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Beiblatt znv Gilpost für Moden. 1. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 184H. « " " ! >!iiL ^ ------SS——S-SSSSSSSSSSS-«-», Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 17. December 1840. Endlich ist, ich möchte sagen, die Blüthenzeit der Fashion, die Zeit gekommen, in welcher die Göttin der Mode ihre schönsten Feste anordnet, überall Bälle«, Soireen, Concerte, Vergnügungen aller Art, die um so lockender sind, je länger sie dicßmal haben auf sich warten lassen. Doch, glaub' ich, werden wir dabei nichts verlieren, denn man scheint sich vor- gcnommen zu haben, das Versäumte nachzuholen und die Weihnachtszeit wird keine bedeutende Unterbrechung veranlassen. Man nenne das Jahr nicht alt, weil ihm nur wenige Tage noch zu leben vergönnt, denn — das Jahr ist ein Phönix, wenigstens hier in Paris; es geht in Pracht und Glanz unter, um prächtig und glänzend aufzustehen! Hier haben wir gar nicht Muße, an die Wichtigkeit eines solchen Zeitabschnittes zu denken und mit uns Abrechnung zu halten; aller Ernst ist aus den Gemüthern verwiesen; an der Hand des Vergnügens schreiten wir über die Grenze von 1840 und die Mode, die ewig bewegliche Libelle, flattert lachend voraus. Die politischen Ereignisse werden keine großen Veränderungen hcrvorbringcn, ausgenommen vielleicht in der Mode. Die definitive Nieder lage Mehemet Ali's dürste einigen Einfluß haben. Wir hat ten bisher in Stoffen und Coiffuren: ägyptische, syrische, Solimans, Ibrahims u. s. w. und vielleicht morgen schon bringen wir dem Glücke des Siegers unsere Huldigungen dar und kleiden uns Englisch. Doch hoffentlich werden wir dießmal guten Geschmack genug haben, um uns der letztge nannten Mode zu enthalten. Denken Sie nur, wenn wir neue Farben bekämen, z. B. Flammenroth von Beiruth oder Aschgrau von St. Jean-Acre, das müßte von haarsträubender Wirkung sein. Doch lassen wir das vor der Hand und sprechen wir ein paar Worte von dem neulichcn Eoncert, welches Madame Deldcvez im Saale des Conser- vatoriums gab. Ich könnte viel Lobeserhebungen über die musikalische Feierlichkeit machen, aber das gehört nicht in mein Bereich und ich beschränke mich daher auf mein Amt, von den Moden zu sprechen. Ich habe in dem Eoncert wieder herrliche Gegenstände aus dem Magazin der Madam Poll et, ras kicbelieu Nr. 95, bemerkt, die sich jederzeit durch ihren wahrhaft feinen Ge schmack ausgezeichnet hat und die täglich neue geschmackvolle Erfindungen macht. Eine ihrer letzten Coiffuren hat Aufsehen erregt, nämlich ein üol>u ll'anAleterre, welche hinten am Kopfe bouillonirt ist. Jedes von diesen Bouillons ist von einem Blatt von grünem Sammet gehalten, die drei Spitzen durch ein Festen derselben Nuance. Die Hüte von Leckere, r»« <is kivoli Nr. 10, waren am häufigsten. Sie sind von niederer und anschließender Form. Als Schmuck haben sie Blumen und Federn von Chagot; diese sind unerläßlich. Keine Blumen sind so glänzend, so brillant, so lebendig, keine Federn so weich, schmiegsam und schwellend, als diejenigen, welche man bei C h a g o t findet. Für die Promenadcnhüte scheint man für diesen Winter dunkle Farben zu wählen. Als ein Schöpfer derselben zeichnet sich M a ur ice-Beau v a i s aus, dessen Talent ein wahrhaft poetisches in Beziehung auf Coiffuren ist. Seine neueste Er findung in dieser Art ist sogleich von der Königin, von den Herzoginnen von Orleans und Nemours, von der Prinzessin Clementine und von der Schwester des Königs gekauft worden. Der ck-peau-rärills macht Furore. Entzückend sind die Hüte ä la Maria Stuart, Diana von Poiticrs, ChristinoS, Sevignä, die Sevillanische Coiffure, der persische Turban, die maurische Coiffure und eine Menge von anderm Putz in diesem Genre. Unter den schönen neuen Stoffen des Hauses Guichard sind vorzüglich zu nennen: der creps ra^«- Diesen Stoff wird ich jarlliniörs genannt haben, weil er mit einer Menge kleinen Blumen von allen Farben besäet ist, die tausendfarbige Nu ancen hervorbringen. Das Magazin Brousse, rns kiolwlwu Nr. 81, hat in der letzten Woche mehre Cachcmirs von einer solchen Feinheit und Pracht verkauft, daß man glauben sollte, es bereite sich mehr als eine reiche Heirath in Paris vor. Der blaue Cachcmir ist noch nicht verdrängt, im Gegentheil wird er allen andern vorgczogen. Was die Handschuhe betrifft, so sind die aus dem Maga zin von Mayer, passage Llioissul Nr. 32, durch die Appro bation der Exkönigin von Spanien Christine gleichsam ge weiht worden. Sie wissen vielleicht noch nicht, daß Christine eine ganz besonders schöne Hand besitzt, wie sie überhaupt eine schöne Frau ist. Es scheint ihr in Paris sehr zu gefallen; sie hat unsere Paläste, unsere Museen und auch — unsere Moden magazine sehr häufig besucht. Hier macht sie in der Regel zahlreiche und kostbare Einkäufe. Besonders hat sie das Haus des Herrn Ladand beehrt. Vor Kurzem wohnte sie der Vor stellung der Puritaner von Bellini bei und zog alle Augen durch ihre geschmackvolle Kleidung auf sich. Auch ihre Um gebung war in der reichsten Toilette erschienen. Sie selbst trug ein schwarzes Sammctkleid, auf der einen Seit« des