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^Deutschland in China. er Dreizack gehört in unsere Faust!“ — Als Deutschlands Kaiser vor wenigen Monaten diese Worte sprach, ahnte wohl niemand, wie bald schon die deutsche Flotte das Weltmeer kreuzen würde, um im fernen Osten eine der besten und reichsten Provinzen des chinesischen Reiches anzulaufen, die deutsche Flagge in Kiaotschau zu hissen und dem Vaterlande und der ganzen Welt zu verkünden, dafs das über der Kiaotschau-Bucht wehende Banner eine Epoche bedeutet, den Beginn eines neuen Zeitabschnittes an- zeige. — Schneller als wir hoffen durften und inmitten berechtigter Sorgen über die Erschliefsung neuer Absatzgebiete zur gedeihlichen Weiterentwickelung des deutschen Handels und der deutschen Indu strie, hat die deutsche Flagge den Weg gebahnt, die uns bisher ver rammelten Thore aufgestofsen und dem deutschen Handel ein gsofses, reiches Feld erspriefslicher Thätigkeit erschlossen. — Das Hinterland von Kiaotschau, die Provinz Schantung, welche nunmehr als die deutsche Interessensphäre in China anzusehen ist, ist eine der reich sten und bevölkertsten Provinzen des chinesischen Kaiserreiches. — Bei einem Flächeninhalte von 140 000 Quadratkilometer, bevölkert mit 30 Millionen Einwohnern, birgt Schantung unermefsliche Schätze an Kohlen, Gold, Eisen u. s. w. und bildet ein fruchtbares, konsum- fähiges Absatzgebiet für Deutschlands Handel und Industrie. — Mit Stolz und Begeisterung dürfen wir heute auf den grofsartigen Erfolg eines unblutigen, ehrenvollen Sieges unserer deutschen Diplomatie blicken. Frei von aller Gewaltthätigkeit, in Friede und Freundschaft mit den chinesischen Machthabern, ist durch das energische, ziel- bewufste Vorgehen Deutschlands ein so günstiges Abkommen mit China getroffen und durch die Abtretung der Kiaotschau-Bucht an Deutschland ein so fester Stützpunkt für die Entwickelung der deutschen Interessen in China geschaffen worden, dafs die wirt schaftliche Bearbeitung des eröffneten Ge bietes sofort in Angriff genommen werden kann. Deutschlands Handel und Indu strie dürfen sich beglückwünschen zu der nunmehr beginnenden neuen Belebung und Hebung seiner kommerziellen Be ziehungen zu China, welches als Absatz gebiet für die Erzeugnisse der europäi schen Industriestaaten die wichtigste Rolle im 20. Jahrhundert spielen wird. In beistehendem Kartenbilde bieten wir unseren Lesern die erste bisher ver öffentlichte Darstellung über die Abgren zung der deutschen Besitzung von Kiao- tchau, wie solche durch eine amtliche Bekanntmachung im „ Reichsanzeiger “ mitgeteilt worden ist. Nach der amtlichen Mitteilung um- fafst das an Deutschland überlassene Ge biet das gesamte innere Wasserbecken der Kiaotschau-Bucht bis zur Hochwasser grenze, ferner die südlich und nördlich vom Eingang der Bucht liegenden gröfse- ren Landzungen bis zu deren natürlicher Abgrenzung durch geeignete Höhenzüge, sowie die innerhalb der Bucht und vor der Bucht belegenen Inseln. Das ab getretene Gebiet hat einen Gesamtinhalt von einigen Quadratmeilen, welche von einer ’gröfseren, rings um die Bucht gezogenen Zone ein- gefafst sind, innerhalb welcher keine Mafsnahmen chinesischerseits ohne deutsche Zustimmung getroffen werden dürfen, insbesondere dürfen der deutscherseits für notwendig erachteten Regulierung der Wasserläufe keine Hindernisse entgegengesetzt werden. Die chine sische Regierung hat für die Dauer der Pachtzeit alle die ihr in dem überlassenen Gebiete zustehenden Hoheitsrechte auf die Kaiser lich deutsche Regierung übertragen. Das somit unter deutscher Hoheit stehende Gebiet ist in unserer beistehenden Karte durch dicke schwarze Umrandung der Bucht und