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.*-"3 / V Auszug aus dem Original-Bericht über die Forschungsreise der nordamerikanisehen Handelskommission nach S ii cl -J1 m e r i R a I. Brasilien. (Siehe Artikel auf S. 373 der September-Nummer.) (Nachdruck verboten.) D as Areal von Brasilien ist auf 3 261 000 Quadratmeilen oder 8 337 218 Quadratkilometer abgeschätzt worden, hat also beinahe 6 /7 des Um fangs von ganz Europa und ist 236 000 Quadratmeilen gröfser als die gesamten Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. — Es hat eine Küstenlinie von über 4190 Meilen. — Das Land längs der atlantischen Meeresküste — nördlich bis Bahia — und bis 3—400 Meilen ins Innere hinein ist gebirgig; — nördlich und westlich dieser G-ebirgsregionen ist das Land hügelig, mit weiten Plateaus, ausgedehnten Thälern und tiefen Flüssen. — Schiffbare Flüsse durclischneiden die Staaten Amazonas (eine Provinz, die allein schon viermal gröfser ist als Frankreich) Minas G-eraes, Goyaz und Matto Grosso mit Häfen in Manaos, Amazonas, Curumba und Matto Grosso, welche sämtlich für Seeschiffe zugänglich sind. Längs der Küste giebt es 42 Häfen, von denen der in Kio de Janeiro der gröfste ist; derselbe besitzt eine Küstenlinie von 198 km (123 Meilen). Die anderen Häfen sind Para, Maranhäo, Parahyba, Pernambuco, Maceio, Aracajü, Bahia, Ilheos, Santa Cruz, Porto Seguro, Victoria, Santos, Paranagua, Santa Catliarina, Kio grande do Sul und viele andere von mindererBedeutung. Brasilien ist eigentlich ein landwirtschaftliches Land und erzeugt im Norden grofse Mengen Gummi, Cacao, Zuckerrohr, Piassava, Nüsse und medizinische Pflanzen. Die Zentralstaaten erzeugen hauptsächlich Bairm- wolle, Zucker und Tabak, während in den Provinzen Minas Geraes, Es- pirito Santo, Kio de Janeiro und San Paulo die grofsen Kaffeedistrikte sich befinden. Dieses ungeheuere Land ist in zwanzig Staaten eingeteilt, laut fol gender Tabelle, in welcher die Hauptstädte, Grofse und Bewohner jeden Staaten. Hauptstädte. Umfang in □ Meilen. Umfang in □ km. Bevölkerung. Amazonas Manaos 733 250 1897 020 207 610 Para Belem 443 789 1149712 859821 Maranhäo S. Luiz 177515 459884 459 040 Piauhy Teresina 116494 301797 202222 Cearä Portaleza 40 241 104250 881686 Parahyba Parahyba 28 846 74731 382 587 Kio Grande do Norte Natal 22189 57 485 313 979 Pernambuco Recife 49 560 128395 1 101 539 Alagoas Maceio 22578 58491 648 009 Sergipe Aracajü 15 089 39 090 461307 Bahia S. Salvador 164601 426 427 1 683 141 Espirito Santo Victoria 17 308 44 839 382137 Kio de Janeiro Stadtbezirk Kio de Petropolis 26627 68 982 1 227 575 Janeira 538 1 394 674972 San Paulo San Paulo 112278 290876 1637354 Parana Corityba 124029 321319 626722 Santa Catliarina Florianopolis 28 624 74156 259 802 Rio Grande do Sul Porto Alegre 91309 236 553 880 878 Minas Geraes Ouro Preto 221894 574 855 3 009 023 Goyaz Goyaz 288 462 747 311 260 395 Matto Grosso Cuyabä 532545 1 379651 170417 Total 3257766 8437218 16330216 Staates genannt sind. Vier Staaten: Piauhy, Minas Geraes, Matto Grosso und Goyaz befinden sich im Innern, während die anderen sechzehn an der Küste entlang liegen. Nach vorstehender Tabelle, welche aus statistischen Angaben zu sammengetragen ist, beträgt die ganze Bevölkerung von Brasilien jetzt 16 500 000, zur Hälfte Weifse, zur Hälfte Neger, Mulatten und Indianer. Der gröfste Teil der Einwohner kommt aus Italien, Spanien und Portugal und pafst sich daher dem Leben und Klima in Brasilien am besten an. — Die Italiener gehen in die Kaffeeplantagen nach San Paulo, Espirito Santo und Minas Geraes, die Spanier und Portugiesen in die nördlichen Staaten, wo Zucker, Baumwolle und Tabak gewonnen wird; die Portugiesen sie deln sich auch gern Kio de Janeiro an. Die Zahl der Einwanderer nach Brasilien ist schwankend und belief sich in den Jahren 1886—1895 insgesamt auf 1100000 Köpfe. Die brasilianische Regierung hat sich viele Jahre hindurch grofse Mühe ge geben, Einwanderer ins Land zu ziehen, indem sie den Leuten freie Über fahrt von Europa bewilligte und ihnen bei der Ankunft Grund und Boden zur Bebauung frei zuwies und sie behufs Ausübung ihrer verschiedenen Gewerbe über das ganze Land verteilte. Jetzt hat die Regierung einen Kontrakt mit der Compahnia Metropolitana abgeschlossen, nach welchem letztere verpflichtet ist, in 10 Jahren (ab 1893) eine Million Einwanderer nach Brasilien zu schaffen. Unverheiratete Männer, Invaliden und alte Leute sind von der Vergünstigung freier Überfahrt ausgeschlossen. Die Kaffeeproduktion Brasiliens. Das Hauptprodukt Brasiliens ist Kaffee. -— Der Export darin stieg 1895 auf rund 7 Millionen Säcke ä 20 Dollars (durchschnittlich), mithin ein Gesamtexport von 140 Millionen Dollars. Von den 7 Millionen Säcken Ausfuhr gingen 3 200000 Säcke nach den Vereinigten Staaten von Nord amerika, 3 800000 Säcke nach Europa und anderen Ländern (davon nach Deutschland 1200000 Sack). Wenn man die auf ca. 11000 000 Sack sich belaufende Gesamt-Kaffee-Ernte der ganzen Welt in Berücksich tigung zieht, so entfällt auf Brasilien allein nahezu 6 /, 0 der ganzen Welt ernte. Die Haupthäfen für den Kaffee - Export sind Rio de Janeiro und Santos. Der nächstwichtigste Exportartikel Brasiliens ist Gummi, — von Para. Im letzten Jahre erreichte die Ausfuhr darin einen Wert von 25 Millionen Dollars. Die Fabrikation yoii Bannnvol 1 waren. Der Staat Pernambuco produziert Baumwolle von vorzüglicher Qualität. Ein gröfser Teil wird roh exportiert. Die Baumwollernte in Pernambuco belief sich in 1890 auf 183561 Ballen, 1893 auf 369280 Ballen, 1891 „ 168216 „ 1894 „ 222180 „ 1892 „ 193818 „ Die Produktion dieses Stapelartikels hat die Fabrikation von Baum- wollwaren zur wichtigsten Industrie in Brasilien gemacht. Sie hat seit den letzten 5 Jahren eine enorme Entwickelung erfahren. Die Fabriken sind zum gröfsten Teil in den Staaten Kio de Janeiro, Bahia und Per nambuco verteilt. Die nachfolgende kurze Beschreibung der verschiedenen Fabrik etablissements gestattet einen ungefähren Überblick über die Ausdehnung der brasilianischen Baumwollindustrie.