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90 Menschenkunde. den Boden aufgesetzt ist, und dann durch Strecken des rückwärts stehenden Beines der Schwerpunkt gleichsam über den Zwischenraum hinübergeschoben. Er wird also hierbei so lange durch beide Füße zugleich unterstützt, bis ihn der vordere allein aufnehmen kann. Je rascher der Gang ist, desto mehr verkürzt sich dieser Zeitraum; ja bei dem flüchtigen Gange wird der Schwerpunkt, während er fallend (oder richtiger im Bogen) den Zwischenraum überschreitet, gar nicht unterstützt. XL. Die Länge des einzelnen Schrittes ist, wie wir schon oben sahen, je nach der Länge der Beine der Person verschieden; sie beträgt in den verschiedenen Heeren im Marsche 62—64 om, beim Laufschritt 70—75, im deutschen Heere sogar 80 em. Ebendasselbe gilt von der Geschwindigkeit, mit der die Schritte ausgeführt werden. Als Durchschnitt könnten für den Langsamschritt (Schul- oder Wandelschritt) 85 Schritte „ Feldschritt (Wanderschritt) 100 „ „ Schnellschritt (Eilschritt) 115 „ „ Sturmschritt (Laufschritt) 130 „ in der Minute angesetzt werden. Im deutschen Heere rechnet man auf den Schulschritt der Rekruten 75— 85 Schr. „ Marschschritt, je nach den Witterungs-und Wegeverhältnissen, 90—110 „ „ gewöhnlichen Geschwiudschritt 112 „ „ beschleunigten Geschwindschritt l20 „ „ Lauf- oder Sturmschritt 167—175 „ in der Minute. Im Spazier-(Schlender- oder Wandel-)schritte wird das Kilometer in 15 „ Marschschritte in 12 „ Geschwindschritte in 11 und „ Laufschritte in 7 Minuten zurückgelegt. Beim Gehen sind nicht nur die unteren Gliedmaßen, sondern unter Umständen die Muskeln des ganzen Körpers, ja, auch die Werkzeuge der Atmung und des Blutumlaufs mehr oder weniger be teiligt, wie man an der vermehrten Thätigkeit der Lungen und des Herzens nach längerem Gehen beobachten kann. Darum ist es, be sonders wenn damit eine Ersteigung von Höhen verknüpft ist, ein vortreffliches Mittel zur Kräftigung unserer Gesundheit, umsomehr, als man dabei in der Regel andauernd frische, reine Luft genießt. Doch können Fußwanderungen bei der Jugend die anderen Leibes übungen keineswegs vollständig ersetzen. Ht. Für kränkliche und ältere Personen empfehlen sich für das Gehen nach vr. Munde folgende Regeln (die aber auch für Gesunde ihren Wert haben): 1. Man mache anfangs kurze Spaziergänge und gehe langsam, bis man sich ein wenig an die Bewegung gewöhnt hat. In dem Maße, wie die Kräfte zunehmen, verlängere man sie bis zur Ermüdung, doch nie bis zur Erschöpfung. 2. Man gehe erst langsam, beschleunige allmählich seine Schritte und ver langsame sie wieder gegen das Ende oder wenn man zu sehr in Schweiß gerät. 3. Man mache keine anstrengenden Spaziergänge kurz vor oder kurz nach der Hauptmahlzeit. Man ruhe eine halbe Stunde vor dem Essen aus und verbringe auch eine Stunde nach dem Essen in Ruhe oder langsamer Be-