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häute und dringt in sie ein. Es führt darum den Namen Binde gewebe. Es durchdringt alle Teile des Körpers so vollständig, daß, wenn jedes andere Gewebe weggeschnitten werden könnte, ein voll ständiges Modell aller Körperteile in diesem Gewebe übrig bleiben würde. Das Bindegewebe wechselt oft seine Beschaffenheit; an manchen Stellen ist es sehr zart und weich, an anderen, wie bei den Sehnen und Bändern, erlangt es große Dichte und Festigkeit. In dem Bindegewebe zwischen den Muskeln verlaufen die größeren Blutgefäße und Nerven (die Muskeln können darum als Wegweiser für ihre Auffindung dienen), und , mit ihnen dringen die feineren in die Masse des Muskels ein und verzweigen sich hier, aber ebenfalls nur im Bindegewebe (die Blutgefäße, indem sie die feinsten Muskelfasern umspinnen, so daß diese vom Blute vollständig umströmt werden; die Nerven, indem sie sich mit einer breiten Platte an die feinsten Muskelfasern anlegen oder in die Faser selbst eindringen und in einem Kern endigen). Es ist auch der Ort, an dem die Fettablagerung erfolgt. In ihrer chemischen Zusammensetzung bestehen die Muskeln zu mehr als drei Vierteilen (77"/») aus Wasser und dann aus zwei dem Faserstoff des Blutes verwandten Stoffen, dem Muskelfaserstoff oder Syntonin und dem Myosin. Aus frischem Muskelfleische läßt sich eine saure Flüssigkeit (Fleischsaft) auspressen, aus der Liebig und Scheerer Kreatin, Kreatinin, Sarcosin, Butter-, Milch-, Ameisensäure und Muskelzucker (Jnosit) darstellten. Längeres Verweilen an der Luft rötet sie durch Verdunstung des Wassers und durch Oxydieren ihres Farb stoffes. Vollkommen eingetrocknet werden sie schwarzblau. Durch Kochen werden sie anfangs fester, schrumpfen zusammen und sind zuletzt wieder weich und mürbe, ohne sich jedoch selbst bei lange fortgesetztem Kochen in Leim aufzulösen. Der Leimgehalt der Fleischbrühe stammt nicht vom Muskelfleisch, sondern von den Binde gewebsscheiden und Sehnen der Muskeln. 3. a) Die Scheide setzt sich nach jeder Seite hin in ein starkes, festes Band fort. Diese glänzenden, weißen, festen Stränge werden Sehnen oder Flechsen genannt. Durch die Sehnen sind die Muskeln an den Knochen be festigt. Da die Sehnen dünner sind als die Muskeln, so wird dadurch nicht nur Raum erspart, sondern cs gewinnt auch die Beweglichkeit und Schönheit unserer Glieder. b) Betrachten wir die Muskelfädcn durch das Mikroskop, so zerfallen sie entweder in sehr feine Fasern, die lebhaft rot aussehcn und dabei fein quergestreift sind, oder in blasse, rote, glatte, langgestreckte Zellen. Die ersten bilden die Muskeln des Kopfes, Rumpfes, der Glieder und des Herzens. Sie werden quergestreifte Muskeln genannt. Die anderen bilden in der Hauptsache unsere Eingeweide und führen den Namen glatte Muskeln. o) Zwischen den Muskeln verlaufen die großen Blutgefäße und starken Nerven, und mit den Scheiden dringen ihre Zweige in das Innere der Mus keln ein und bilden hier feine Netze. Die Gefäße ernähren die Muskeln, und die Nerven dienen ihrer Empfindung und Bewegung.