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100 «Ihr Gedicht," fährt er fort, während bas Abendessen er scheint — „Ihr Gedicht —" dabei zerschneidet er den Flügel eines Huhns — „ist allerliebst, nur, offenherzig bekannt, ge fällt mir zu diesem Stoffe das Genre Nicht recht, welches Sie gewählt. Nicht die Hymne gewinnt die Herzen, sondern allein das Lied. Arbeiten Sie das Werk um, möcht' ich Ihnen rathen, und geben Sie ihm eine Melodie, z. B. aus dem Postillon von Lonjumeau." Nach dem Soupe überreicht er der Dame ihr Gedicht. Dieß benimmt ihr alle Zweifel. Sie entläßt ihn mit den Betheue rungen ihrer innigsten Verehrung. Mehre Wochen vergehn; da bringt ein Zufall den Streich an den Tag, den man ihr gespielt. An jenem Abend war in dem Hause Victor Hugo's, der zu einer Soiree bei dem östrei- chischen Gesandten gegangen war, — Bedien tenb all ge wesen. Drei Kammerdiener, die wohl wußten, wie häufig der Dichter von schlechten Poeten und Poetinnen überlaufen werde, hatten sich, nachdem sie das Gedicht der Dame gelesen, den Spas gemacht, sich hinter einander für Victor Hugo auszu geben und — eine gute Mahlzeit zu profitiren. Die Dame klagte vor Gericht gegen die drei Domestiken, welche eine kleine Strafe erleiden mußten. Darauf begab sie sich nach ihrem Heimathsort in der Provinz und wird sich wahrscheinlich nicht wieder einfallcn lassen, einem berühmten Dichter ihren Besuch abzustatten. Das Gasel, das du mir jetzt vertraut, Jst's von dir? Ja, sprach er laut', recht laut; Weil es sinnlos ist auf deine Weise! Gab ich ihm zur Antwort leise, leise. S. Mein ist das Herz, die Locke dein, In der's gefangen sich, Doch fesselt sie eines Thoren Herz, Und ach, der Thor bin ich! «. Der Mensch versah des Paradieses Garten, Des himmlischen, mit Menschen, es zu schmücken; Dort werden schöne Knaben seiner warten. Der Huri's Reize werden ihn beglücken. O Prediger, du schreckst nicht meinen Muth, In deiner Höll' ist Feuer nicht und Gluth — Wer brennen soll, der wird im eignen Herzen Hinübertragen seine Flammenschmerzen. H. R ä t h s e l. Sag' an, welch' mächtiges Prachtgebäu Und welche Stadt auch nebenbei Im Worte Stürmen enthalten sei? Sinngedichte und Epigramme nach tür kischen Poeten. (Mitgetheilt von Julius Hammer.) Auflösung des Sylbenräthsels in voriger Nummer: Frankreich. Ein Dichter legt' einmal sich bei Der feinsten, schönsten Federn drei. Was nützen, sprach ich, dir die spitzen Federn, Denn was du schreibst, ist doch nur grob und ledern? Wenn ich dein Haar um meine Finger hülle, Sieh, unvermerkt mit deiner Locken Fülle Vermehren sich die Wünsch' in meiner Brust. Erklärung der Modenkupfer. 1. Herrenanzug. Pelzrock mit Posamentier. Arbeit besetzt. Weste bunt. Cravatte schwarz. 2. Sammcthut mit Federn und unter dem Schirm mit Blu men geschmückt. Ueberrock von Atlas mit zwei schrägen Sam- von einem Sammetgürtel umgeben. Unterkragen gefaltet und oben eine Garnitur. 3. Atlashut. an der Seite eine Traube herabhängend. Ueber rock von wollenem Stoff mit enganliegenden Aermeln und daS ein herumgehender Kragen. DaS in Zöpfen geflochtene Haar ist mit einer einzigen Rose geziert. Druck von C. P. Melzer in Leipzig.