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No. 10. ..VOLLDAMPF“, DEUTSCHE MONATSSCHRIFT FUEE HANDEL UND INDUSTRIE. aus den Erwägungen und Beratungen im wesentlichen noch nicht herausgekommen sind! und ihre Angehörigen eine gewisse Scheu zeigen, ihre Kapitalien in derartige immerhin ja ge wagte Unternehmungen hineinzustecken, hat eine britische Gesellschaft, das „Peking Syndi- cate“, ausgerüstet mit einem Kapital von 30 Millionen Mark ein Werk von ungeheurer Tragweite in Angriff genommen, nachdem es am 21. Mai vom Tsung-Li-Yamen die Erlaub nis erhalten hat, den wertvollsten Teil der Provinz Schan-Si hinsichtlich der Reichtümer seines Bodens auszubeuten. Schon Baron Richt hofen lenkte die Aufmerksamkeit Deutschlands auf die reichen Kohlen- und Eisenlager dieser Provinz, leider vergeblich, denn heute haben wir uns mit der Besitzergreifung durch das englische Syndikat als mit einem fait accompli abzufinden. Wie der genannte Reisende auf Grund seiner sorgfältigen Untersuchungen an- giebt, bedecken die Kohlenlager der 210 000 Quadratkilometer umfassenden Provinz nicht weniger als 93 000 Quadratkilometer mit einem i Gehalte von mindestens 1260 Milliarden Tonnen Kohlen, einer Menge, welche ausreichen würde, um den Weltverbrauch in seiner jetzigen Höhe während eines Zeitraums von zwei Jahrtausenden zu decken. Die Qualität dieses Materials, das sich in Lagern von durchschnittlicher Stärke von 7 bis 8 Metern vorfindet, ist vorzüglich, der Gestehungspreis infolge der dichten Be völkerung der Gegend und der dadurch be dingten Wohlfeilheit der Arbeitskräfte niedrig; so handelt es sich denn lediglich darum, leichte und billige Absatzgelegenheit zu schaffen. Diese aber bietet sich einerseits durch die oben er wähnte russische Eisenbahn, anderseits durch eine britischerseits projektierte Bahn von nur 380 Kilometer Länge nach dem Yant-Se-Thale, wo aller Voraussicht nach in kurzem sich eine blühende Industrie entwickeln dürfte. Ebenso gedenkt man, sofort an die Ausbeutung der bedeutenden Eisenerzgraben des Gebietes zu gehen und aufserdem die Gewinnung des vor handenen Erdöls im grofsen in Angriff zu nehmen. Schon heute ist der Verbrauch von Petroleum ein bedeutender und wächst noch mit jedem Jahre: während in 1892 nur 190 Millionen Liter eingeführt wurden, bezifferte sich die Einfuhr im verflossenen Jahre bereits auf 447 Millionen Liter, der beste Beweis, welche Aussichten sich einer einheimischen Pe troleum-Industrie eröffnen. Man kann den Engländern nicht die Anerkennung versagen dafs sie energisch und ungesäumt an die Aus nutzung der Vorteile herangehen, welche ihnen eine geschickte Politik verschafft hat, und mufs nur hoffen, dafs deutsche Kapitalistenkreise diesem gegebenen Beispiel in nicht ferner Zu kunft folgen werden. Bekanntlich besitzt unsere junge Besitzung im fernen Osten nicht weniger ja voraussichtlich noch gröfsere Bodenreich- tümer als das Gebiet der englischen Gesell schaft. Möge man deshalb in Deutschland nicht die Gelegenheit verpassen, und mit der Ausbeutung derselben nachhinken, wenn sich unsere Konkurrenten schon ein sicheres Ab satzgebiet erworben haben. Zur Ausfuhr von Draht naeh Argentinien. Nachdruck verboten. ie Notwendigkeit, ihre oft ungeheuer ausgedehnten Ländereien zu umfrie digen, zwingt die Getreideproduzenten und Viehzüchter Argentiniens, gewaltige Mengen von Draht, und zwar hauptsächlich Stacheldraht, zu verbrauchen, da die Umzäunung mit solchen am einfachsten ist und am wenigsten Kosten verursacht. Die Eisenindustrie des Landes selbst aber steckt noch in den Kinderschuhen und vermag nur ganz beschränkte Mengen des nötigen Materials zu liefern, weshalb der weit aus gröfste Teil desselben aus dem Auslande bezogen wird, und zwar vor allem aus Deutsch land, weniger aus den Vereinigten Staaten und England. Die deutschen Fabrikate waren bis her einerseits wegen ihrer billigen Preise, ander seits infolge der Vergünstigung, welche ihnen der bisherige deutsch - argentinische Handels vertrag gewährte, im stände, sich siegreich gegen jede Konkurrenz zu behaupten. Darin aber trat mit dem Tage, an dem dieser Handels vertrag aufser Kraft trat, eine Änderung ein, und da es bisher nicht gelang, einen neuen Vertrag an seine Stelle zu setzen, liegt die Gefahr nahe, dafs die deutsche Industrie im Wettbewerb mit ihren Konkurrenten in Zu kunft weniger günstig abschliefsen wird. Im Interesse des wahrlich nicht in rosiger Lage befindlichen heimischen Drahtgewerbes steht deshalb zu hoffen, dafs die in der Schwebe befindlichen Verhandlungen wegen eines neuen Handelsvertrages bald zu einem befriedigenden Resultat führen, ehe es den übrigen Einfuhr ländern gelungen sein wird, in Argentinien festen Fufs zu fassen. Verpackung der für Bolivia bestimmten Waren. Nachdruck verboten. fUfifser einer kurzen Bahnstrecke zwischen der Küste und den beiden Städten Uyuni und Ururo besitzt die Republik Bolivia keine Eisenbahnen, und da dieselbe durch die unwegsame Andenkette vom Ozean abgeschlossen ist, über die keine gebahnten Strafsen führen, so sind sämtliche Waren, die in das Land eingeführt werden sollen, auf den Transport durch Maultiere und Esel an gewiesen. Die natürliche Folge dieses Zu standes ist, dafs alle Sendungen aufser den für die beiden genannten Städte mangels anderer Vorschriften der Besteller nicht schwerer als | 36 Kilogramm brutto sein dürfen, da sie sonst VI. Jahrg. nicht vom Ausschiffungshafen zum Wohnort des Empfängers befördert werden können und an der Küste mit erheblichen Kosten umge packt werden müssen. Die höchste Last, welche einem Esel aufgebürdet werden kann, beträgt nämlich 72 Kilogramm und mufs derart ver teilt werden, dafs auf jeder Seite des Rückens je eine Hälfte zu hängen kommt. Ist es ein mal nicht möglich, ein Stück derart zu teilen, dafs es das angegebene Gewicht nicht über steigt, so kann man ausnahmsweise ein Collo von höchstens 70 bis 72 Kilogramm daraus bilden; doch sollte man das nur in den äufsersten Notfällen thun, wenn kein anderer Ausweg übrig bleibt. Ein nicht minder zu beachtender Punkt ist der, dafs sämmtliche Teile einer Sendung in ihrer inneren Verpackung fest ge schlossen liegen und sich im Innern der Kisten nicht bewegen dürfen. Da diese oft genug Strecken von 300 bis 400 Kilometer auf dem Rücken von Lasttieren zurücklegen müssen, begreift es sich leicht, dafs Gegenstände, die nicht vollkommen festgelegt sind, sich in Gefahr befinden, infolge der Erschütterungen während des Transports durch die Bewegungen und etwaiges Fallen der Tiere sowie durch das Auf- und Abladen, in mehr oder weniger mangelhaftem Zustande bei den Kunden eiu- zutreffen. Während nun die Colli nicht schwerer als 36 Kilogramm sein dürfen, empfiehlt es sich anderseits, sie wenn irgend möglich auch nicht viel leichter zu machen, denn der Trans portpreis wird pro Collo bezahlt, und es liegt daher im Interesse des Empfängers, für die hohen Kosten so viel an Gewicht zu erhalten, als es angängig ist. Diese Teilungen einer gröfseren Sendung in verschiedene kleinere verursachen natürlich Emballagekosten, die über das gewöhnliche Mals hinausgehen, und welche man in anderen Ländern, die in dieser Beziehung günstiger gestellt sind, der Kundschaft nicht zu berechnen pflegt. Hier ist man indes darauf angewiesen ; doch ist dabei zu berücksichtigen, dafs die dortige Kundschaft die Preise der Verpackung sehr genau kontrolliert, weshalb man gut thut, dieselben im Interesse einer längeren Verbindung auf die Selbstkosten zu beschränken. Ausfuhr von Eisenwaren naeh Konstantinopel. Nachdruck verboten. den offiziellen Statistiken bezieht Türkei jährlich etwa 46 J Mil ien Kilogramm Eisen und Eisen waren im Werte von 43 Millionen Piastern aus dem Auslande. Davon entfallen auf die Einfuhr über Konstantinopel durchschnittlich 25ÖU0 Tonnen, von denen gegen 20000 Tonnen aus Belgien und Schweden, etwa 4000 aus England kommen, während Deutschland nur den verhältnismäfsig geringen Rest von ca. 1000 Tonnen liefert. In Anbetracht der hohen