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Beiblatt zue Moden. ^ 28. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1841. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 24. Juni 1841. Die Solennität der Aufnahme Victor Hugos in die Acade- mie ist nicht allein wichtig für die Annalen der Literatur, son dern auch für die Mode gewesen. Die Versammlung war prächtig?, in überwiegender Anzahl war das schöne Geschlecht gegenwärtig und, ohne zu schmeicheln, es verdiente dießmal diesen Titel fast ohne Ausnahme. Die Anzüge waren sehr mannigfaltig. Ausgefallen sind uns allerliebste Roben von Organdi mit einer Jupe mit Falten und Spitzengarnirung; dann viele Roben von doppeltem Foulard, geziert mit einer breiten Schleife am Corsage. Auch die Redingotes sind fort während sehr beliebt. Man sah deren von Organdi 6s I-rins, mit plattem Corsage; der Vorderthcil der Jupe war mit Re vers geziert. Ausgezeichnet schön waren di« Redingotes ü cloubls tamique, welche aus dem Geschäft der Mad. Lhierry, vonlerart Montmartre Nr. 16, hervorgegangen, ganz das Lob verdienten, das man ihnen allgemein zollte. Der Geschmack an den Schärpen, wie ich schon in meinem vorigen Büllctin erwähnt, scheint unverwüstlich. Man sieht viele ü rvver», mit einfachem Spitzengrund und mit einem Spitzenbesatz von mittler Höhe. Vorzüglich schöne findet man bei Madame Pollet, rus liieüskieu Nr. 95, deren Schärpen- Mäntelchen sehr gesucht werden, ohne daß sie jedoch gemein geworden wären. Sie bewahren ihr Ansehn durch ihren Preis. Die Schärpen aus dem Hause Gagclin machen sich durch ihre wahrhaft immense Verschiedcnartigkeit bemerkbar. Die sogenannten algier' schen gelten für die elegantesten. Mouffe- linschärpcn mit hohem Spitzenbesatz kleiden sehr auch zu seide nen Roben. Die Mode der Hüte hat sich folgendermaßen gestaltet. Mehr für das Negligs, z. B. auf der Morgenpromenade in einem Badeorte, trägt man einen italienischen Slrohhut, grün ge füttert, mit dunkelgrünem Sammetband besetzt, das einfach geschlungen, sich zu einem Bouquet von kleinen Blumen und Blättern gesellt. Für die größere Toilette gehört ein italie nischer Strohhut in Form eines Capots, mit fcuerfarbenem Sammet besetzt und mit einem Paradicsvogelflügel versehen, der ^durch ein Marabout befestigt wird. Statt dessen kann man sich auch auf der Promenade eines Capots mit Spitzen bedienen, rosenfarben gefüttert, und mit Band ohne Blumen geziert. Allerliebst sind ferner für die Abendtoilette die Hüte von roscnsarbcnem Crep mit Tüll am Rand besetzt, und mit rothcn Akazienzweigen und Sammetblattern ausgeputzt. Der Ausputz ist überhaupt wenig verändert. Blumen oder Federn von Chagot, die man mit Band, Sammet oder Spitzen verknüpft, sind der hauptsächliche Schmuck. Ein doppeltes Rosenbouquet in halber Guirlande schickt sich am besten zu einem Costum nach englischem Geschmack. Bei Leclere, ras liivvli Nr. 10, geschieht viel Nachfrage nach Capots von bro- dirtem Mousseline, garnirt mit Blumen und Schleifen, und nach Hüten mit Crepsütterung. Immer noch sehr beliebt sind die Capots von weißem Crep. Wenn der Sommer große Vorzüge hat und Belustigungen aller Art gewährt, so bietet er doch auch seine großen Unan nehmlichkeiten. Die Sonnenhitze hat einen sehr schlimmen Ein fluß auf die Haut und die Veränderung der Witterung ver dirbt nicht minder den Teint mehr, als die verzehrende Gas atmosphäre und die erstickende Luftheizung in unseren Ball sälen im Winter. Aber Gott sei Dank, es giobt Präservativ- mitlel gegen dergleichen Einflüsse; so z. B. das sogenannte Oleins smulsiv« von Gu erlin, rus kiivoli Nr. 42. Diese köstliche Essenz giebt der Haut all« Festigkeit sowohl, die sie beharf, um nicht gesährtet zu sein, und raubt ihr dabei keines wegs ihre Frische. Guerlin ist nicht allein als Parfümeur ausgezeichnet, sondern er ist auch ein sehr gebildeter Chemiker, der der Natur das Geheünniß abgelauscht hat, die Jugend zu verlängern, die Schönheit und Frische zu conserviren. Er hat den Blumen ihre heilsamsten und süßesten Bestandtheile abge- nöthigt, aus denen er nun seine Essenzen zusammensetzt, die man in jedem Boudoir findet. Darin sind die pariser Damen sehr vorsichtig, dahingegen das schöne Geschlecht in Deutschland es häufig vernachlässigt, der Natur zu Hilfe zu kommen. Weil eben die Rede von Schönheitsmitteln ist, so will ich die Essenz des vr. Bremser, rus 6'Llgsr Rr.1l, nicht unerwähnt lassen. Sie trägt Sorge für die Erhaltung und Verbesserung des Haars, verhindert das Weißwerden derselben und giebt ihnen einen bewundernswürdigen Glanz. Paris, den 27. Juni. Schönere Neuigkeiten findet man nicht, als die köstlichen Stoffe in Len Magazinen von Delislc. Diese OrgandiS sind wahrhaft bezaubernd. Es ist schwierig, die Dessins zu beschreiben. Stellen Sie sich kleine Blumen oder Zweige oder Arabesken von der höchsten Zartheit auf einem so durchsichtigen Grunde vor, daß das Auge kaum darauf ruhen kann, so haben Sie eine ungefähre Vorstellung. Ich hätte cs nicht geglaubt, daß sich auf Mousselinc so schöne Farben hervorbringcn ließen, als man jetzt sicht. Alle Farben einer Malc'rpalettc und ihre