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—- 82 sagte dir doch, daß rch sie an der Leine habe, wie der Puppen- theaterdirektor seine Marionetten. Bis zu einem gewissen Strich lasse ich sie kommen, aber darüber hinaus keinen einzigen." Frau von Elz war zufrieden. Sie hielt nur ab und zu eine .kleine mütterttche Er mahnung für nötig. Um diese Zeit traf Rittmeister von der Borcht in Marienroda ein. Der.große, recken hafte Mann, den auch das Zivil ausgezeich net kleidete, schritt elastisch durch den klei nen Bahnhof, der sich viel zu klein erwies für den Andrang des Winterverkehrs, und , schlug nach einem kur zen Blick in die ihm unbekannte Gegend den Weg zum kleinen Wald dörfchen ein, von wv es dann weiter zum Sanatorium ging. Als Soldat war er gewohnt, sich schnell zu orientieren und selbständig zu handeln. Deshalb fragte er auch nicht lange. Eine kurze Rede mit einem Vorübergehenden bestätigte ihm spater, daß er auf dem rechten Wege sei. Sein Gepäck wanderte in die „grüne Tanne". Und die herrlichsten Wintertage kamen. Kein häßliches Tau Wetter, das gefürchtete, trat ein. Zehen Morgen glän-te di weite Fläche im Silberschnee, die Tannen knackten unter ihre ch noch besser, lieber Herr. Es ist Last, und am blaugrauen Frosthimmel ging die blutigrote Sonn, etr,eb." zur frühen Rüste. - Fragte man fedoch den Wirt zur Grünen Tanne, den be häbigen Johann Martens, ob das Geschäft gut gehe, dann zuckte er die breiten Schultern. „Andere Jahre war es do<. kein Zug drin, kein rechter Betrieb. Desgleichen sagten auch die Kavaliere am Start. Uber Mangel an holder Weiblichkeit konnten sie sich zwar nicht beklagen. Da saß in den drei Hotels und . auch im Sanatorium allerlei Holdes und Feines, doch schleppte sich nur ein wmziger Teil davon mit dem Schlitten den. Bergabhang hinan. Und es war nichts Herzerfrischendes, Urwüchsiges da runter, keine kecke Winterwaldfee, keine Schnee prinzessin, die einmal alles äblegte, was nach dem langweiligen Salon schmeckte — nein, man konstatierte trübsinnig, daß nichts los-sei in Ma rienroda. Allein das sollte anders werden. Eines Tages stand sie da, die Ersehnte, hoch oben im Wald, wo sich der-Rodelstart befand. Eine feine, tannenschlanke Figur hatte sie, vom schneeweißen Sportkostüm knapp umschlossen, ein keckes Mützchen aus dem Goldhaar und da- runter ein wonniges Gesichtchen wie Milch und Blut, mit einem Paar verführerischen Liebes- äugen darin, die so neckisch blitzten und halb jungenhaft spröde, halb weiblich zutraulich blick- ten, daß der Männerschar das Herz aufging. Ein grüner Schleier wehte ihr um Kinn und Schulter, und den Rodel handhabte sie wie ein Meisterfahrer. < Graziös fuhr sie ab und nahm die schlimme Kurve mit einer Sicherheit, die den Kundigen ein Ah! entlockte. In die männliche Jugend von Marienroda fuhr es wie neues Leben. - . Gerda hieß sie, Gerda von Schilling, und man hatte bald heraus, wo sie wohnte und wer sie begleitete. Im letzten Häuschen von Marienroda hatte sie sich einquartiert, denn ihre Tante, die verwitwete Majorin von Elz, liebte das Hotelleben nicht. Auch durch den schneetiefen Forst bis zur Höhe hinaufzukraxeln, gehörte nicht zu ihren Lieblingsvergnügungen, und so kam es, daß Gerda mutterseelenallein ihrem Vergnügen nachgehen mußte, unbekümmert um die täglich mehr änschwellende Verehrerschar, die sich an ihre Fersen heftete. > „Das hatte gefehlt!" sagte Fritz Dobberkow, der sich für un widerstehlich hielt trotz des noch mangelnden Schnurrbarts, und sich aus eigener Machtvollkommenheit zum Löwen der Saison erklärte. Es kam Zug in die Sach^ Denn die plötzlich aufgetauchte Winterwaldfee, die goldige Schneeprin zessin, entpuppte sich als ein lustiger Ka merad, der mit den vielen jungen Män nern so ungeniert ver kehrte, als seien es ebensoviele Mädels. Dabei vergab sie ich nichts. Da war n cht einer, auch nicht der unwiderstehliche Dob berkow, der sich einer noch so winzigen Be vorzugung, einer noch so klemen Gunst rüh men konnte. Wenn sie ankam, sprang die Bobmann schaft m die Schlitten. „Bitte, Fräulein Gerda, fahren Sie mit uns!" ( An» der «eere-ttefe. (Mit Und sie ließ sich nicht lange bitten. Gewandt kletterte sie auf den Vordersitz und ergriff das Steuerrad, mit der kleinen Hand. Mit ihren» Hellen» süßen Sopran kommandierte sie die Ab fahrt, und mit lautem Juchzer führ die Mannschaft zu Tal. Nicht einmal warf sie um. Hurra Bob! Großartig! Und dann am Abend! Ohne die Schneeprinzessin gab', kein Vergnügen mehr im mollig durchwärmte, .—- Saal, in dem die langen Reihen voll besetzt wa ren. Gerda wie selbstverständlich M Prasioiüm Ihr Kichchm unh Lachen ging dsitth den Saa w»e Koboldgeflüster. Es schlich sich hinein in du leicht entzündlichen Herzen ver wetterfesten Rodel kämpen, und eine Stimmung herrschte ! — Dei Wirt von der grünen Tanne mußte gestehen daß der Betrieb noch nie so großartig gewesei war wie in diesem Jahre. Die Sektpfropfen knallten und überall stan den die silbernen Kühler. Gerda nippte von der dargereichten Schal, wie ein Bögelchen, das einen Trunk tut am dem Bach. Ihre Augen waren wie die gol denen Augen der Waldeskönigin, und ihre rote, Lippen riefen manch keckes Wort, das alsbald die Runde machte unter den Kavalieren und mit Enthusiasmus applaudiert wurde. Aber dann husch! Ehe die Ritter alle sich'e versahen, war sie fort. Zur richtigen Zeit, wenn die Wogen zu hoch zu gehen drohten, war su verschwunden, wie die Prinzessin im Märchen, vr. Albert Gob«t, Niemand durfte sie in der dunklen Nacht ae- "" leiten als die alte Tante, die es verstand, sich in Bern. . Hintergrund zu halten und erst hervorzutre- ten, wenn ihre Dienste vonnöten waren. „Hast du ein rechtes Vergnügen gehabt, Liebling?" fragte sie zärtlich, und Gerda nickte eifrig. „Zu komisch, sind die Männer alle, und nicht so viel mache ich mir aus ihnen! Mein Moppel zu Haus ist nicht gehorsamer als sie. Wenn ich wollte, fräßen sie mir alle aus der Hand. Aber amüsant ist es doch!" _ Das kam ohne jede Eitelkeit und ganz natürlich heraus. Die Majorin von Elz klopfte Gerda die geröteten Backen. „Treib's nur nicht zu toll, Gerda. Papa, dein guter, goldiger Papa, hat mir ja erlaubt, die Zügel so locker zu lassen wie nur möglich, denn sein Wildsang sollte sich einmal gründlich austoben. Aber bleib verständig, Gerda — sieh mal, au die vielen jungen Männer —" Gerda reckte den schlanken Körper stolz »auf. Durch die n von der Höhe ! zur Seite, um war gerade in Kurve, wenn au in der bedenk! Ein Hurra ar lustigen Kehlen l te ihn. Auf do Kommando ein renMädchenstini wegten die I Arme und Obe nach links. Br Steuer saß Gerd Schleier wehten Augen blitzten. ' nem-schnellen > blick erfaßte sie statt des Rittr und erkannte ihn Sie beging die sichtigkett, m de raschuna dieses! mentreffens sic einmal nach rhi zuwenden und i zunicken, da gesö Unerhörte: Der ten nahm die Kr nicht richtig bere, Bogen und wa Eine Schneewol auf—aushochg tem Schneehüx Seite ragten M Beine und Arni ein Verunglückt heraus. Gerda ihr beispringen und begrüßte il „Wie komm. Er amüsiert, „Die Frage! Purzelbaum, gi Vater hier?" nähme der Sch in ihre Borrech „Bon Dobb ahmlicher Frechl — Gerda aber „Sie müsse, habe einen gute. IL