AL. 1. Es ist ein nach den Gesetzen der Dunkelkammer (Oumsra obsouru) gebautes Sehwerkzeug von höchster Vollkommenheit und leidet darum an keinem jener Fehler, denen die durch die Kunst erzeugten unterliegen (Abweichung durch Farbenzerstreuung und wegen der Kugelgestalt — chromatische und sphärische Ab erration der Optiker). Einrichtungen, deren Ausführung an den Instrumenten der Optiker unmöglich ist, befreien das Auge von beiden Nachteilen fast gänzlich und geben dem in ihm erzeugten Bilde eine solche Schärfe und Deutlichkeit, daß wir es selbst für den Gegenstand zu nehmen gewöhnt sind. Wir können an dem Auge, wie am Cortischen Organ des Ohres, lernen, daß die Natur der Kunst längst vor ausgeeilt ist und ihr das Vorbild zu ihren Werken geliefert hat; wie ja auch in Wirklichkeit der Bau des menschlichen Auges den Verbesserern der optischen Werk zeuge zum Vorbilde gedient hat. KV. 2. Seine Stellung an der Vorderseite des Kopfes (weite Umschau, Nähe des Gehirns) und die Lage in der Augenhöhle (Schutz durch die Vorsprünge darüber und an den Seiten, ohne die Umschau zu hindern) ist die denkbar gün stigste. Die Widerstandsfähigkeit der Wände des hohlen Körpers wird erreicht nicht durch starre, trockene Wände (Kiele der Federn), sondern durch eine runde Form, deren feste häutige Wände den Inhalt elastisch umspannen (durch wechselseitigen Druck des Inhaltes und der Wände aufeinander) und die so lange starre Wandungen behält, als sie gefüllt bleibt (siehe auch die Schwimmblase der Fische!). u) Die Hautschichten des Augapfels. Erste Schicht. 2. Die Grundlage des Auges bildet eine feste Hülle, die harte Sehnenhaut (Lelerotiou, besser Lolsru), auch weiße Augenhaut, Lederhaut genannt. Sie umschließt den Augapfel von außen und bestimmt seine Gestalt (vollkommen wahr ist dies nur für die knöcherne 8elerotiou einiger Fische und der Fischsäugetiere, 6stuo6kn). Sie ist von perlmutterweißer Farbe und jedermann bekannt, da sie beim Öffnen der Augenspalte (besonders aber beim Blick nach oben) sichtbar wird. Ihr Gewebe ist derb, nur wenig elastisch und arm an Blutgefäßen. Sie bildet nicht nur einen festen Schutz der feinen inneren Häute (wie die Schale dem Ei), sondern bietet auch den Augenmuskeln verläßliche Angriffspunkte dar. Nach hinten ist sie durch ein rundliches Loch durchbohrt, das den Sehnerven hindurchgehen läßt. KL. Ist die Lolsrotieg. dünn, so erhält sie durch das Durchscheinen des schwarzen Farbstoffes der Gefäßhaut öfters eine milchblaue Färbung (bei brünetten und blauen Augen zuweilen sehr auffallend). Mitunter wird die gleiche Er scheinung auch durch Blutüberfüllung in der blutgefäßreichen Gefäßhant verursacht. 3. In dem vordersten Teile der Sehnenhaut befindet sich ein rundes, nach außen etwas gewölbtes Fenster: die Hornhaut (Lorium), auch wohl durchsichtige Hornhaut genannt. Die Übergangsstelle der weißen Augenhaut in die Hornhaut ist so beschaffen, daß sich ihr zugeschärfter Rand über den der Hornhaut schiebt, so wie der Rand des Uhrgehäuses sich über den Rand des Uhrglases legt, um dieses festzuhalten. Die Hornhaut ist stärker gewölbt als die weiße Augen haut. Die Form des ganzen Augapfels ist daher so beschaffen, als ob man von der Vorderseite einer Kugel ein Stück abgeschnitten und die Lücke durch ein Stück einer kleineren und folglich stärker l*