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Falckenberg hieß, verzeichnet dieser gewissenhafte Karto graph den steinernen Ringwall, der beim Turmbau ver schwunden ist- darin aber steht: ein alt Gemeuer noch drof- fen, — was für ein Gemäuer das gewesen ist, bleibt ein Rätsel, aber die Leute mögen sich damals schon die Sagen erzählt haben,' denn dahinter hat Oeder vermerkt: ein Schlos standen. — Die Bearbeiter der Karten späterer Jahre haben aber alle nicht die Sorgfalt und Genauigkeit gekauut wie Oeder, so war August der Starke, der wegen seiner vielen Fahrten nach Polen gern genaue Karten ge habt hätte, nicht sehr mit seinen Kartographen zufrieden. Auf der „Accuraten Beschreibung des Ganzen Churfürsten- thums Sachsen 1702" von Hans August Nienborg ist z. B. zwischen Tautewalde und Wilthen der Ort Schneebach ver zeichnet, den es hier aber nie gegeben hat. Wie dieser Irr tum entstanden ist, ob vielleicht der Name eines kleinen Baches hierher gerückt und als Ort irrtümlich geführt wor den ist, bleibt unbekannt. Aber auch auf noch späteren Kar ten sind derartige Irrtümer häufig, so ist auf der „ganz neuen und vollständigen Generalkarte vom ganzen Chur fürstentum Sachsen 1759—63" zwischen Ringenhain und Steinigtwolmsdorf der Ort Goldignitz verzeichnet, der nur dadurch entstanden sein kann, daß der Kartograph auf einer älteren Karte den Goldberg und daneben die Weßnitz ver zeichnet fand; vielleicht war die. Schrift so unleserlich, oder gab der Verfasser der neuen Ka.te sich so wenig Mühe, daß auf diese Weise der neue Ort entstand. Durch diese unge nauen Angaben mögen auch später vielfach die Gerüchte von Wüstungen und untergegangenen Dörfern entstanden sein, die in Wirklichkeit niemals bestanden haben. Der Hof kartograph Augusts Adam Friedrich Zürner gab im Jahre 1719 eine Postlandkarte heraus, die er auf Grund vieler Fahrten in einem eigens von ihm erfundenen Vermessungs wagen erarbeitet hatte. In dem Wagen war eine Vorrich tung, die nach Art der alten Taxameterdroschken beim Fah ren die Meilen zählte. Nebenwege wurden mit einem Schubkarren abgefahren, der dasselbe Zählwerk trug. Zür ner errichtete auch die Postmeilensäulen, von denen nur noch wenige als Wahrzeichen der alten Pvststraßen in man cher Kleinstadt anzutreffen sind. Die nach dieser Vermes sungsmethode gezeichneten Meilenblätter stellten einen be deutenden Fortschritt dar, und nach ihnen bearbeitete Ober- reit vom Jahre 1819 an den Topographischen Atlas des Königreichs Sachsen im Maßstabe von 1 : 57 800. Dieses Kartenwerk, das auf einer Ausstellung in London berech tigtes Aufsehen erregte, war es doch das erste, das auf Grund genauester Messung ein zuverlässiges einwandfreies Bild des Landes bot, ist auch heute noch gerade für den Heimatforscher von unschätzbarem Wert, zeigt es doch nicht nur die bedeutende Veränderung unserer Heimat in den letzten hundert Jahren, sondern es enthält eine Fülle jetzt oft längst entschwundener Flurnamen. Oft sind daher von diesen Karten Umdrucke angefertigt worden, und sie sind gleichwertig dem später folgenden militärischen Karten werke, den Generalstabskarten im Maßstabe von 1 : 100 000 und den Meßtischblättern im Maßstabe von 1 : 25 000. Auch diese jüngsten Karten zeigen uns schon die schnelle Veränderung unserer Heimat, Ortschaften breiten sich aus und verschlingen Nachbargemeinden, neue Bahnlinien durchziehen das Land, Straßen werden verlegt, Teiche wer den Fluren, und auf Feldbreiten entstehen neue Siede lungen, so ist das Kartenbild eines der wertvollsten Doku mente, aus dem der Geschichts- und Heimatforscher lesen kann, was andere Schriften ihm verschweigen. Zu beziehen durch die Geschäftsstelle der Oberlausitzer Heimatzeilung Acht Heimatkarten (Tuschzeichnungen) von AjchardAiättig, darstellend alte Kirchen der engeren Heimat, sowie Schlop Asuhörnitz mit kurzen geschichtlichen Erklärungen, für 25 Psg. Kirschauer Grabungs-Bericht für 1928 Erstattet vom Grabungsleiter G. Steude, Kirschau Wieder liegt ein Grabungsjahr hinter uns, ein neues vor uns. Da gilt es Rückschau zu halten. Was ist 1928 ge schafft worden? Um es vorweg zu nehmen, auch die Gra bungen in Kirschau litten unter großer Geldknappheit. So konnten bewährte Bautzner Graber nicht zu uns kommen. Nur der freiwilligen Arbeit der bekannten Kirschauer Gra ber sind die Erfolge zu verdanken, von denen ich berichten kann. Der Aufgang vom Doppeltor bis zum oberen Burg hof ist freigelegt. Das Pflaster liegt bis hin. Flache Steine, die an einer Stelle sich häuften, ließen einen Torbogen ver muten, jedoch ein großer Mauerblock hemmte unsere Ar beit. Dies Hindernis soll im Jahr 1929 beseitigt werden. An der oberen Burgmauer legten wir nach Süden zu ein großes Stück frei. Wir stießen auf eine Quermauer, die sich nach dem Mitteltor, das 1927 gefunden wurde, hinzieht. Die Stelle ist fundarm. Am Fuße der oberen Mauer lag auffallend viel Kalk und Mörtel. Sicher stammt er nicht vom Ausbau der Mauer, sondern von seiner Zerstörung. Die von Herrn Haupt-Wehrsdorf vertretene Ansicht der Zerstörung dürfte darum die richtige sein. Weiter wurde das Grabungsgebiet der Bautzner vom Jahre 27 weiter bearbeitet, um die Außenseite der oberen Burgmauer vom Turm zum Tor freizulegen. Wir sind auch hier zu einem gewissen Abschluß gekommen. Die wilde Mauer wurde in besserem Erhaltungszustand weiter fest gestellt. Eine besondere Untersuchung im neuen Jahr 29 soll uns die Gewißheit bringen, ob diese wilde Mauer tat sächlich ein Stück Mauerwerk der alten Körse ist, oder ob wir Graber uns haben durch zufällige Lagerung der Steine täuschen lassen. War das Gebiet auch fundarm, so brachte es uns interessante Aufschlüsse. Beim Graben mußten wir zunächst die dünne Humusschicht mit dem spärlichen Gras wuchs abheben. Unter ihr lag Schutt mit Steinen und her untergefallenen größeren und kleineren Mauerbrocken ver mischt. Die Dicke dieser Schicht nahm nach Süden zu ab. Nun kam eine dünne Humusschicht. Brandschutt lag unter ihr. Größere Steine fanden wir hier selten, dagegen eine Anzahl dickwandiger Scherben. Wir gruben bis zur Hu musschicht, die unter dem Brandschutt lag. Was sagen uns diese Schichten? Es muß eine zweimalige Zerstörung statt gefunden haben. Von der ersten Zerstörung stammt der Brandschutt. Vermutlich rührt sie von der einstigen sla wischen Burg her, die dicken Scherben sagen es uns. An diese zerstörte Burg baute der Deutsche seine feste Burg. Die letzten Grabungsnachmittage waren dem Haus IV gewidmet. Es liegt in der Westecke des oberen Burghofes. Leider wurde die Arbeit erschwert durch die aus früheren Grabungen liegengebliebenen Erdhaufen. Auch in diesem Jahre müssen wir solche Erdhaufen wegfahren. Diese Ar beit bedingt, daß wir von eigentlicher Forschungsarbeit noch nichts berichten können. Viele Scherben und Eisenteile fanden sich im Erdreich, zum Teil auch in den Erdhaufen. Alle Funde findest du im Vurgmuseum im Rathaus. Es soll versucht werden, die Sammlung im Sommer jeden Sonntag offen zu halten, das 1. Mal war sie geöffnet am 7. April von 15—17 Uhr. Neu im Museum ist das Schwert, das auf dem Schloßberg gefunden worden sein soll und durch das Entgegenkommen des Herrn Lehrer Nierich uns zur Verfügung gestellt wurde. Unterstütze durch den Be such des Museums die schwere Arbeit des Zweigvereins Schirgiswalde—Kirschau—Crostau der Bautzner Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Oberlausitz. Vereine wenden sich zwecks Stellen von Führern rechtzeitig an den Grabungsleiter, Lehrer Steude-Kirschau.