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104 15 b. Drehung der Polarisationsebene. Zunächst wird auf die Thatsache hingewiesen, dass trotz der vielen Einzelbeobachtungen über die Drehung der Polarisations ebene des Lichtes durch Lösungen noch kein auch nur annäherndes Gesetz für diese Erscheinung gefunden ist. Verf. will dies damit erklären, dass die Erscheinung, wie dies für die Krystalle durch die von Mallard aufgestellte und vom Verf. experimentell bestätigte Theorie gezeigt ist, der Molecularphysik und nicht der Chemie angehört. Für die Lösungen werde dies durch das Verhalten einiger Substanzen bewiesen, die der Verf. untersucht hat. Das Strychnen besitze die specifische Drehung — 132°, in Verbindung mit Schwefel säure liefere es ein Salz, dessen specifische Drehung im wasserfreien Zustande nur noch — 30,5° betrage; nach den Grundsätzen der Stereochemie erkläre sich diese Thatsache leicht mit Rücksicht auf die wirksamen Massen der Radicale; diesen Anschauungen entspricht auch das Verhalten zweier Hydrate des schwefel- und des selen sauren Strychnens. Ebenso ordnet sich das schwefel- und das selen saure Cinchonin dieser Annahme unter. Für das Quinidin, einer Isomere des Quinins, ergiebt sich, als wasserfrei berechnet, im Aethylalkohol die specifische Drehung 4- 266,6°, im Methylalkohol 4- 257,5°. Diese durch optisch und chemisch vollkommen inactive Lösungsmittel hervorgerufene Einwirkung erscheint, rein chemisch betrachtet, vollkommen unerklärlich; physikalisch betrachtet, ist aber zu beachten, dass das Quinidin nicht ohne Krystallwasser krystalli- sirt; wird aber die Drehung auf das krystallische Quinidin berechnet, welches ein Molecül Alkohol enthält, so ergiebt sich 4“ 236,1° bezw. 4- 235,3°, der Unterschied ist also verschwunden. Der Verf. kommt zu dem Schlüsse: Geometrisch und optisch isomorphe Körper besitzen in Lösung merklich gleiche specifische Drehungsvermögen; das Drehungsvermögen gelöster Substanzen hängt, wie das der Krystalle, von der dem Krystallnetze eigenthümlichen Symmetrie ab; in Lösung behält das Partikel diese Symmetrie bei, und diese Symmetrie hängt nicht nur von dem chemischen Molecül ab, sondern auch von dem Krystallwasser oder von dem, was dessen Stelle ein nimmt; in der Lösung besteht keine Dissociation und noch weniger eine Trennung in Ionen. Ly. E. Rimbach. Zum Verhalten optisch activer Körper in Gemischen zweier Lösungsmittel. ZS. f. phys. Chem. 9, 698—708, 1892. Für optisch active Alkaloide hat sich gezeigt, dass die Ab hängigkeit der Drehung einer Substanz in einem Gemische zweier