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Handels- und Industrie-Ver hältnisse in China. eher die Thätigkeit der französischen Kommission, welche vor zwei Jahren nach China entsandt wurde, um bessere Handelsbeziehungen zwischen den bei den Ländern anzuknüpfen, erstattet der ameri kanische Konsul in Lyon einen interessanten Bericht an seine Regierung, aus welchem wir Folgendes entnehmen : Die Kommission hatte sich die Aufgabe gestellt, die kommerziellen und Industrie-Ver hältnisse Chinas gründlich zu studieren und sich über die Bedürfnisse des Landes zu unter richten. Sie bestand aus dreizehn Mitgliedern, jedes derselben Vertreter der Handelskammer einer der gröfseren Städte Frankreichs. Einen erschöpfenden Bericht hat die Kommission noch nicht erstattet, aber die bis jetzt veröffent lichten fragmentarischen Mitteilungen enthalten manche beachtenswerten Punkte. Man fand die chinesische Bevölkerung aufgeweckt, fleifsig und von dem Wunsche nach Gelderwerb be seelt , aber die Chinesen verstehen es nicht, Geld zu maehen. Die Mandarinen und über haupt die gebildeteren Klassen stellen sich dem Ausländer durchaus feindselig gegenüber; von ihnen ist keine Förderung auswärtiger Handels beziehungen zu erhoffen. „Wir werden unter zwei Bedingungen erfolgreich sein“, sagt die Kommission, „zunächst müssen wir Menschen exportieren mit den Waren, und dann müssen wir umsichtig und mit der gröfsten Geduld Vorgehen, denn im Orient darf man sich nur sehr langsam bewegen, wenn man stwas er reichen will.“ „China ist reich “, heilst es dann weiter, „ aber das Volk besitzt keine ökonomische Maschinerie, um diesen Reichtum gehörig auszubeuten. Eines der gröfsten Hemmnisse für den Ausbau des Handelsverkehrs ist der Mangel an Kommuni kationsmitteln, ein noch gröfseres das Fehlen des Kredits. Verkehrsmittel und Vertrauen, auf welches sich Kredit basiert, müssen erst geschaffen werden. Die in Erwägung gezogenen Reformen werden die Produktivität um das Zehnfache steigern, und im Verhältnis der Kaufkraft dieser enormen Bevölkerung mufs die Konsumfähigkeit gesteigert werden; mit anderen Worten: den Chinesen mufs ihre Be dürfnislosigkeit abgewöhnt werden.“ „Eisenbahnen und Maschinerieen verschie dener Art beginnen sich langsam einzubürgern. Die stets wachsende Schuld wird demnächst eine Umwälzung der jetzigen Finanzpolitik erforderlich machen, und das, meint der Kom missär, kann nur mit Hilfe auswärtiger Mächte geschehen. Die Nation, welche Handelsbe ziehungen mit China anknüpft, Eisenbahnen und besseren Schiffsverkehr einführt, wird voraussichtlich die Finanzreform in die Hand bekommen und einen grofsen Teil des Handels zu monopolisieren imstande sein.“ Winke für den Export naeh British Columbien. ]us einem an die Redaktion der Zeit- j schritt „Volldampf“ gerichteten j Schreiben des kaiserlich deutschen j Konsulates in Vancouver d. d. 14. Dezember, 1897, teilen wir Folgendes mit: „Handel und Industrie in British Columbien sind fast aus- schliefslich in Händen der Engländer. — Die bedeutendsten Industrien sind Bergbau (Gold, Silber, Kupfer und Kohlen), Fischerei und Holz, und für alle diese Industriezweige werden sehr viele Maschinen importiert, — die für die Berg werksindustrie überdies zollfrei sind. — Wenn deutsche Fabrikanten Kataloge und Ankün digungen in englischer Sprache publizieren würden und solche an die richtige Adresse ge langen liefsen, dürfte es keinem Zweifel unter liegen, dafs die Exportation von Deutschland nach British Columbien auf diesen Gebieten mit anderen Ländern in günstige Konkurrenz treten würde.“ Heue Eisenbahnlinien in Süd-Amerika. 1) Buenos Ayres — Valparaiso. (er Bau der grofsen Eisenbahn zur Ver- , J bindung von Argentinien mit Chili,. welcher bekanntlich seit längerer Zeit ! der chilenischen Grenze nicht ausgebaut. Doch bildet gerade der Bau dieser Strecke die gröfs ten Schwierigkeiten, da dieselbe durch das Hoch gebirge führt und grofse Kosten für Tunnels, Brücken, Schutzdächer gegen den Schnee ver ursacht. Das auf zwei Millionen Dollars ge schätzte Baukapital ist kürzlich von den Aktio nären der Buenos Ayres and Valparaiso Tran- sandine Railway Co. in London bewilligt worden, nachdem die argentinische Regierung auf die ihr kontraktlich zustehenden 45 Prozent der Brutto-Einnahmen verzichtet und sich so lange mit $ 1000000 Vorzugs-Aktien begnügt hat, bis die Bahn drei aufeinander folgende Jahre mehr wie zehn Prozent des angelegten Kapitals einbringt. Für die Erschliefsung der Gebirgs- teile von Argentinien und Chili sowohl, wie auch wegen der Herstellung einer direkten Verbin dung zwischen diesen beiden Ländern ist die endliche F ertigstellung der transandinischen Bahn von der gröfsten Wichtigkeit. 2) Guayaquil — Quito. Die höchste Eisenbahn der Welt. Die amerikanischen Kapitalisten, welche sei tens der Regierung der südamerikanischen Re publik Ecuador die Konzession für die Anlage einer Eisenbahn von Guayaquil nach Quito er halten haben, bekommen dafür insgesamt einen Betrag von $ 17 532 000 vergütet. In Quito befindet sich die Bahn 9350 Fufs, in Santa Rosa 9986 Fufs, in Tambillo 8250 Fufs, in San Miquel 8304 Fufs, in Amboto 8100 Fufs über dem Meeresspiegel. Der Chimborasso wird in einer Höhe von 12 300 Fufs gekreuzt wer den, andere Punkte in einer Höhe von 10460, 11800 und 11 980 Fufs. Die Anzahl der zu erbauenden Brücken beträgt 830, mit einer Spannung von 500 Fufs und weniger. Die Bahn wird eine Länge von 404 Meilen haben und durchschnittlich $ 43 396 in Gold pro Meile kosten. Es wird behauptet, dafs keine andere Eisenbahn des Erdkreises so viele hohe Gebirgs züge zu passieren, so viele Flüsse und Ströme zu überschreiten habe und so viele Terrain schwierigkeiten biete, wie die vorliegende. ins Stocken geraten war, scheint nunmehr in J das Stadium der endlichen Fertigstellung ge treten zu sein. Von der insgesamt 900 Meilen langen Strecke ist nur noch eine Strecke von 1 i 22 Meilen — von Punta de las Vacas bis nach ! t..'«"!; ... u't|u