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561 Japanesen haben einen bedeutungsvollen Gruß. Sie sagen: Auxb, augli! (Füge mir kein Leid zu.) Die Lappländer so wie einige Südseestämme, quetschen die Nasen an einander; immer noch besser als das Hutabnchmcn, weil die Nase ihre Form wieder annimmt, der mißhandelte Hutrand aber nicht." Miszellen. Der Profit. Nach Erccutionen ist das Publikum fast allenthalben sehr neugierig; so war auch einst in B. ein jun ger Mann nach einem Platze gegangen, wo ein Verbrecher den Staupbcsen empfing, sah der Vollstreckung der Strafe zu, und entfernte sich dann wiederum. In einer nahe gelegenen Straße stand aber ein Frauenzimmer von seiner Bekanntschaft vor ihrer Hausthüre, und rief ihm im Vorbeigehen sehr naiv zu: „Ergebenste Dienerin! ach, Sie haben gewiß auch ein bischen vom Staupbesen prositiren wollen." Sonderbare Strafe. Daß die Minister und Manda rinen in China bei Vergehungen körperlich gezüchtigt werden, gleich der gemeinsten Menschcnklasse, ist aus altern und neuern Reisebcschrcibungen zur Genüge bekannt. Montinus berichtet uns aber auch, der in Ungnade gefallene Minister werde ge wöhnlich auch dazu ^verdammt, jeden Morgen den Audicnz- saal.seines Nachfolgers und den kaiserlichen Vorhof auszukehrcn. Advokatenkost. Zippel erörtert in seinem Processc die Frage: wie ein Advokat, wenn er seines Clienten wegen über Land reisen muß, zu speisen sei. „Er braucht," sagt er, „nicht mit gewöhnlicher Baucrnkost verlieb zu nehmen, sondern ihm gebühren ausgesuchte Speisen, nicht etwa schwarzes Brod, Knoblauch, Zwiebeln, Quarkkäse und dergleichen, sondern Ha sel-, Berg- und sonst junge Hühner, Leipziger Lerchen, Lü- bccksche Dorsche, Nürnberger Lebkuchen und andre Leckerbissen!"— Zeichen der Zivilisation. Ein neuerer Reisebeschrci- ber endigt seine Erzählung von einem glücklich überstandcncn Schiffbruch mit den Worten: Nachdem wir eilf Stunden ge gangen waren, ohne eine menschliche Spur zu finden, wurde ich zu meiner großen Freude einen Menschen gewahr, der an einem Galgen hing. Mein Vergnügen über diesen tröstlichen Anblick war unaussprechlich. Gott sei gelobt, rief ich aus, wir sind in einem civilisirten Lande! — Die zur Unzeit verzehrte Bratwurst. Am Sonn tage Jnvocavit I5>2 erging an den Rath zu Oschatz folgendes landesherrliche Rescript: „Liebe Getreue. Nachdem der Luv- calLursns inlimus uf der Schule bei euch am »erschienen Sanct Johannistage Bratwurst gegessen haben soll, begehren Wir ernstlich euch verwarnend, daß ihr denselben Baccalaurcn als bald gefänglich annehmet und Uns ihn anher wohlverwahret schicket, auch mit der Sachen dermaßen in geheim gehet, daß er nicht verwarnet wcrd und entkomme!" Manchcttcn. Forbiere, Historiograph von Frankreich unter Ludwig XIV., aber in großer Dürftigkeit lebend, war ein genauer Freund Papst Clemens IX., konnte indcß nur ganz unbedeutende Unterstützungen von demselben erlangen. Aufgebracht darüber schrieb er ihm endlich folgendes lakonische Briefchen: „i^aint-kere! Vou» envo^sr «Io» msncksttss n celui qui n's pvint 6s clieiniss»." Der heilige Vater schämte sich, und ließ es dem alten Freunde nicht länger am Nolh- wendigstcn gebrechen. - inuitre«. Der Ursprung dieser Benennung fällt, was nicht allgemein bekannt ist, in die Zeiten der Fronde. Man hatte damals den Partheigängern des Herzogs von Beau fort den Namen der „important»" gegeben, und man nannte gegenthcils die Anhänger des Prinzen von Conds, welche sich durchaus zu Herren der Monarchie machen wollten, „petit»- maitres." Das Andenken dieses langen und blutigen Bür gerkrieges ist ziemlich spurlos verschwunden; jene Benennung ist aber geblieben. Große Hitze. Im Jahre 1705 im August war die Hitze in Frankreich so groß, daß man im Sonnenschein Eier kochen konnte. In der Mittagsstunde zersprang in Paris sogar der Thermometer Laffini's, den er 36 Jahre lang in Gebrauch hatte. Französische Delikatesse. Die 6a?et>s 6e» tribnnsanx erzählt folgenden Criminalfall: „Vor Kurzem wurden in dem Boudoir einer Gräfin am frühen Morgen Schmuck, Silber geschirr und andere wcrthvollc Sachen gestohlen. Unter den selben befand sich eine kostbar gearbeitete Schreibschatulle. Noch am selben Lage erhielt aber die Gräfin diese zurück, mit den darin befindlichen Briefen und Schriften und einem Billet folgenden Inhalts: —„Madam, ich nehme mir die Freiheit, hierbei Ihre Correspondcnz, die zufällig in meine Hände siel, zurückzusenden. — Die heiligsten Versicherungen mögen Sie beruhigen, daß weder ich noch sonst ein lebendes Wesen auch nur einen Buchstaben davon gelesen; ich würde es mir nie verzeihen können, Sie auf diese Weise zu hinter gehen. — Sollte unter den in meinem Besitze befindlichen Sachen noch etwas sein, was Ihnen zarter Erinnerungen we gen besonders theuer ist, so machen Sie es nur bekannt und es ist gleich in ihren Händen. — Mit unbegrenzter Hochachtung Ihr ergebener Diener." Anekdoten. — Ein Araber klagte bei Soliman ll. in später Nacht über Gewaltthätigkeiten, die er von zwei Unbekannten in seiner Wohnung erleiden müsse. Der Sultan eilte hin, ließ alle Lichter auslöschcn, die Schuldigen ergreifen, Mäntel über ihr Haupt werfen, und befahl sie nicderzudolchen. Als sein Ge bot vollzogen, und das Zimmer wieder beleuchtet war, sah er den Tobten in's Antlitz, kniete nieder, hob die Hände gen Himmel,