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möchte, kurz in diesem Hause sieht man die bewundernswür digsten Gegenstände. Sehr schön sind die Rachtmäntel, dann die Mätzchen, die Bettüberzüge und ähnliche dem Traumgott geweihte Dinge. Herrenmoden. Erpenetier, das ist jetzt ein Name, welcher zu den Gesetzgebenden in dem Reich der Mode gehört. Ein Anzug von Erpenetier vereinigt alle Grazie des Schnittes mit der Wahl des Stoffes und dem Styl der Eleganz, wie man cs sich im Ideal träumen kann. Was die Phantasie-Kleider betrifft, so kann man sich nichts Schön'res denken, als die Reit- röckc in Grün*). Der Stoff ist sehr leicht und angenehm; seine Falten sind anmuthig, sein Reflex prächtig. . Diese Röcke haben sehr breite Schöße, unten abgerundet, mit einer ein zigen Reihe Knöpfe. Die Knöpfe sind von ciselirtem Gold oder einfacher Seide. Sehr schön sind auch die von schwarzer Seide mit kleinen goldncn Reliefs im Renaissance-Style. Für die Feste von Ehantilly hat Erpenetier, ru« liiclielieu Nr. 46, viel zu thun gehabt. Er fertigt auch Rcitkleider für Damen, beiläufig gesagt, ganz in der Manier des siebzehnten Jahr hunderts. Markt des Lebens. Johanna Schopenhauer und das deutsche Ro- cvco. Unter diesem Titel brachte neulich die Zeitung für die elegante Welt einen höchst interessanten Artikel, auf den wir unsere Leserinnen aufmerksam machen. Unstreitig rührt er von dem Redacteur vr. Kühne her. Das Leipziger Abonnement-Concert sieht sich für künftigen Winter nach einem neuen Direktor um, da Men delssohn-Bartholdy nach Berlin geht, um das Eonservatorium einzurichtcn. Man spricht davon, Robert Schumann solle seine Stelle ersetzen. So viel ist gewiß, daß der neue Direktor einen schlimmer» Stand haben wird, als ein französischer Minister. Neulich wurde, beiläufig gesagt, Mendelssohns Paulus in Naumburg aufgcsührt. „Wie kommt der Glanz in meine niedre Hütte?" Der Sänger des „Nostradamus." Als sich BL- ranger neulich im Garten der Tuilerien zeigte, sandte der König seinen Adjutanten zu ihm mit dem Wunsche, ihn zu sprechen. „Ich bin zu alt, um noch neue Bekanntschaften zu machen," ließ der greise Dichter zurücksagen. Dresdner Pegasus. So heißt die Ucbcrschrift eines Artikels in einem Dresdner Journale, der neulich die Namen aller in Dresden lebenden Dichter und Dichterinnen aufzähltc. Man erstaunt über die Reichhaltigkeit der Liste. Ein andres Blatt machte bei dieser Gelegenheit den guten Witz: der Verein gegen Thicrguälcrei in Dresden solle doch auch den Pegasus in seinen Schutz einschließen. Man sagt, in Dresden sei ein Mittelmäßigkeitsverein gegründet worden. Herr von Rothschild in Paris hat sich seit längerer Zeit ein Album angelegt, in welchem die Namen der bedeu tendsten Dichter, Künstler, Schriftsteller u. s. w. verzeichnet stehen. Jüngst übergab er es einem jungen Künstler mit der Bitte, es mit einigen seiner noch nicht herausgegebenen Zeich nungen zu bereichern, oder ein paar Zeilen hineinzuschreiben. Der Künstler wählte das letztere und schrieb folgende Worte: „Ich bitte Herrn von Rothschild, mir tausend Livres zu leihen und mich zu vergessen." — Etwas Boshafteres ist gewiß noch in kein Album geschrieben worden. Der Freischütz von Weber ist jetzt die Losung der Pariser Unterhaltung; er hat ein Aufsehn erregt, als ob er den Franzosen noch gänzlich unbekannt gewesen wäre. Und doch wurde re schon im Jahre 1826 zum ersten Male im Odeon- Theater unter dem Titel liobin des kois aufgeführt. Der damalige Director Bcrnard machte sein Glück durch die Oper. Die sieben Freikugeln verwandelten sich in viele schöne Thalcr, die der erschöpften Casse zu gut kamen. Diese Lucrativ-Zau- berei dauerte länger, als ein Jahr, ganz Paris strömte nach der Wolfsschlucht, gorge de loup, wie die Franzosen sagen, und sah sich die wilde Jagd an. Die junge Phantasie des Ouartier latin, die starken Geister des Lvulevurd -iss Italiens, sowie die dons xens des ülarais begegneten sich hier in einer und derselben Leidenschaft. Samicl ward zum Stadtgespräch und Weber absorbirtc eine Zeit lang allen übrigen Ruhm; man vergaß Boildieu, Aubcr und die Vaudevilles von Scribe. Ueberall hörte man singen: „Kartenspiel und Würfellust," u. s. w. Und nicht blos pariser Eigcnthum blieb der köstliche Uakin des Lois, er wanderte auch in die Provinz und machte sich dort geltend. In Süd und Nord, in Ost und West nahm er alle musikalische und nicht musikalische Ohren in Anspruch. Diese Zeit ist jetzt wicdcrgekommcn. iiobin des liois ist auf's Neue unter seinem deutschen Namen: der Freischütz, vor das Publikum getreten, Castil-Blaze hat die Ueber- setzung geliefert und die prosaischen Zwischcnreden der Oper in Verse gebracht. Zu diesen hat Bcrlioz den Muth gehabt, die Recitative zu liefern, welche ganz im Geiste Webers ge halten sein sollen. „Das Publicum," sagt der Constitutione!, „erschien neugierig bei der ersten wiedererncuten Vorstellung des Freischütz und gab sich mit voller Aufmerksamkeit der Musik Webers hin. Es erkannte ihn wieder und seine herrlichen Klänge, wie alte Freunde: die schönen und liefen Harmonien der Ouvertüre, die-, ergreifenden und pittoresken Chöre des ersten Actes, die Lieder Caspars, der allerliebste Walzer, der Gesang der Jäger und alle rührende Melodien AgathcnS und Marens." Die Besetzung war folgende: Beuchet sang den Casper mit großer Wirkung; Mario rührte als Mar durch seinen herrlichen Tenor, obwohl er etwas schüchtern austrat. Vortrefflich war Madame No ly als Agathe, allerliebst Fräulein Rau als Acnnchen. Die Chöre gingen ausgezeichnet und dasjOrchestcr spielte in Kraft und Feuer. Die Dekoration, besonders der Wolssschlucht, war bewundernswürdig. Der Wasserfall war kein gemalter, sondern ein natürlicher. Der ganze Schauplatz hatte etwas höchst Gespenstisches. ') Die Franzosen machen den Plural; les Keilroelcs.