Volltext Seite (XML)
1 Blatter fün heimel ikunöe Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Dberlausitz zu Bautzen, der Gesellschaft für Heimatkunde zu Hoyerswerda sowie des Verbandes „Lusatia" der Humboldt-, Fortbildung«- und Gebirgsvereins der gesamten Dberlausitz. Hauptschriftleitung: Gtto Marx Reichenau (Sachsen), unter Mitwirkung zahlreicher bewährter Heimatschriststeller. Manuskripten ist Rückporto beizufügsn, da sonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der „Gberlaufitzsr Heimatzsitung" wird strafrechtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Reichenau, Sa. v Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gewerbebank und Girokasss Reichenau Nr. IS. Dbsrlaufitzsr Dank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Eredit-Nnstalt, Sittau. Drucf u. Veitotz. Alwin Maisx (Jrch.OstoANai^ Südlaufitzer Nachrichten, Reiclienau^Sn Schfistleitung unS Geschäftsstelle » in' Reichenau.Sa. Fernsprecher Nr. ris Gescr)icr)ie nstLiienatu^ Nr. S 17. März (Lenzing) 1929 10. Jahrgang "Zägerdörssl an der Lausche *) Dörfchen, aus der Dergeshöh', Noch liegst du in Lis und Schnee. Deine Häuschen, die jo klein, Schliesst die Winterpracht tief ein. Müde, kalte Wintersruh' Deckt um dich das Leben zu. Nur von Menschen, dis am Sport Freude finden, wimmelt'« dort. Kommt der Lenz still über Nacht, Löst sich Blatt und Blüte sacht. Und befreit vom harten Weh Bist du Dörfchen aus der Höh'. Wenn es grünt und blüht im Wald, Wo des Jägers Aufenthalt, packt mich fugend - Wandsrmut, Steig' hinaus in Eonnsnglut. Droben schau' ich übsr's Tal In das weite Wsltsnall. „Wie ist doch die Heimat schön, Freunds kommt, ihr sollt' sie sshnl" Wilhelm Filchsr, Sittau. ') 2u unserem Titelblatt: „Iägerdvrsel an der Lausche" von Ladsmann-Sittau. Außergewöhnlich kalte Winter und die darauf folgenden Sommer Es dürfte angesichts des diesjährigen ungewöhnlich kälte- und schnee reichen Winters einen gewissen Reiz haben, aus den Niederschriften unserer heimischen Chronisten zu erfahren, was für ein Sommer solchen har ten Wintern in früheren Zeiten gefolgt ist. Wenn wir in den Aufzeichnungen unserer oberlausitzer Geschichtsschreiber zurückblättern, so bietet uns zuerst der Winter 1671 Anlaß zur Betrachtung. 40 Tage soll es in diesem Jahre fast ohne Unterbrechung geschneit haben, was zur Folge Hatte, daß die Häuser vielfach nur noch wenig über den Schnee empor ragten. Das Wild kam in dem tiefen Schnee in Menge um. Der darauffolgende Sommer brachte Mißwachs und damit in Verbindung große Teuerung und Hungersnot. 1608 war die Winterkälte so groß, daß diese Zeit von den Chronisten „der große Winter" genannt wird. Wie der Sommer dieses Jahres sich angelassen hat, besagt eine chronikalische Nachricht, nach welcher noch um Johannis am Löbauer Berge, welcher damals als Hutung diente, „bet Schnee und Hagel" die Ziegen erfroren sind. — Der Winter 1684 war sehr schneereich, so daß oft tagelang aller Verkehr stockte. Menschen und Tiere blieben im Schnee stecken und erfroren. Die ärmere Bevölkerung litt große Not. Am dritten Osterfeiertage noch hatte man Schlitten bahn. Vom Sommer 1684 wird uns „anhaltende Dürre und Hitze", besonders um Johannis, gemeldet. Das Sommer getreide verdarb. Die Hitze war so ungeheuer, daß die Bäume, selbst Eichen (wie dieses Jahr durch die Kälte) platzten und verdorrten. — Im Januar 17 0 9 trat der artig heftige Kälte ein, daß sich die Menschen im Freien die Glieder erfroren und die Flüsse und Teiche bis auf den Grund zugefroren. Die Vögel fielen tot aus der Luft herab. Die Kälte hielt bis zum März an, der Nachwinter brachte am 17. Mai noch bedeutende Schneefälle, der an schließende Sommer wird aber als „sehr fruchtbar und gesegnet" bezeichnet. — 1726 fielen so ungeheure Schnee massen, „wie seit hundert Jahren nicht." Im Sommer war große Dürre. Es regnete 8—9 Wochen nur ganz wenig. Der Scheffel Korn galt zur Zeit der Ernte S Taler. Für das Vieh wurden viel tausend Scheffel Laub gesammelt. Am 7. Oktober war ein großer Sturm. Ein sehr strenger Winter war der von 1739 zu 1740, vom 14. Oktober bis zum Juni hielt die Kälte fast ununterbrochen an. Das Wild kam, von Frost und Hunger getrieben, selbst während des Tages in die Ortschaften. Die Eisschollen sollen über Meterstärke erreicht haben. Und wie sah der folgende Som mer und Herbst aus? Die Bäume blühten in diesem Jahre erst zu Johannis, so daß das Obst nicht reifen konnte, des gleichen konnten Hafer und Gerste nicht geerntet werden.