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Beiblatt zue Cilpost für Mode n. 19. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1841. Neuestes Bulletin -er Moden. Paris, den 22. April 1841. Das Wetter war mit einem Male zu schön geworden, als daß es hätte lange so sorldaucrn können. Seit kurzer Zeit haben wir viel Frost, Regen, Hagel, Wind und was alles noch zu den Launen des April gehört. Man muß wieder heitere Tage abwarten, um die Capots der Madame Dasse, rue liioiieli«» Skr. 38, zu sehen, die alle Vorzüge der Eleganz und des Geschmackes in sich vereinigen. Seien sie von Crep oder Seidenzeug, so haben sie immer gleichsam einen Styl für sich. Dazu versteht Madame Dasse diesen Promcnadenhüten eine Solidität zu geben, daß man nicht, wie bei den Hüten im vorigen Sommer, allen Einflüssen der Witterung ausge setzt, sondern sehr gut sogar gegen die Sonne geschützt ist. Au dieser Tracht gehört noch eine Voilctte, welche so angebracht wird, daß sie zugleich als eine sehr schöne Zierde dient. Nach dieser Beschreibung können sich die schönen Leserinnen ungefähr einen Begriff machen von der Schönheit der passcmentir- 'tcn Capots der Madame Dasse, die allgemein bei elegan ten Damen beliebt geworden sind. Die Passementerien, welche noch niemals so an der Tages ordnung gewesen sind, als eben jetzt, entsprechen ihrem aus gezeichneten Renommee. Die Knöpfe, die Brandenbourgs sind in der That ein bezaubernder Schmuck geworden an tausend verschiedenen Arten von Toilette, in denen besonders Madame Landrin, rue Cliviseul Nr. 4, sich sehr vortheilhaft aus zeichnet. Sie bringt jene Passements auch auf bewundrungs- würdige Weise an den Bournouß und Sommermäntelchen an. Was diese letzteren betrifft, so sind die kleinen Mäntelchen von Eachcmire hervorzuhcben. In der Regel trägt man sie staub- sarben, mit cerise-rotbem Taffetas gefüttert. Um den kleinen Capuchon, der eine Art von Pelerine bildet, befindet sich eine breite Galonnirung, welche wie ein Spitzenbesatz rings herum geht. Eine noch elegantere Passcmenterie ist von weißer Seide und Gold und besonders zur Garnirung einer Robe von weißem Cachemir, blau gefüttert, die man im Zimmer trägt, bestimmt. Erst neulich schickte Madame Landrin ein solches Kleid nach Petersburg für die Prinzessin Marie von Rußland. Die neuen Stoffe der Saison findet man am besten und reichsten vereinigt in den Magazinen <!<; In Lael>« ü'or, r»v kiclieli«» Nr. 102. Herrlich sind die cliines oinbeös, vorzüglich zu empfehlen für Negligv-Ueberklcider. Man hat sie in verschie denen Farben, grau und rosenfarben, grün und weiß, u. s. w. Auch die dunkelblauen, grünen oder schwarzen Seidenzeuge neh men sich köstlich zu Roben aus. Wir haben mehre gesehn, die aus dem Atelier der Madame Pellet, me kicüelisu Nr. 95, hervorgegangcn, und die ganz schön waren. Sie waren mit drei großen Schleifen garnirt, an deren Rand ein orange farbenes und schwarzes, oder blaues Effilü sich befand. Die Aermel sind klein und von allerliebster Form, mit Broderie besetzt. In dem angeführten Hause sind mir noch aufgefallen brochirte Stoffe mit ganz kleinen Mustern; Rosenfarben auf Grau z. B. machte sich sehr gut; dann Seidenstoffe mit klei nen rosenfarbenen und weißen, oder weißen und blauen Qua drillen — Alles Zeuge, die man für elegante Kleider nicht besser finden kann. Während wir hier zu Paris die Moden für die Promena den ordnen, beschäftigt sich London lebhaft mit den Moden für die Soireen: denn man muß wissen, daß bei unseren Nachbarn über dem Meere die Vergnügungen erst dann an- fangcn, wenn sie bei uns aufhören. Daher kommt es, daß wir in unseren Modemagazinen eine Masse Gegenstände für englischen Bedarf sehen, welche sich durch ihre Pracht aus zeichnen, dahingegen unsere Toilette sich jetzt mehr der Ein fachheit zuwendct. Ueber die Männermoden können wir uns kurz fassen, denn die Veränderungen sind nicht so groß. Der Paletot ist noch nicht abgekommen und es ist nun kein Zweifel mehr, daß er «n voxue bleiben werde. Man sicht viel in melangirten Zeugen; diese Stoffe sind eben so neu, als elegant. Diese Paletots haben einen kleinen zurückgeschlagenen Kragen. Der Schnitt der Taille ist sehr verschieden, sei es vermöge der Höhe der Knöpfe, der Taschen oder sonst. Die Patten der Taschen sind nicht mehr faltig und vorn niedriger als hinten. Der Leib ist weit und kurz, die» Schöße breit. Die Fracks zeigen sich jetzt wenig; die neuesten haben noch breitere Schöße, als die vorigen. Sie bestehen auch meist aus dem beliebten -Imp invlsnpü, bei welchem die grüne Farbe vorherrschend ist. Man fährt fort, sie bordirt zu tragen, doch ist dieß mehr dem Belieben jedes Einzelnen anheim gestellt; wir haben auch Kleider ohne Borde gesehen. Erwähnt werden muß noch eine Tracht, die man den Rock-Frack nennen könnte, denn sie hält die Waage zwischen diesem und jenem; doch ist fast die Form des Rocks überwiegend. Die Gilets von Cachemir sind sehr beliebt. Auch von grünem oder violettem Sammet trägt man sie. Besonders die letztem sind von den Elegants sehr bevorzugt. Besetzt sind sie mit kleinen Goldknöpfen. Was die Pantalons anlangt, so sieht man am zahlreichsten