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bestimmten Knollen vor der Verwendung entfernt werden. Der Stoff zu den Trieben kommt aus den Knollen selbst. Beweis: Diese werden beim Keimen welk, und beim späteren Ausnehmen finden wir sehr häufig noch die alte Mutterkartoffel vor; aber sie ist entweder hohl oder weich, wässerig und auf dem Durchschnitte dunkel gefärbt. Sie hat nicht Wasser, sondern das Stärkemehl verloren. Doch kann dieses nicht als solches aufgesaugt werden; denn es ist körnig, son dern muß sich dazu in Zucker verwandeln und wird als solcher flüssig zur Zellenbildung, zum Wachstums der Pflanzen verwendet. Es ist darum nicht gleichgiltig, ob man kleine, unausgewachsene Knollen oder auch nur Teile von Knollen (und welche?) oder kräf tige ausgewachsene Kartoffeln legt. In den ersteren Fällen werden sich weniger kräftige Pflanzen entwickeln als im letzten. Man kann auch ein kleines Stück einer Kartoffel mit wenig Augen oder sogar nur einzelne ausgebohrte Augen in einen Blumennapf legen; man wird nur schwächliche Pflanzen erzielen. Das Legen geschieht bei uns im April oder Anfang Mai, je nach der Witterung, und die Schößlinge richten sich in ihrem Er scheinen ebenfalls nach dieser (siehe Reime!). Man versuche, im Herbste Knollen zur Keimung zu bringen! Es mißlingt ebenso, wie der Versuch, zur gleichen Zeit einen sogenannten Andreas-(oder Bar- bara-)zweig zur Blütenentfaltung zu bringen. In den späteren Wintermonaten gelingt es um so leichter, je näher die Versuchszeit dem Frühjahre liegt. Sobald die Kartoffelpflanzen nach einigen Wochen über der Erde erscheinen, so werden sie im Niederlande gehackt („Hackfrüchte"), d. h. der Boden wird aufgelockert und vom Unkraute befreit. Es geschieht dies mit der Hacke und dem Kartoffeligel. Mit dem Kartoffelhaken werden dann wieder flache Dämme an gefahren. Nach einiger Zeit werden sie abermals mit Hacke, Igel und Haken behandelt; dieses Mal aber werden die Dämme höher angefahren, die Kartoffeln werden behäufelt. Im oberen Erz- gebirge zieht man meistens Hacken und Häufeln in eins zusammen. Auf den Versuchsbeeten behäufele man einige Kartoffelstöcke nicht; sie werden im Herbste einen geringeren Ertrag zeigen! Das Häufeln ist also nötig, um den Ertrag zu vermehren! Betrachtet man eine aus der Erde gehobene, mit den ersten Knollenanfätzen versehene Kartoffelpflanze, so sieht man zunächst am Grunde des Stengels, da, wo er auf der Kartoffel sitzt, eine Anzahl Wurzeln; es sind Neben wurzeln. Das darüber liegende, im Boden befindliche Stengelstück hat von Haus aus eine kleine Anzahl Glieder, deren Grenzen durch kleine Schuppenblätter angezeigt werden. Aus den Achseln dieser Schuppenblätter brechen dünne, mehr wagerecht in der Erde hin wachsende wurzelähnliche Seitentriebe, sogenannte Tragfäden, her vor, die an ihren und ihrer Verzweigungen Enden die Kartoffel-