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12 Eine gedrückte Stimme zeigt einen Menschen von geringem Geist und kleinlichem Charakter an. Eine harte, herbe Stimme ist ein Zeichen von Stärke, Energie und Ausdauer, sie müßte durch den häufigen Gebrauch von Spirituosen oder durch die Gewohnheit, sich in schlechter Gesellschaft vernehmen zu lassen, hart und rauh geworden sein. Dann wäre sie in das Bereich der sogenannten Bier bässe zu verweisen. Die Physiognomie zweier Personen, welche sich mit einan der unterhalten, läßt dich augenblicklich, wenn nicht den Ge genstand des Gesprächs, doch wenigstens ihre Sprachmanier er kennen; denn — ein Mensch, der zu langsam spricht, macht uns schläfrig; wer zu schnell spricht, spannt uns ab; wer sich überstürzt und faselt, erregt unsere Ungeduld; wer nach Wor ten sucht, greift unsere Nerven an; wer ganz eintönig redet und kaum die Zähne dabei öffnet, langweilt uns auf das Ent setzlichste; wer beim Sprechen hustet oder ausspuckt oder durch die Nase spricht, flößt uns Ekel ein; wer schreit, erschreckt uns ; wer, wie man sagt, vom Hundertsten ins Tausendste kommt und an keinem Gegenstand festhält, macht uns entweder la chen oder versetzt uns in Zorn; endlich, wer den Faden des Gesprächs verliert und alle Minuten einmal wiederholt: „Was wollt' ich sagen?" oder: „Wo war ich denn?" — der bringt uns gerade zur Verzweiflung. Sprechen ist eine Kunst, die oft geistreiche Menschen nicht verstehn und in der Flachköpfe bisweilen sich sehr gut forshel- fen. Dadurch lassen wir uns nicht selten eine Zeit lang zu llrtheilen verführen, die wir später beschämt zurücknehmen müssen. Wortspiele. Von welcher Art von Touristen verlangt man nicht, daß sie auf Reisen gehen, um Sittenschildcrungen zu veröf fentlichen ? Von den Earrikaturisten. Welcher Eingriff in fremdes Eigenthum enthält zugleich das Mittel, mit welchem ihm gesteuert werden kann? Der Nachdruck. Woher kommt es, daß oft eine schlechte Rede mehr in's Volk dringt, als eine gute? Weil jene schlecht geh alten worden ist. Welche Ähnlichkeit ist zwischen dem Sturmwinde und einer schönen Frau? Beide sind hinreißend. Warum macht sich eine schlechte Sängerin den Mund leicht schmutzig? Weil sie unreine Töne in denselben nimmt. Warum ist das Echo gut, wenn man etwas verloren hat? Weil es wiederholt. Wodurch bringt ein Buchhändler den Schriftstellern zugleich Nachtheil und Vortheil? Dadurch, daß er ihre Werke vertreibt. Sylbenrätbsel. Nimm, Freundin, an den ersten Beiden Die Letzte freundlich hin, Biel Schönes ist in ihr enthalten Zu reichlichem Gewinn. Und wenn die Zweite auch, wie heut' noch, Nicht mehr die Erste ist, So bleibe meiner Letzten Inhalt Dir doch zu jeder Frist. Wie oft im Leben auch das Ganze Als leere Form erscheint, So ist die meine, die ich bringe, Doch treu und wahr gemeint. Und wenn ich einst sie wiederhole, Dann sage froh und frei, Daß meine Letzte Dir — die Letzte Nicht blos gewesen sei ! Auflösung des Räthsels in Nr.52 des vor. Jahrgangs: Handkuß. Crklärnnn der Modenkripfer. 1. Kopfputz von Sammet mit Perlen umwunden; an de» eine» Seite fällt eine Feder herab und an der andern eine breite Spitze, oben mit einem Röschen befestigt. Robe von Seide mit guipur- artigem Spitzenbesatz und auf demselben Bandschleifen. 2. Atlashut mit mehren kleinen Federn geschmückt. Kurzer Mantel von Cachemir mit einem Capuchon und Hermelin besetzt. z. Hut wie Nr. 2. unter dem Schirm mit Band garnirt. Mantel wie Nr. 2. vom Armloch an getheilt und oben mit Schnu. ren und Quasten jusamniengehalten. Robe mit auigebogten Vo lants, welche mit schwarzen Spitzen besetzt sind. 4. Atlashut mit Federn und Robe mit sehr breiter Volant. Mantelet von Oros eie Siaxler, besetzt mit breiten Sammet streifen. Extrabeilage Nr. 1. 1. Kleiderschnitt. 2. Ein Ueberrockschnitt. Z. Ein neuer Pelerincnschnitt. 4. Ein Kragen auf Kleider. Druck von S. P. M»lz»r in Leipzig. Hierzu eine literarische Beilage von Theodor TkomaS in Leipzig.