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No. 9. „VOLLDAMPF“, DEUTSCHE MONATSSCHRIFT FUER HANDEL UND INDUSTRIE. VI. Jahrg. Bericht über den deutschen und englischen Handel für das Jahr 1897. on der englischen Gesandtschaft in Ber lin ist ein vergleichender Bericht über den englischen und deutschen Han del für das Jahr 1897 und die früheren Jahre veröffentlicht worden, in welchem folgende in teressante Aufstellungen enthalten sind : Zu einer Zeit, in welcher die Beendigung des in 1865 zwischen Grofsbritannien und Deutschland ge schlossenen Handelsvertrages so nahe bevor steht (30. Juli 1898), dürfte es von besonderem Interesse sein, zwischen dem immensen Handel dieser beiden grofsen Handels- und Industrie länder, während des Jahres 1897 und der vor hergehenden Jahre Vergleiche zu ziehen. Es läfst sich dadurch ein Überblick gewinnen über den Umfang und den Wert der enormen mer kantilen Interessen im Welthandel dieser bei den Nationen, für deren gegenseitige Handels beziehungen seit den letzten 33 Jahren der oben erwähnte Handelsvertrag mafsgebend ist- Die nachfolgende Aufstellung läfst die Waren- einfuhr der beiden Länder für den Inlandkon sum während der letzten drei Kalenderjahre ersehen: Grofsbritannien Deutschland j so ergeben sich für 1897, im Vergleich zum Jahre vorher, folgende Zu- bezw. Abnahmen: Baumwolle und Baum- wollwaren .... *£ 5 248 *£ 188 Wolle und Wollen waren * 1470 * 199 Kohle,Braunkohle,Kokes etc 1 503 380 Chemische, medizinische Präparate etc. . . . 432 467 Leinen und Leinenwaren * 256 30 Seidenwaren .... *83 *404 Wie aus obigen Ziffern ersichtlich, befinden sich, abgesehen von Seiden waren, die Textil- und andere Industrieen Deutschlands in pros perierender Lage. Denn selbst wenn auch die deutsche Ausfuhr an Baumwoll- und Wollen waren etwas nachgelassen hat, so hält solcher Ausfall doch keinen Vergleich mit den enor men bezüglichen Geschäftsverlusten Grofsbri- tanniens aus. Allein in der Kohlen- etc. Aus fuhr vermag letzteres einen besseren Ausweis zu liefern, während in keiner anderen der an geführten Industriebranchen Grofsbritanniens geschäftlicher Erfolg an den Deutschlands heran reicht. * Abnahme. 1895 . . . £ 356 747 287 £ 206 033 450 1896 . . . 385575241 215358156 1897. . . 391 638506 229321 600 Die Ausfuhr der beiden Länder an heimi schen Produkten stellt sieb für dieselbe Zeit wie folgt: 1895 . . . £ 225890016 £ 165895000 1896 . . . 240145551 176256500 1897 . . . 234350003 178647450 Was den Ausfuhrhandel anbelangt, so er- giebt sich aus der obigen Aufstellung für Grofs britannien, im Vergleich zu Deutschland, ein keineswegs günstiges Resultat. Denn während der Export Deutschlands an heimischen Pro dukten sich von £ 176 256 500 in 1896 auf £ 178 647 450 in 1897 gehoben, und somit um £ 2 390 950 im Werte erhöht hat, ist der Ex port von britischen heimischen Produkten in der gleichen Zeit von £ 240145 551 auf £ 234 350 003, und damit um £ 5 795 548 ge sunken. Berücksichtigt man bei der Ausfuhr heimi scher Waren beider Länder die Hauptbranchen, Über die Entwickelung der amerikanischen Eisen- und Stahlindustrie. n dem mächtigen Emporstreben der nordamerikanischen Eisenindustrie nimmt die „Illinois Steel Co.“ einen hervorragenden Anteil. — Die „ Handels- Zeitung“ bringt über die Entstehung und Ent wickelung dieses Unternehmens folgenden in teressanten Bericht: Die letzten Jahrzehnte ha ben im amerikanischen Eisenhandel eine völ lige Umwälzung zuwege gebracht und gehört zu den überraschenden Erscheinungen dieser Periode das Auftreten der Illinois Steel Co. als ernsthafter Wettbewerber im Weltmarkt. Trotz dem ihre Etablissements nahezu 1000 Meilen von der atlantischen Meeresküste entfernt, näm lich am Ufer des Michigan-Sees gelegen sind und die Gesellschaft ihr Rohmaterial aus Ent fernungen von 300 und 700 Meilen bezieht, hat sie doch diese augenscheinlichen Nachteile 190 zu überwinden gewufst und gelingt es ihr, im Weltmärkte ihren Einflufs andauernd stärker fühlbar zu machen. An der in den letzten Jahren erlebten erstaunlichen Reduktion der Produktionskosten für Stahl und Eisen hat die Illinois Steel einen hervorragenden Anteil, zu folge stetig von ihr eingeführten neuen Metho den und Verbesserungen der maschinellen Ein richtung ihrer Werke. Nähere Angaben über dieses hervorragende amerikanische Industrie unternehmen dürften von allgemeinem Interesse sein. Die unter dem Namen „Illinois Steel Co.“ bekannte Korporation wurde am 1. Mai 1889 durch Konsolidierung der North Chicago Rolling Mill Co., der Joliet Steel Co. und der Union Steel Co. gegründet. Das brachte die folgen den fünf grofsen Stahlwerke unter eine Ver waltung: die der North Chicago Co., errichtet im Jahre 1859; die der South Chicago Co., von 1880; die Milwaukee-Stahlwerke, von 1868 j die Joliet-Stahlwerke, von 1870 und die der Union Co. in Chicago, errichtet in 1863. Das Hauptetablissement ist das der South Chicago Co. Insgesamt bedecken diese fünf Etablissements ein Areal von 700 Ackern Land. Aufserdem eignet die Gesellschaft Kohlenländereien und Kokesöfen in Westpennsylvania sowie in West virginia, Eisenerzgruben in Michigan und Wis consin, sowie Kalksteinbrüche in Indiana, wo durch sich obige Arealziffer noch bedeutend erweitert. Die Gesellschaft eignet sodann das kontrol lierende Interesse an der Chicago, Lake Shore & Eastern Railway Co., welche Bahn für Trans port auf den Höfen der verschiedenen Etablisse ments sorgt und direkt, mittels eigener und ge pachteter Geleise, die Stahlwerke in South Chi cago und Joliet mit den Kohlenländereien in Indiana und Illinois verbindet. Die genannte Bahn steht auch mit allen Bahnhöfen in Chi cago sowie den umfangreichen Werftanlagen in der Culemetregion in Verbindung. Ihre Ge leislänge beträgt 369 Meilen, ausgerüstet ist sie mit 57 Lokomotiven und 3127 Waggons! von letzteren ist eine gröfsere Zahl im Trans port von Kohlen von Pennsylvania und West virginia her beschäftigt. Die Illinois Steel Co- besitzt aufserdem 17 Meilen schmalspurige Bahn geleise und betreibt darauf an verschiedenen Punkten 32 Lokomotiven. Das autorisierte Kapital der Gesellschaft be-