Volltext Seite (XML)
Beiblatt zue GLLpost für Modem. 2. Unter Verantwortlichkeit der Rcdaction der Eilpost. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 24. December 1840. Wenn man sich im Theater befindet und das Stück, welches man vielleicht schon oft gesehen, die Oper, welche man schon oft gehört, fesselt nicht mehr in dem Grade unsere Lhcilnahmc, daß wir nicht Zeit haben sollten, unsere Blicke anderweit zu beschäftigen, so gewähren uns die Logen der vornehmen Welt durch den Glanz der Toilette, welchen wir dort wahrnchmcn, eine sehr willkommene Entschädigung. Richten wir unsere Lorgnette von der Bühne weg nach dem reichen Kranz der geputzten Damen und mustern wir ein wenig die prächtigen und geschmackvollen Anzüge derselben. Zuerst, wenn sie ein- treten — und dicß geschieht nicht selten, wenn der Vorhang schon ausgezogen ist — so bemerken wir die köstlichen Uebcr- würft, die Burnouß, die Mäntelchen u. s. w. An ihrer pit toresken Form in arabischem Geschmack; an den schön ver- thcilten und angebrachten Paffcmcntcrien und Stickereien, an dem höchst glücklichen Schnitt der Eapuchons, erkennt man das große Modentalent der Madame Landrin, r»s Llwiseul; in der eleganten maurischen Mantille in Sammet spricht uns wieder die Phantasie derselben Künstlerin an und aus dem reizenden Schnitt selbst des einfachsten Ueberwurfs errathen wir ihre kunstfertige Hand. Nach und nach steigt die Hitze im Saale und alle jene Hüllen fallen. Nun glänzt uns die Toilette in ihren tausend mannigfaltigen Erscheinungen entgegen. Hier eine Moussclin- robe, weiß mit kurzen Aermcln, dazu folgende Coiffure: hin ten sind die Haare nachlässig zurückgelegt und endigen mit einem kleinen kurzen Chignon, vorn in leichte sogenannte tirs- bolicllons arrangirt mit zwei langen Zöpfen; darum schlingt sich eine Guirlande von Rosen. Dort in jener Loge sehen wir eine sehr originelle Coiffure von violettem Sammet, welche die Form des Kopfes wie eine Aureole umgiebt und sich auf beiden Seiten der Wangen wie zwei Flügel entfaltet. Die Haare sind glatt geordnet und von einer Ferroniere zusammcn- gchalten. Auf dem Haupte jener hübschen Brünette bemerken wir eine Krone von Rosen ohne Blätter; die Rosen sind erst klein und vergrößern sich immer mehr bis in die Mitte, von wo aus sie sich wieder verkleinern. Eine andere Coiffure führt den Namen Onrolitn Sie ist von Sammet, roth, schwarz oder golden, auf der einen Seite zwei Marabouts, ein Schmuck, der zu den reichsten und geschmackvollsten von allen gehört. Die Stoffe zu den Kleidern sind sehr verschieden; meist entnimmt man sie diesen Winter aus dem Magazin Delisle. Der Stoff roxnlo rennissanoo ist das herrlichste, was sich nur denken läßt, ein anderer ist nicht minder bezaubernd; er heißt: dieKLnigsguirlande. Ferner die sogenannte vroAnet, ist ein eben so elegantes und reiches, als solides Zeug. Es wird größtcntheils zur Abend- und Promenaden toilette benutzt. Neben diesen prächtigen Zeugen benutzt man auch die einfacheren, die aber immer sehr geschmackvoll sind. Die Roben in Orange und Weiß, dann die in Japanischem Blau und Chinesischem Rosa, sind die gesuchtesten und beliebtesten. Die Shawls sicht man in allen nur möglichen Nuancen; Arbeit und Gehalt sind bis in's Unendliche verschieden, so wie auch die Preise von dem mäßigsten bis zum höchsten hinauf steigen, von der Pracht des Hochzcitshawls bis zum Reise- shawl. Bei dieser Gelegenheit erinnern wir uns der köstlichen Toilettengegenstände für Frauen bei Madame Doucet, ru« >1« In Unix Nr. 17. Die Stickereien und Spitzen, von den Nachtmützchen an dis zum Vcrmählungskleid herauf erregen die Bewunderung Aller. Die Arbeiten des Hauses Doucet sind vorzugsweise für die Iimits Insliion bestimmt. Nicht un erwähnt darf ein herrlicher Ballüberwurf bleiben, den wir bei Ledard gesehen haben, und der für eine unserer Thea terköniginnen bestimmt war. Er war von violettem Sammet mit weißer Seide gefüttert. Einer der glühendsten Enthusiasten rief bei seinem Anblick aus: „Wahrlich, das ist der Mantel Melpomcnc's!" Um auch einiger Schönheitsmittel zu gedenken, sv machen wir wiederholt auf die Kunst der Madame Dussert, die Haare zu färben, aufmerksam. Sie giebt den Haaren inner halb einer Stunde jede beliebige Farbe und garantirt für die Haltbarkeit derselben. Madame Dussert wohnt auf der ru« >Iu Oog-8sint-Ikonor6 Nr. III. Auch an Auswärtige versendet sie ihre Tinktur mit Gebrauchsanweisung. Ein Wink für unsere deutschen Elegants, welche sich verjüngen wollen! Auch das Schönheitswasser des l)r. Bremser, r»« Nr. >7, wird eben so, wie seine Abhandlung über den Ge brauch desselben, fortwährend als vortrefflich gepriesen. Feuilleton. Moses aus Sinai, Oratorium von Dro bisch (Ka pellmeister in Augsburg) wurde neulich zum Besten des Taub- stummeninstitutes in Leipzig von der Sängergesellschaft Or pheus aufgeführt. Die Composition ist in einzelnen Thcilen