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Beiblatt zue Cilpost für Moden. ^9. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. L841. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den II. Februar 1841. Ach — es ist schlimm genug, wenn man einen Brief mit einem Seufzer anfangen muß und doch kann ich ihn nicht unter drücken — ach, es hat den Anschein, als ob der strenge Win ter noch lange nicht seinen Scepter niederlegen wollte. Wir haben immer noch Schnee und Eis, wir dürfen immer noch nicht die warmen Winterpelze ablegen, mit denen wir der Ty rannei des Winters trotzen. Die Magazine Lasch nitt's, auf der rus liietielien Nr. 104, sind mehr als je an der Ta gesordnung; eine eben so elegante als zahlreiche Menge bela gert sie jeden Augenblick und erneut sich unablässig, um Schutzmittel gegen das kalte Wetter einzukaufen, die das Lhierrcich aus allen Zonen nach Paris liefert, z. B. der Her melin, der Zobel, der kleine Blau - und Graufuchs, der Mar der von Canada; dann auch der Schwan, dessen Federn sich als Garnituren der Tunika's und Roben so gut ausnehmcn, u. s. w. u. s. w. Pelzwerk und Schwan spielen jetzt eine sehr große Rolle in der Wintermode; sie werden sowohl zum Schmuck der Roben beim Ausgehen, als auch bei Soireen angewendet; sie dienen sogar dazu, den Luxus der Coiffuren zu erhöhen; sie bilden einen wesentlichen Theil an den anmuthigen sogenannten 8orties llu dal und an den eleganten mit Pelz gefütterten und besetzten Ueberwürfen, welche allgemein getragen werden. Der strenge Frost hat auch die Ueberröcke von Casimir und Cachemir-Zephyr en vo^us erhalten. Diese weiß am besten unsre berühmte Künstlerin Auguste, rue l,ou!s-le- 6rai«I Nr.27, zu executiren. Die Form dieser Tracht ist im mer amazonenartig, mit glattem Corsage, eben so die Aermel, und mit reicher Passementerie. Sehr gesucht sind auch die Sammetcorsagen mit kurzen, englisch garnirten Aermeln, mit einer Jupe von Organdi, ebenfalls garnirt. Einige Kleider dieser Art habe ich neulich bri der ersten Aufführung der su perles gesehen, einer allerliebsten Genre-Oper, die, beiläufig gesagt, der Direktion noch geraume Zeit eine gute Ein nahme verschaffen wird. Nicht unerwähnt darf ich lassen die Ueberröcke von brodirtem Mousselin; sie sind auf jeder Seite des Corscts garnirt und haben in der Mitte kleine kurze Schleifchen; dann die Roben von ölousseline-Iains, rings herum mit einer doppelten kleinen Garnitur von Seidenstoff versehen, und endlich die Roben von Cachemire mit weiten Aermeln, die mit fünf Knöpfen geschlossen sind und in Buffen von den Schultern herabfallen. Vor Kurzem statteten wir bei Madame Constance, rus dlsurs Vivienns Nr. 57, einen Besuch ab und mußten wahr haft erstaunen über den Reichthum ihres Magazins. Unter kleider, die mannigfaltigsten Gegenstände der Toilette beim Ausgehen, Roben für Bälle und für Soireen, Arbeiten für Paris, für die Provinz, für Fremde, für das Bedürfniß eines Jeden, kurz für alle Welt sahen wir hier aufgestellt. Wir begnügen uns, einige wenige Kleider näher zu bezeichnen; vor allen die herrlichen Ueberröcke en Kssin snglais mit pariser Spitzengrund garnirt; die Corsagen offen in der Mitte, in der Form eines Tulpenkelchs, die Aermel anliegend; ferner Roben en pkkinet, Roben von schwarzem Cachemire, mit Chenille brodirt, eine Tracht, die bei aller Einfachheit doch außer ordentlich gut kleidet; Roben von -4llas rozal mit kurzen Aermeln und vielen kleinen Bouillons; endlich die reichen schwarzen Spitzenrobcn, mit Atlas gefüttert und mit breitem Spitzenbesatz von derselben Farbe, den auf jeder Seite entweder eine Bandschleife oder ein kleines Blumenbouquet oder auch eine Agraffe von Edelsteinen sesthält. In Betreff der eleganten Häubchen und Mützen wendet man sich am besten an das Haus Pollet, auf der rn<- lii- cdelieu Nr. 95. Hier findet man die köstlichsten Gegenstände dieser Art, die wahrhaft Furore in der eleganten Welt machen, z. B. die allerliebsten Negligä-Mützchen satin piquü» um geben mit kleinen Blonden-Coques, die auf jeder Seite als Bärte herabfallcn; eben so reizend sind die Mützen von Mouffe- lin, garnirt mit einer dreifachen Spitzenrcihe, welche durch Bandstreifen getrennt sind, oder auch von Spitzen und pon- ceaufarbenem Atlasband; prächtiger noch sind die eleganten Mützen 2 In Lsrnoise, wo Spitzen mit Bruyere untermischt sind. Madame Pollet hat keine Nebenbuhlerin in ihren reichen und geschmackvollen Stickereien, die Kleinigkeiten, wie den Mützen, Halskragen und Taschentüchern, einen so hohen Werth verleihen; aber sie zeichnet sich auch durch einen reizen den Schnitt und eine geschmackvolle Ausführung der Kleider aus, so wie sie alle Arten von Coiffuren nicht minder ächt künstlerisch herstellt. Besonders schön werden ihre Hüte ge funden, wie man auf den getreu wiedergcbcnden Modcbildern sehen kann. Nichts kleidet besser, als Hüte mit Rosa-Schleifen auf Cröpe, oder mit großen Bouquets von Pensees. Dann auch Sammethüte, mit einer Feder von gleicher Farbe geziert, oder Lila-Sammethüte mit Marabouts ausgeschmückt, Ueber die Moden der Herren ein ander Mal. Dießmal genüge es, noch auf die Pantalons für Damen von der Er findung der Madame Douret hingedeutet zu haben, deren Namen sie bereits tragen.