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^ngegend in unserer .mat Das Spree. „chen Niederfriedersdorf und . usalza-Sprcmvcrg Alfred Förster, Neusalza-Spremberg Eine Dvrnröschengegend ists. Ja, wirklich! Nur ganz wenige kennen ihre Reize. Wer von MbLrsback; westwärts weiter wandert, durch Ober- und nicht auf der staubigen, verkehrsreichen sondern auf dem Dorfmege im Tale unten, den begleiteWM junge Spree. Vier Bächlein haben sich zum gemeinsamenWeiter- wandern vereinigt: die eigentliche Spree aus Neugers dorf sSpreequelle) und Spreedorf (Spreebürn), der Quell- sluß vom Köttmär, der den oberen Stadtteil von Ebersbach durcheilt und kurzweg „die BaH" genannt wird, das Flös se!, auch ein Kind des Kottmars, das über erst in der Nähe der Staatsstraße zwischen Ebersbach und Kottmürsdörf, im „Kühlen Morgen", wie der Volksmund diese Gegend nennt, das Licht der Welt erblickt, und endlich der Ritter bach, der erste Zufluß von jenseits der Grenze, der etwa bei dem früheren Endpunkte der Böhmischen Nordbahn, den „Steckefichteln", beginnt und dann durch Georgswalde und den Hempel fließt. Beim Rittergut Niederfrieders- dorf mündet der Dorfweg auf die Staatsstraße. Diese über brückt die Spree und dann entschwindet der Bach unseren Blicken. Wir wandern weiter. Nach kurzer Steigung ist eine Anhöhe erreicht, die einen reizenden Ausblick ge währt. Ein kleines Wirtshaus, die >,Maykarlshöhe" ge nannt, ladet zum Verweilen ein. Vor uns im Talkessel liegen die ersten Häuser von Neusalza-Spremberg. Aus dunklen Bäumen lugt das Spremberger Rittergutsgebäude hervor. Der spitze Turm der Spremberger Kirche grüßt herauf, und im Hintergründe erblicken wir hinter anderen Bergen den Valtenberg bei Niederneukirch. Ziemlich steil gehts abwärts nach Neusalza-Spremberg. In halber Höhe mündet die Staatsstraße von Löbau—Schönbach ein. Wie der im Tale angelangt, hat sich uns auch wieder die Spree zugesellt. Wo war sie inzwischen? In einem großen Bogen nach Süden mußte sie die Maykarlshöhe und deren südliche Fortsetzung umfließen. Und dieser Spreebogen ist die Dornröschengegend, von der ich erzählen will. Wo die Staatsstraße die Spree beim Rittergut Nie- derfriedersöorf überbrückt, finden wir auf dem Meßtisch blatt die Höhenmarke 323. Die Maykarlshöhe ist 338 Meter hoch und bildet für den Bachlauf ein unüberwindliches Hindernis. Nördlich davon erheben sich die Spreeberge bis 396 Meter. Dem Wasser blieb nur der Ausweg nach Süden. In breiter Fläche mag es sich ehemals gestaut haben, deh nen sich doch die allzuvialen Anschüttungen bis 250 Meter breit aus. Weit hinten im Süden, etwa 900 Meter von der heutigen Staatsstraße entfernt, fand dann die Spree hinter dem 338 Meter hohen Sternberge, auf der Karte Stösser- berg benannt, einen Abfluß nach dem heutigen Spremberg. 'Die angestauten Fluten gruben sich mit wilder Gewalt ein romantisches, enges Durchbruchstal zwischen diesem Berge und den Höhen östlich von Neusalza, dem Schießberge s342 Meter) und dem Hutzelberg s329 Meter) und ließen den heutigen Spreebogen entstehen. Das gesamte Gebiet be findet sich im Besitze zweier Rittergüter. Der kleinere, öst liche Teil gehört zum Rittergut Niederfriedersdorf, der größere, welstiche Teil zum Spremberger Rittergut. Diese Besitzverhältnisse dürften auch der Grund sein, daß so wenige das Gebiet kennen. Der F r i e d e r s d o r f e r Park Ein wirklicher Park ist diese Gegend. Überall große, meist seltene Bäume, dazwischen erstrecken sich kleinere Wiesenflächen. Durch ganz flaches Gelände schlängelt sich die Spree. Bis zur Südspitze des Vogens legt sie einen Weg von etwa 1300 Meter zurück. Dabet hat sie nur ein Gefälle von drei Metern, das sind 2,30 Meter auf 1000 Meter. Im Parke stehen riesige Canadische Pappeln, sehr große Ceöern, Conculortannen, mächtige Lärchen, Aka zien und Hainbuchen. Besonders interessant ist eine alte Weymouthskiefer. Ihr Hauptstamm fehlt zwar, aber dafür streben fünf mächtige Äste senkrecht zum Himmel hinauf. Unbekannt blieb mir eine Tannensorte, deren lange, dünne Äste wie Schlangen herabhingen. An anderen Stellen säu men breite Eibenbänme den Weg. Als Riese unter den großen Bäumen steht westlich der Spree eine besonders große Eiche, die über sieben Meter Umfang hat. Sie ist wenigstens 500 Jahre alt und hat also die Zeit Luthers und den Dreißigjährigen Krieg und alle die späteren Zei ten mit erlebt. Wenn sie erzählen könnte! Da sie vollständig abgestorben und das Kernholz schon ziemlich morsch ge worden war, wurde sie Anfang dieses Jahres gefällt. Ebenfalls rechts der Spree steht im Parke ein spitzer Sandstein-Obelisk. Mit Mühe entziffern wir fol gendes'. „Juliana Eleon. Henriet von Leubnitz, geb. von Schlieben". Auf der anderen, besser erhaltenen Seite steht: „Dieses Dsnkmal ehelicher Liebe Weihet ihr Carl Ludwig von Leubnitz, und es beweinen sie kindlich Joh. Aug. Lud wig und Jul. Luis. Henriette." Auf der dritten Seite ist fast nichts mehr zu erkennen. Die Inschrift lautet nach der „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunst denkmäler des Königreichs Sachsen, 34. Heft, Amtsh. Lö bau, bearbeitet von Gurlitt", Seite 431: „Geb. in Saenitz d. 2. Novbr. dwELI-IU s1753s. Gest, in Buöisstn d. XXX. Mai dlvccllXXXII (1782). Dort trat sie ihre Lebensbahn, Hier aber selbst ihr Leben an." — Pfarrer Mütze berichtet in seiner Chronik von Oberfriedersdorf Seite 140, daß Carl Ludwig von Leubnitz, der Gatte dieser im 29. Jahre ver storbenen Juliane Eleonore Henriette, von 1774 bis 1783 Besitzer des Rittergutes Niederfriedersdorf gewesen ist. Der auf dem Obelisk erwähnte Sohn Johann August Lud wig von Leubnitz hat es von 1783 bis 1823 in seinem Be sitze gehabt. Als ersten Besitzer nennt Mütze Heinrich von Raußendorf, der außerdem auch mit Spremberg, Tauben heim, Sohlanö an der Spree und mit Petrikau im Lande Breslau belehnt wurde. Während in Spremberg das Ge schlecht derer von Raußendorf lRawsendorf) bis 1660 das Rittergut besaß, wird in Friedersöors vom Jahre 1469 bis 1657 das Geschlecht derer von Rodewitz als Besitzer ge nannt. Spätestens 1657 übernahm der Schwiegersohn des letzten Herrn von Rodewitz, Wolff Heinrich von Leubnitz, das Besitztum. Dieses Geschlecht blieb Eigentümer bis 1845. Durch Heirat wurde das von Schliebensche Geschlecht Rit tergutsherr in Niederfriedersdorf bis 1874. Das Rittergut blieb demnach von 1469 bis 1874, also über 400 Jahre, in denselben Händen, wenn es auch zweimal in der weiblichen Linie vererbt wurde. Nachdem es von 1874 bis 77 als Be ster Karl Friedrich Eduard Müller und dessen Sohn Hein rich Eduard gehört hatte, besitzt es seit 1877 das Geschlecht von Oppell, das 1877—1888 das Schloß neu erbauen ließ. Im Friebersdorfer Parke stand früher ein Jäger haus, das 1884 abgebrannt ist. Es mutz ein schmuckes Holzhaus gewesen sein mit einer Holzgalerie im Ober geschoß. Daneben hat ein kleines Badehäuschen mit einem Dachreiter gestanden, an das die Försterwohnung angebaut war. In früherer Zeit fanden hier beim Jägerhaus Fest lichkeiten statt. So wird aus dem Jahre 1857 von einem Frühlingsfest des Neusalzaer Gesangvereins berichtet. Mit den Gästen, den Gesanovereinen von Bautzen und Löbau, marschierte man damals vom Obermarkte zum Frieders- dorfer Rittergut, begrüßte dort Herrn von Schlieben mit dem „Gruß an die Lausitz" von Eduard Kauffer Möhrs dorf) 1824—74 und zog dann weiter zum Festplatze beim Jägerhause. (Oberl. Stadt- und Landzeitung Nr. 38 vom 18. Juni 1857.)