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Berghaus um- und ausgebaut. Seine Vorterrassen und die Musikhalle wurde geschaffen. 1874 trat das Kriegerdenkmal als ein Sonderschmuck des Steinberges in seine Anlagen. Der Maler und Stadtverordnete Köhler hat sich um das Zustandekommen dieses historischen Erinnerungszeichens recht verdient gemacht. Nach seinem Tode schenkte der Gene ral Bartsch eine kleine Kanone (die Douay-Kanone) der Stadt. Sie fand ihre Aufstellung auf dem Lindenplatze des Berges, unmittelbar vor dem Restaurant. 1875 wurde die neue Musikhalle durch ein Konzert eingeweiht. 1892 schenkte der Kgl. Kommissionsrat Lindner, der stets dem Stein berge und seinen Anlagen sein besonderes Interesse ge widmet hatte, eine neue Halle, die Lindnerhalle. In der Neuzeit haben die Laubaner Bürgermeister Laschke und Martius, der Stadtrat Kunze und nicht zum wenigsten der Stadtgärtner Seidel, dem die Stadt in Anerkennung seiner Verdienste um die Anlagen des Steinberges den Titel Gartenbauinspektor verliehen hat, stets ihre Fürsorge dem Steinberge und seinen Anlagen gewidmet. Am 1. Juli 1909 wurde das neue Steinberghaüs mit einem neuzeitlichen Aussichtsturm eingeweiht. An seinem Fuße ist manches Volksfest mit Sang und Klang verrauscht. Manches kern deutsche Wort hat er gehört. Er sah Laubans Kinder bei den Sedan-, Laubans Sänger bei den Sänger-, Laubans Hand werker bei den Gewerbe-, Schlesiens Forstmänner bei den Forstfesten. Kurz vor dem Weltkriege führte unser Heimatdichter Fritz Bertram mit Kunstfreunden und dem Laubaner 19 er Bataillon sein Festspiel: „Im Morgenrot der Freiheit" auf dem Wiesenplane des Steinberges auf. Die Freilichtbühne des Steinbruches sah so manches schöne dramatische Bild. Vor allen Dingen ist der Steinberg das Ziel einheimischer und wettherkommender fremder Heimatssreunde. In ihr Lob will auch ich einstimmen: „Wer die Welt am Stab durchmessen, wenn der Weg in Blüten stand, nimmer könnt' der doch vergessen glücksberauscht sein Heimatland! Volle Becher fröhlich kreisen, von der Heimat Traubenblut, Schlesierland, dich muß ich preisen, bis in dir mein Herz einst ruht!" Pl lisch ke, Lauban. Die Heimat im Kartenbild Nierich, Neukirch Zu den wertvollsten Quellen der dokumentarischen Ge- schichts- und Heimatforschung gehört unzweifelhaft das Kartenbild, das uns aber auch wiederum oft in die Irre leitet,- denn die Kartographen früherer Jahrhunderte konnten mit ihren primitiven Meßinstrumenten nicht das leisten, was von der gegenwärtigen Landesaufnahme ver langt wird, zudem waren diese Geometer oft nur auf das angewiesen, was ihnen von den Einwohnern erzählt wurde, und das wurde wieder von ihnen oft falsch verstanden und falsch gedeutet, weil ihnen die Mundart nicht geläufig war. Die Küstenkarten der Entdeckungsfahrer zu Anfang des 16. Jahrhunderts waren die ersten landkartenähnlichen Auf zeichnungen, und die als saubere Kupferstiche ausgeführten Karten Merians zeigen deutlich, daß man auf die Ge nauigkeit nicht so großen Wert legte als auf die saubere Ausführung, und so sind diese Karten, auf denen in einer Landschaft aus der Vogelschau Schlösser und Burgen, Städte und Klöster im Aufriß gezeichnet sind, ein Übergang vom Bilde zur Karte, und es scheint oft, als wäre die viele deli kate Kleinmalerei die Hauptsache bei der ganzen Karten darstellung gewesen. Die Karten von Scultetus (1540—1614) und von Georg Mercator 1585 zeigen das Bestreben, das Charakteristische der Karte mehr hervorzuheben, aber immer sieht man an den bunten Eckbildern, von denen selbst der Hofkartograph Zürner nicht loskam, und auf denen man ihn mit seinem Vermessungswagen eigener Konstruktion durchs Land fahren sieht, daß man dem Bild haften noch zu große Bedeutung beimaß. So enthalten auch die beiden obengenannten Karten aus dem Ende des 16. Jahrhunderts viel Unrichtigkeiten, und Scultetus sowohl als auch Mercator zeichnen die Quelle der Spree in Schluckenau. Kurfürst August I. benötigte auf seinen zahl reichen Reisen genauerer Karten. Er übte sich selbst in der Handhabung von Meßschnur, Quadrant und Bussole, die seit dieser Zeit zuerst bei der Landesaufnahme verwendet wurden und fertigte 16 Landtäfelchen an, die außerordent lich sauber hergestellt sind, aber wegen ihrer Kleinheit wenig praktischen Wert hatten. Aber der Hauptkartograph des Kurfürsten, der Freiberger Markscheider Matthias Oeder begann im Jahre 1586 eine allgemeine Landesver messung, und die im Hauptstaatsarchiv aufbewahrten Hand skizzen, die dieser selbst an Ort und Stelle angefertigt hat, verraten, mit welcher Sorgfalt er an diese Aufgabe heran ging. Dieses Kartenwerk war ein Geheimdokument des Kurfürsten und daher nur ihm zugänglich. Erst um 1889 entdeckte Prof. Rüge dieses wertvolle Werk wieder, und man war erstaunt über die Genauigkeit der Aufnahme und über die Zuverlässigkeit der Wiedergabe. Der geschickte Kartograph sollte aber sein Werk nicht zu Ende führen, und sein Mitarbeiter Balthasar Zimmermann setzte die große Aufgabe weiter fort und fertigte Kopien der schon vorhandenen Sektionen an, die aber viele für den Forscher wertvolle Einzelheiten entbehren. Doch der 30 jährige Krieg verhinderte auch diesen Kartographen, das Werk zu voll enden. Für unsere Gegend sind im Hauptstaatsarchiv die Sektionen des Original-Oeder, der nach diesem von einem Lehrer angefertigten Pausblätter und der Zimmermann- schen Kopien vorhanden, und zwar Nr. 244 Bischofswerda, Nr. 242—243 von Naundorf bis Schirgiswalde und Nr. 220-221 von Neukirch bis Sohland. Viele Rätsel werden durch diese Kartenblätter gelöst, so schreibt Oeder zu dem ehemaligen Oberneukirch: gehört zum Ambt Gödav —, woraus hervorgeht, daß dieser Ort die ursprünglich wen dische Siedelung war, die bei der Christianisierung zur ersten Kirche des Landes eingepfarrt wurde, und das war die von Göda. Erst später erbauten die deutschen Siedler die neue Kirche, die dem ganzen Orte den Namen gab. Am meisten fällt der riesige Teich ins Auge, welcher sich von der Naundorfer Straße bis zur jetzigen Sttebitzstraße erstreckte. Der Rtttergutshof des Niederdorfes ist eingezeichnet als Hof des Hans Georg von Marschalk. Der Niederhof hat also ein höheres Alter als der obere Hof. Hier ist in den See eine Insel eingezeichnet, neben der die Bemerkung steht: „In diesem teiche hat Hans Heinrich von Bolbritz eyn Hauß stehen." Demnach befand sich hier nur eine kleine Wasserburg dieses Ritters. Dieser Teich war später die Ur sache dazu, daß sich die Einwohner Diehmens von der Parochie Neukirch zu der Parochie Gaußig wendeten. Auch die Trockenlegung des Sees vermochte nicht mehr die Dieh- mener in das Kirchspiel zurückzuführen, wohl aber beklagt sich der Pfarrer in bitteren Worten, daß ihm dadurch eine wesentliche Einnahme entgangen sei,- denn der See war sehr fischreich. Die Bergtöpferei unö die Freihufe werden als Christoph und Heinrich von Haubitzhoff bezeichnet, wor aus ersichtlich ist, daß das Geschlecht derer von Haugwitz auch Haubitz genannt wurde und die Flurbezeichnung Hau bitzenplan auf diesen Namen zurückgeht. Die Karte nennt das Hofgericht, die Angermühle mit drei Mahlgängen, die Haarthmühle als Schneidemühle, die Mittelmühle mit zwei Gängen, eine Mühle an der jetzigen Fohrenbrücke, die aber schon 1716 wüst lag und jetzt vollständig verschwunden ist, wie die Mühle im Ringenhainer Brettmühlenloch, die wohl Oeder noch verzeichnet, die aber das gleiche Schicksal ge teilt hat. Auf dem Valtenberge, der zu Oeders Zeiten noch