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Japan im Weltmarkt. Nachdruck verboten. D er Kampf um den ostasiatisclien Handel ist auf der ganzen Linie entbrannt. In allen Industriestaaten der Erde rüstet sich Handel und Industrie zu einem energischen Vorgehen in China und Japan, diesen zwei Hauptabsatzgebieten der Zukunft im Weltmärkte. — Wir haben an dieser Stelle wiederholt und ausführlich berichtet, in welcher Weise die deutsche Reichsregierung in jüngster Zeit vorgeht, um die Interessen des deutschen Handels und der deutschen Industrie im ostasiatischen Markt zu schützen und die gedeihliche Weiterentwickelung .unseres Aufsenliandels nach China und Japan zu sichern. Wir haben darüber berichtet, wie und in welcher Weise die von der französischen Regierung nach Ostasien ent sandte Spezialkommission ihre Forschungen bewerkstelligt und darüber Bericht erstattet hat. — Ebenso haben wir die Berichte über das Vor gehen der Nordamerikanischen Union zur Wahrung ihrer Interessen in Ost asien veröffentlicht. Alle diese Berichte sind für Deutschlands Handel und Industrie von grofser Wichtigkeit, da sie durch die verschiedene Beleuch tung der Handelsverhältnisse auf jenen Weltmärkten — seitens der Bericht erstatter der verschiedenen Industriestaaten — viel Interessantes und Lehrreiches bringen und ein aufserordentlich anschauliches Bild über die Entwickelung der ostasiatischen Handelsverhältnisse bieten. — In Nach stehendem bringen wir nun einen Bericht über den japanischen Handel in englischer Beleuchtung. Der Berichterstatter, Mr. Byron Brenan, war von der englischen Regierung mit der Spezial-Mission betraut worden, über die Handelsverhältnisse in China und Japan eingehend zu berichten und sollen seine an das Foreign-Office in London erstatteten Berichte, namentlich aber sein Bericht über Japan, das wichtigste, und sorgfältigst zusammengetragene Material enthalten und somit die zuverlässigste Darstellung bilden, welche über den japanischen Markt je in Europa zur Veröffentlichung gelangt ist. Aus diesem interessanten Berichte teilen wir Folgendes mit: Gleich im Anfang seines Berichtes zieht Mr. Brenan einen Vergleich zwischen den Sitten und Gebräuchen jener beiden asiatischen Völker und kommt zu dem Resultat, dafs — obgleich einiges auch zu gunsten des Japanesen gesagt werden müsse, der Chinese doch überlegener, meist wahrheitslieben der und häufig ehrenhafter in seinen Geschäften sei als der Japanese. Keine zwei Länder können einander unähnlicher sein in ihren kommer ziellen Ansichten als heutigen Tages China und Japan. Bei der Betrach tung, in welcher Weise der englische Handel in China gefördert werden könnte, stellt Brenan fest, dafs diese Frage identisch sei mit der Frage: was kann geschehen, um die allgemeine Lage des Volkes zu verbessern, um die Leistungsfähigkeit und damit die Kaufkraft des Landes zu heben werden auf Kosten der Regierung zur weiteren Ausbildung ins Ausland entsendet; Handelskammern existieren in jeder gröfseren Stadt, und bereit willigst werden die Geldmittel zur Verfügung gestellt, wenn es sich um die Einführung neuer Industriezweige handelt. Regierung und Volk, alles ist beseelt von dem einen Gedanken: „Japans Name kann in der Welt nur grofs werden durch die Entwicklung seines Handels; und die Sicherung dieser Entwicklung beruht einzig und allein in der Hebung der eigenen materiellen und industriellen Leistungsfähigkeit.“ Japans Handel ist durch keinerlei innere und nur durch sehr geringe Exportabgaben belastet. Kein Beamter hat irgendwelche Macht oder Spiel raum zu ungesetzlichen Erpressungen; — bedeutende Bankhäuser mit mehr als reichlichen Kapitalien besitzen Filialen in jeder Stadt und bieten Vorschüsse zu sehr bescheidenen Zinsen an; ausreichende Transportmittel giebt es zu Lande und zu Wasser, und die Posten und Telegraphen-Ein- richtungen sind mehr wie genügend, billig und entgegenkommend. —• Nichts blieb und bleibt ungeschehen, was die Regierung zum Schutze des Handels und der Industrie thun konnte und tliun kann und wenn jetzt der Japanese die hohe Position unter den handeltreibenden Völkern nicht erreicht, ein Ziel, welches ebenso mächtig und überwältigend zum National-Ehrgeiz ge worden ist, wie der militärische Ruhm, so wird es nur die Schuld des Volkes selbst sein und nicht die Schuld seiner Gesetzgeber. — Wer seine geschäftlichen Erfahrungen in China gesammelt hat, wird die unbeschränkten Freiheiten der japanischen Handels-Einrichtungen angenehm empfinden. Dafs dem ausländischen Kaufmann in Japan nicht alles nach Geschmack ist, ist dagegen auch sehr wahr; er hat seine Last mit den Beamten wie mit den einheimischen Händlern, aber — allgemein gesprochen — der Markt ist frei, und Käufer und Verkäufer verkehren ungehindert mitein ander; — bei all seinen Unternehmungen kann der ausländische Kauf mann seine ganze Kraft voll ausnutzen. Sollte das eine oder andere nicht nach Wunsch gehen, so hat er solches seinem Mangel an Klugheit oder seinem eigenen Mifsgeschick zuzuschreiben. Und trotz aller Einwendungen, sagt Brenan, welche der ausländische Kaufmann gegen die amtlichen Ge bräuche in Japan Vorbringen mag, der ausländische Fabrikant würde mehr wie glücklich sein, wenn China die volkswirtschaftlichen Grundsätze an nehmen möchte, durch welche die japanesisclie Regierung die Fortschritte der Nation so erfolgreich gehoben hat. — Das Resultat aller dieser Unter stützungen des Handels ist ein äufserst bemerkenswertes. In den letzten 25 Jahren hat sich der japanesisclie Aufsenliandel von 48 Millionen auf 288 Millionen Dollars gehoben. — In den nachstehend verzeichneten Ein- durch die Entwickelung seiner eigenen materiellen Hilfsquellen, da diese ! fuhr-Artikeln ist die Steigerung der letzten 7 Jahre ganz besonders her- Entwicklung bis jetzt vergeblich angekämpft hätte gegen die gewaltigen vorzuheben: 1890 1896 Hindernisse, welche eine schlechte Regierung ihr in den Weg gelegt habe. Lokomotiven 660000 yen. 1 621 000 yen. Japan befolge in dieser Beziehung den entgegengesetzten Weg. — Dynamos — 681000 .. Die Bevölkerung erfreue sich nicht nur einer konstitutionellen, mehr oder Spinnerei-Maschinen 1066 000 „ 2 992 000 .. weniger verantwortlichen Regierung, sondern in allen Zweigen der Ver waltung würde die strengste Aufmerksamkeit der Förderung und Veröffent Dampfmaschinen und Dampfkessel 345000 „ 823000 lichung jeder Mafsregel zugewendet, welche zur Hebung der industriellen Dampfschiffe 733000 „ 1724000 ,, Leistungsfähigkeit des Landes und zur Entwicklung seines Aufsenliandels Dynamit — 8127 000 pfd. beitragen kann. — Eins der grofsen Regierungs-Departements mit einem Potasche — 2 700 000 „ Kabinetts-Minister an der Spitze, ist speziell nur mit der Behandlung aller Farbe 1 581000 Pfd. 3 285 000 i. zur Landwirtschaft und zum Handel gehörenden Angelegenheiten beauftragt. Roheisen 10 300 tons 38 700 teils Ebenso wird die gröfste Sorgfalt darauf verwendet, die besten Märkte der Stabeisen 19 000 .. 50 000 „ Welt zur Deckung ihrer Bedürfnisse ausfindig zu machen und diese Bezugs Eisenblech 6 200 .. 24 700 quellen an die Privat-Untemehmer zu veröffentlichen. — Das Ministerium Nägel 9 800 „ 17 400 der auswärtigen Angelegenheiten bringt die Berichte der Konsuln und der Telegraphendraht 970 „ 6 200 den Gesandtschaften beigegebenen Handels-Attaches zur Veröffentlichung; Stahl 2 900 „ 5 800 Sachverständige der verschiedensten Handelszweige und Wissenschaften j Blei 102 950 „ 2 400