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daß de 14 Tage vom Teifel treemst, daß de deine Knuchen im Schnupptichel heemtroin kannst, daß de Zähne speist. — Ich hoob d'ch naa, daß de klaabn bleibst. — Ich schloi d'ch, daß de's dunnern ni nich hörscht. Ich hau dr eene rein, daß de de Engel singn hörscht. Ich gaa dr pvor a de Zähne, daß de se kannst an Bauche suchn. Ich mach dch ze Quoarke. — Ich gaa dr eene, daß de nimmieh koannst an Seeger sahn, daß dr Hiehrn und Sahn verzieht. — Kriegst e paar Hintern Bahnhof, daß de denkst, der Zug giht ab. — Ich hau dr eens ufn Kupp, daß de Plattfüße kriegst. — Ich reiß dr'sch Geschlinke ausm Leibe und hängs aufn Zaun. Harmloser, aber auch derb genug sind folgende Drohun gen, die besonders gern auch von der besorgten Mutter dem unfolgsamen Kinde gegenüber angewendet werden: Ich war dch glei ufn soder: in) Trab bringen. — Ich werd dr glei Beene machen, glei Feuer unter die Beine machen, dr ufs Dach steign, dich in Schwung bringn. — Ich war dch glei lehrn, was 's Pfund Butter kost't, oder: was de Metze Basen kost't .— Ich war dr eens in de Vornefür (- Gesicht) gaan. — Soll'ch dr eene pflanzen. — Ha hoot'n gebrannt. — Se tun Straubkotze ziehn. — Dan soll mer mit dr Rode hacke oabreibn. — Ar kriegt hoahnebüchene. — Ich schwalb (papp, pflanz, schieß) dr eene (- ich geb dir eine Ohrfeige). — Ich war de Peitsche tanzen lassen. — Ich war dch am Schlaffitchen fassen. — Ich war dch an der Kartause oa- fassen. — Ich war dr de Haare kämmen. — Ich war dch glei ban Wickl nahm. Zu all diesen zahlreichen Umschreibungen gibt,es noch viele einfache Tätigkeitswörter für „prügeln": verhauen, zerkeilen, zurechtrücken, zerladern, zerdreschen, einschlagen lassen, verwalken, zrwienern, zrmurksn, zermöschln (von Mörser), zrbirln (von Birl-Hammer), zrschissn, zrmoalgern, zrfitschln, versohln, durchwichsen, zrflaadern, zrfanstern, zr- birschtn, schäften, vrmöbeln, kalatschen, verdengln, zrwackln. Diese reiche Blütenlese von sprachlichen Wendungen für denselben Begriff ist nicht nur ein Beweis für die Aus drucksmöglichkeiten unserer Lausitzer Mundart, sondern auch ein anschauliches Zeugnis für die Bedeutung des „Prügeln" und aller Handgreiflichkeiten im Lausitzer Volks leben sowie für die Derbheit des Lausitzers. Von einer alten Blumenstube Von Franz Rösler, Schirgiswalde Just am Eingangstore zu den Felsen des Elbsandstein- gebirges liegt hart an der böhmischen Landesgrenze die Blumenstadt Sebnitz. Ein Bach rauscht mitten durch bas Tal, in das die Stadt eingebettet ist. Der Talgrund geizt mit seinem Raume. Kaum haben Markt und ein Dutzend Straßen Platz darin gefunden. Die übrigen Straßen sind echte Bergstraßen. An allen Berglehnen klettern sie hin auf. Überall hocken die hübschen Häuser. Hoch oben thront die Grenadierburg. Wie ein Wächter schaut sie hinab ins Tal und auf das Städtlein. Doch halt! Ein Städtlein darf man die Blumenstadt nicht mehr nennen. Das war ein mal. Eine gar ansehnliche, schmucke Stadt ist sie geworden, frisch und rasch gewachsen wie ein Dirndl. Es gibt nicht viel Städte im Sachsenlande, die die Blumenstadt über treffen an Schönheit der Lage, geschweige denn in Bezug auf seine hübschen Bauten. Die alten, wackligen Weber häuschen von einst sind fast alle verschwunden, nur wenige haben ihr Dasein gerettet und hocken nun vergrämt zwi schen ihren neuzeitlichen Nachbarn. Die Berglehnen rings um sind wie besät mit Häusern. Das ist das neue Sebnitz, das weithin bekannt ist als Blumenstadt. Aber nicht den lebenden Kindern Floras verdankt Sebnitz seinen Namen. Hier ist der Mittelpunkt einer jungen Industrie, hier wer den künstliche Blumen in gewaltigen Mengen gefertigt. Was für einen gewaltigen Berg würde es ergeben, könnte man alle die Sträuße und Ranken, die hier entstanden und in die Welt hinausgingen, zu einem Haufen ausgetürmt sehen. Der alte Tanzplan würde verwundert auf diesen Rosenberg schauen. Wie stark hier die Blumenmacherei be trieben wird, lassen die Hunderte von Firmenschildern er kennen, die man an den Häusern sieht. Fast in jedem Hause werden Blumen und Blätter gemacht. Mit Recht tragen die Briefe und Postkarten den Stempel „Vlumenstadt". Blumenfabriken künden sich nicht durch rauchende Fabrik schlote an. Solche gibt es hier nur wenige, denn das Blumenmachen ist ein sauberes Handwerk, eine schöne Kunst. Flinke Mädchenhände sind ihre Urheber. Düs Blumenmachen gehört auch nicht zu den lärmenden Ar beiten. Fein still geht es dabei zu. Nur beim „Ausschlagen" gibt es Geräusch. Wer durch die Straßen der Blumenstadt geht, hört zuweilen aus den Häusern Helle Schläge fallen. Sie rühren von den Ausschlägern her, die mit mächtigen Holzschlegeln auf die eisernen Stanzen schlagen, um aus den Stoffen die verschiedenartigsten Blattformen herzu stellen, die sich dann später unter den kundigen Händen des Färbers und Formers zu zarten Blütenblättern um wandeln. Als Unterlage dient ein gewaltiger Klotz. Dieses Ausschlagen ist aber im wesentlichen der einzige erwäh nenswerte Lärm, den die Blumarbeit verursacht. Die übrige Arbeit geht still vor sich, wie es sich ja eigentlich beim Wer den der zarten Kinder Floras geziemt So ist es wohl noch heute. Wer aber vor einem Menschenalter durch das alte Sebnitz, da es noch ein schüchternes Städtchen war, wan derte, der konnte doch noch etwas anderes hören, als wie das eintönige Gehämmer der Holzschlegel. Wer nur die rechte Zeit traf, dem schallte aus den großen und kleinen Häusern frischer Mädchengesang entgegen. Da blieb so mancher Fremdling stehen und horchte verwundert zu. Und ebenso verwundert riß er die Augen auf, kam er zur Vesperzeit an schönen Sommertagen durch die Straßen. Denn da saßen auf den Stufen vor der Haustüre, auf Gartenbänken oder im grünen Rasen Dutzende von schmau senden Blumenmädchen. Denn das war so üblich: An schönen Tagen wurde vor der Tür gevespert. Kichernd und schwatzend verzehrten sie die gewaltige „Schniete" und tunkten sie fleißig in den buntgeblümten Kaffeetopf, den sie im Schoße hielten. Das war ein Bild, wie ich es in keiner anderen Stadt geschaut. Heute gehört es vergange nen Zeiten an. Zu jener Zeit gab es in Sebnitz fast nur kleine Blumenfabriken, die etwa 10—20 Mädchen beschäftigten. Die Industrie steckte erst in den Anfängen. Montags früh kamen die Blumenmädel in Scharen aus dem benachbarten Böhmen, Sonnabends zogen sie in gleicher Weise heim, bas unvermeidliche Körbchen am Arm und das bunte Kopf tuch über dem Haare. Gar vieles hat sich geändert im Laufe der Zeit. Da mals war Sebnitz noch ein kleines Städtchen von etwa 8—6000 Einwohnern. Die Häuser waren noch nicht so statt lich wie heute. Die Blumenmädchen wechselten selten ihre Stelle. Meist blieben sie bis zur Verheiratung in derselben „Fabrik". Sie schliefen die Woche über im Hause ihrer Arbeitgeber und erhielten von ihnen auch die Kost. Und nun hinein in die Vlumenstube. Helle Räume sind ein Haupterfordernis bei der zarten Blumenarbeit. Darum die vielen Fenster in den Blumenhäusern. Die Mädchen saßen an einem langen Tische. An der unteren Schmal seite hatte die Meisterin, „Frau" genannt, ihren P^ Sie arbeitete von früh bis abends mit, besichtigte Muster, änderte oder besserte bei Anfängern und ü wachte die Lehrmädchen, die in ihrer nächsten Nähe sa Emsig formten die geschickten Finger der Blumenmäb die Blätter zu allerlei Blüten und wickelten sie zu Rai und Buketts zusammen, die dann beim „Herrn", so wi der „Fabrikherr" allgemein genannt, abgeliefert wur