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Beiblatt zue Gilpost für Moden. «-^34. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. L84I. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 5. August 1841. Es giebt hier Magazine, für welche keine stille Saison existirt und die, obgleich wir jetzt im August sind, doch die reichhaltigsten und anziehendsten Toilcttengegenstände aufzu- zeigen haben. Unter jene Häuser gehört vor Allem das der Madame Constance, rns Nsuvs-Vivisnns Nr. 57. Es ist wahr, daß nicht Alles für Paris selbst bestimmt ist, Vieles geht nach der Provinz und in's Ausland, das kann jedoch unsere Freude daran nicht schmälern und ich will versuchen. Ihnen eine Idee von dem letzten Transport zu geben. Da sah ich Roben von italienischem Taffetas, die Jupe en taktier mit kleinen Fältchcn garnirt — beiläufig bemerken wir, daß die Garnituren en taktier ein gewisses Anschn für die Neglige- Stadt-Toilette sich bewahrt haben; das Corsage eng, vorn ab gerundet, die Aermel eben so mit offenen Jockey's und mit Fältchen, wie der Shawl, besetzt; dann Roben von italienischem Taffetas mit drei Falten unten an der Jupe; dazu gehört eine Schärpe von veilchenblauem oder schwarzem garnirten Taffetas mit gespaltenen Kragen; Roben von glacirtem 6ros ,Ie Maples von doppelter Farbe, garnirt mit drei Reihen Schleifen auf der Seite der Jupe, das Corsage eng ä pslsrine eckan- erss und mit zwei Schleifen garnirt, wie die Jupe; die Aermel eng mit doppeltem Jokey in Schleifenform; Roben von Algier'schem Stoffe, geziert mit Brandenbourgs und Knöpfen vorn auf der Jupe, das Corsage glatt, vorn leicht abgerundet, auch mit Brandenbourgs und Knöpfen geschmückt, welche sich an den ganz engen Aermeln wiederholen; Roben vonSchwcizer- Mouffelin, der sehr durchsichtig ist, garnirt mit einem hohen Volant, über welchen ein mit rosenfarbencm Taffetas gefütter ter Bouillon geht; endlich köstliche Peignoirs von schottischem Battist, garnirt mit Streifen von indischem festonnirtenMvusse- lin, der Gürtel von gleichem Stoff; die Aermel ü la rvligieuss, ebenfalls mit festonnirtcm Moussclin garnirt; und andere von indischem Mouffelin, gefüttert mit rosenfarbencm Oros <I« Maples, auf jeder Seite der Jupe mit ähnlichen Bouillons garnirt, das Corsage dazu eng, an der Spitze abgerundet mit einer kleinen mit Spitzen besetzten Pelerine, und um den Hals herum mit zwei Reihen Bouillons brodirt; die Aermel eng mit weiten Oberärmeln. Da ich einmal angefangcn, von den Gegenständen, welche versendet werden, Bericht zu erstatten, so erlauben Sie mir, mein Augenmerk auch noch auf die Salons der Madame Leclere, rue <Is liivoli Nr. 10, zu richten. Hier haben wir herrliche Hüte von ponlt äs sois, strohfarben und perlgrau, gefunden; die einen waren sehr lang an den Backen, mit einem kleinen Rosenzweig geziert, der sehr anmuthig an der Seite angebracht war; die Blenden so, daß sie nicht zu. sehr zu sammenschließen ; die andern, vorn kurz und lang an den Sei ten, lassen den Hals unbedeckt, geschmückt mit einem grauen Zweige. Außerordentlich schön waren die Hüte von weißem Mohr, sehr klein von Form, mit einem Blumenkränze geziert oder auch mit weißen rosa untermischten Federn; ferner Hüte von 6ros <Htri<jue, von weiter Form und mit einem Rosen bouquet. Hervorzuheben sind auch die Capots von grünem glacirten 6ros <Is Kaxlss, von sehr kurzer Form, garnirt mit einer Voilette von Spitzen und mit einem Malvenbouquet geschmückt. Außerdem gefielen uns die allerliebsten Mützchen von chiffonirtem Tüll, mit Band garnirt, nur den Hinterkopf bedeckend, und die Spitzcnhäubchen, mit rosenfarbenem Band geziert und mit breiten Spitzenblenden, welche ein wenig hin terwärts in Form von Bärten gesetzt waren. Paris, den 8 August. Für die Bekleidung der Herren sind diesen Sommer die dunklen Farben am meisten sn vo^ne; man trägt also das Schwarz sehr gern für das Phantasiekleid, so wie für den Gesellschaftsfrack. Jene Phantasiekleider allein haben ihre un geheuer weiten Schöße noch beibehalten, welche den Rococo- geschmack wieder aufzubringen scheinen und, wenn auch sonst nichts, doch den Vorzug der Bequemlichkeit für sich haben. Dazu eine einzige Reihe Knöpfe, und zwar von Seide und ziemlich großem Umfang; die gewöhnlichen Röcke sind von der bisherigen Mode im Wesentlichen nicht abgewichen: kleiner Kragen und Revers, welche sich auf der Brust erweitern; eine einzige Reihe Knöpfe; sehr kurze und breite Jupe, nach hin ten fallend, so daß Brust und Taille völlig unbeengt sind. Diesen Schnitt, welcher von äußerster Eleganz ist, verdanken wir der schöpferischen Hand Herrn Robin's. Dieser geniale Kleiderkünstler (man sagt, er habe sich zur Aufnahme in die Acadcmie Vorschlägen lassen) giebt allen seinen Arbeiten das Gepräge sowohl der höchsten Eleganz, als der anmuthigstcn Einfachheit, worin freilich eben die wahre Eleganz besteht. Die Gilets von weißem Piqus bleiben und werden immer in Ansehn bleiben, nur daß man in diesem Jahre einen größcrn Luxus auf die Garnitur der Knöpfe verwendet; sie sind in der Regel cisclirt und vergoldet, oder auch von Silber mit kleinen Reliefs. Außer dem weißen Piqus hat man auch häufig kleingemustcrten, aber stets von Heller Farbe; eben so die Gilets von Ziegenhaaren.