl — denn im Mai läßt man sich trauen! Was die Welt da ¬ draußen macht — seine Wett kanns nicht berühren, — sin nend sitzt er Tag und Nacht — denn er muß den Vers skan dieren — und es steigert sich sein Ruf, — wenn sein Vers- grüne Täler und sonnenbeglänzte Höhen. Wir hören tief unten im stillen Tal die Quellen murmeln, die Wälder rau schen, sehen einsame Rehe grasen. Und oben auf den Ber gen, welch herrliche Fernsicht, die Brust weitet sich, und ein Gefühl der Fröhlichkeit beschleich uns. Welch eine Fülle von Abwechslung! Genau so ist es auch im Leben. Die Lei- den führen uns in seine Tiefen. Und sind wir durch die Schule des Leidens hindurchgegangen, dann stehen wir als erfahrene geprüfte Menschen mit gereiftem Blick auf der Höhe des Lebens, reich an Erfahrungen. — Die zartesten und edelsten Saiten in uns bringt das Leid zum Klingen. Unsere Dichter schöpfen bekanntlich ihre schönsten und gc- fühlstiefen Lieder an dem Born des Leids, und die Lieder sind um so inniger, je mehr sie im Leid geboren wurden. „Du weißt, am besten flutet, Gesang -em wunden Schwan." singt Emanuel Geibel. Und so sollen wir Leid und Sorge nicht als unsere Feinde, sondern als unsere Freunde und lein gut geraten; — was zum Hochzeitsfest er schuf — wird gereicht noch vor dem Braten! Jubelnd gröhlts die Männerwelt — Damenlippen flötens leise — was er für ein „Gott vergelt" — schuf dem festlich frohen Kreise, — der ihn „in den Himmel hebt" — daß er glücklich wie kein zweiter — nun in seinen Himmel lebt — und mit niemand tauscht! Ern st Heiter. WAS will der Allgemeirre Deutsche Sprachvereins Im Anschlüsse an die treffliche, von deutschem Geiste ge tragene Abhandlung „Die Pflege der deutsche« Sprache" in Nr. 114 des „Sächsischen Erzählers" gestatte ich mir, weitere Kreise auf Ziele und Tätigkeit des „Allgemeinen Deutschen Sprachvereins" aufmerksam zu machen, der in mehr als 300 Zweigvereinen über 3000 Mitglieder zählt. Was will der Deutsche Sprachverein? Der Allgemeine Deutsche Sprachverein will die deutsche Sprache pflegen: Liebe und Verständnis für die Mutter- . spräche wecken, den Sinn für ihre Reinheit, Richtigkeit und Schönheit beleben, insbesondere auch ihre Reinigung von unnötigen fremden Bestandteilen fördern und auf diese Weise das deutsche Volksbewußtsein kräftigen. Der Sprachverein ist kein Gelehrtenverein. Zwar muß sich seine Arbeit auf wissenschaftliche Spracherkenntnis grün den; aber das Ziel, das er sich gesteckt hat, ist keineswegs, seine Mitglieder in die Tiefen sprachwissenschaftlicher For schung hinabzuführen: er wendet sich an das ganze deutsche Volk, an einen jeden, der fähig ist, in der deutschen Sprache die Grundfeste deutschen Lebens und zugleich das einzige Band zu erkennen, das alle Deutschen auf dem weiten nützlichen Lebensbegleiter ansehen. Die Schule der Leiden ist meist auch die Schule des Lebens. Es sagt uns derselbe Dichter das in so schöner Weise: > , Kommt dir ein Schmerz, so hatte still. Und frage, was er von dir will. ' Die ewige Liebe schickt dir keinen. Bloß darum, daß du möchtest weinen. r Gebet. Ertrage du's, laß schneiden dir den Schmerz, Scharf durchs Gehirn, und wühlen hart durchs Herz — Das ist -er Pflug, nach dem der Sämann geht. Daß aus der Erde Wunden Korn entsteht. Korn, das der armen Seele Hunger stillt, Mit Korn, o Vater, segne mein Gefild; - ' Reiß deinem Pflug erbarmungslos den Pfad, Doch wirf auch ein in seine Furchen Saat. Ferdinand Avenarius. Erdenrund zusammenhält, mögen sie sonst durch Stamm, Staat oder Glauben geschieden sein. Der Sprachverein will schaffen und wirken, soweit die deutsche Zunge klingt. In allen politischen und kirchlichen Fragen ist er parteilos. Die deutsche Sprache, dies köstliche Kleinod des deut schen Bottes, erfreut sich in Heimat und Fremde nicht der Achtung und nicht der Pflege, die ihr gebühren. Trotz aller Siege des deutschen Geistes und des deut schen Schwertes wurzelt in unserem Volke das alte Erblaster -er Ausländerei, die Ehrfurcht vor dem, was „wett her ist", und viel leichter als andere gewinnt der Deutsche es über sich, die Sprache seiner Väter zu vergessen oder zu verleugnen. Immer noch wuchert üppig das Fremdwortun wesen. Die Fremdwörter in ihrer Ueberfülle gefährden die Klarheit, die Deutschheit unserer Sprache. Die Fran zosen spotten über unser „Halbfranzösisch", über die ge schmacklose Sprachmengerei in Deutschland, die die Einheit- lichkeit des Sprachbildes stört. Aber schlimmer noch, die Fremdwörter helfen die Kluft vertiefen, die den Gelehrten oder doch fremdsprachlich Gebildeten von dem einfachen Manne trennt. Zu der schon vorhandenen Ueberzahl dieser Schädlinge kommen fortwährend neue hinzu, augenblicklich, so wills die Mode, meist aus dem Englischen. Und doch ist unsere Sprache so triebkräftig, „zu immer neuer und doch deutscher Wendung reich". Gewiß, jede Kultursprache hat fremde Bestandteile; die Sprachen sind nicht durch chinesische Mauern voneinander zu scheiden. Aus unserer Sprache alles Fremde tilgen, hieße sie geschichtlos machen. Wie der Staat, so gewährt auch die Sprache vielen Fremdlingen Gastrecht. Manche haben sich im Laufe der Zeit angepaßt, eingedeutscht, sind keine Fremden mehr, sondern Mitbürger. Dort stand, vom roten Schimmer der Glut beleuchtet, Marilene neben Hans Lauterbach. Beide schwiegen und blickten stumm in die Ferne. Aus beider Gesichter lag ei» stiller Glanz, wie der Widerschein eines verborgenen Lichte». Klemens hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. All seine Aufmerksamkeit gehörte Arved, der jetzt mit irrem Lächeln einen Revolver hob und dessen Lauf auf Hans richtete .... Im nächsten Augenblick schreckte ein Schrei, dem rasch hintereinander zwei Schüsse folgten, die beiden in der Ere mitage aus ihrer Versunkenheit. Klemens hatte sich auf Ar- ved gestürzt und rang mit ihm. Dabei war der Revolver losgegangen, glücklicherweise ohne Schaden anzurichten. „Zu Hilfe — Hans — rasch!" rief Klemens Stimme laut und dringend. „Ich kann ihn nicht mehr halten!" Hans war schon an des Freundes Seite, und seinen eifer- nen Muskeln gelang es rasch den sich stumm, aber mit ra sender Erbitterung gegen Klemens wehrenden Arved zu überwältigen. Er brauchte ihn nicht einmal mehr gewaltsam anzufas sen, denn Arveds Widerstand ließ Plötzlich nach und er lag bewußtlos auf dem Rasen. Vom Herrenhaus her hörte man die Stimmen sich nähern der Menschen. Man hatte dort -en brennenden Baum be merkt und kam, um nachzusehen, ob das Feuer nicht weiter greifen könne. Klemens und Hans standen neben dem Bewußtlosen und blickten verstört auf ihn nieder. „Ich glaube, er ist wahnsinnig geworden", murmelte Klemens endlich mit einem scheuen Blick nach -er Eremitage, wo Marilene bleich und fassungslos über das Geschehene stand. „Er wollte . . ." er bückte sich und schob den am Bo den liegenden Revolver hastig in seine Tasche, denn Mari lene kam jetzt ängstlich näher und blickte ihren Mann fra gend an. „Was ist geschehen, Kleinen«? Wer hat . . . geschossen?" Er drängte sie nach dem Settenweg. „Frage jetzt nicht, sondern, bitte, begib dich ins Haus zurück", sagte er, ohne sie anzusehen. Aber Marilenes Blick war bereits auf Arveds Körper gefallen, über den sich Haus eben kopfschüttelnd beugte. „Arved!" schrie sie entsetzt auf. „O Gott — er ist ... . er hat sich . . . ." „Nein. Beruhige dich! Er ist nicht tot. Ihm ist nicht» geschehen. Aber geh' jetzt! — Ich will, ich verlange e-l