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anstoltungen durchzusühren, oder Vsrbandstagungen in Seifhenners dorf zu veranstalten. — 8 Veranstaltungen wurden auch der Schul jugend geboten. An der Mntsrwandsrung nach dem Tanzplan beteiligten sich 57 Personen. Der Sommerwandsrplan umfaßte außer der Wanderverjammlung des Verbandes 5 Wanderungen; darunter befand sich eins Autofahrt. An den 5 Wanderungen be teiligten sich 467 Personen; durchschnittlich also 95 Teilnehmer. — Gestorben sind 9, ausgetreten 5, verzogen 24 Mitglieder. Die Neu anmeldungen betrugen 92. Der Verein zählte am 3l. Dez. 1928 716 Mitglieder. 165 Mitglieder gehören dem Vereine über 25 ^iahre an. Das Wachstum ist aber nicht nur ein zahlenmäßiges, sondern auch ein inneres, das beweist die so rege Anteilnahme an allen Vsrsinsveranstaltungsn. - Dis Saalverhältnijje, dec rege Besuch aller Veranstaltungen und dis große Mitgliedsrzahl zwangen dazu, dis Mitgliedsrzahl auf den Stand zu beschränken, den sie am 1. November 1928 aufwiss. An diesem Tags wurde der schwer wiegende Entschluß gefaßt, Anmeldungen auch weiterhin entgegen- zunehmen, die Mitgliedskarte aber erst dann auszuftellen, wenn ein Abgang durch Tod, Wegzug oder Austritt erfolgt. Dis heute warten 27 Personen aus ihrs Aufnahme. Hoffentlich kann dieser Beschluß im Interesse des Vereins recht bald wieder ausgehoben werden. Der Verein ist dec zweitjtärLjte Verein der Lausitz und wohl der stärkste Dildungsverein aller Landgemeinden Saciysns. Dis Sammlung, über die Herr Lehrer Bol. Brückner be richtet, ist um einige Gegenstände bereichert worden (Notgeld, Steine, alte Meisterbriefs, 3 Bücher über Luthers Leben, eins Flinte aus den Befreiungskriegen). Der Katalog wurde neu bearbeitet. Die Münzsammlung wurde durch neue Luwendungen von Notgeld be reichert. Herr Lehrer Joh. Dichter berichtet über d>e astronomischen Beobachtungen im ^iahce 1928 folgendes: An 9 Abenden wurde das Fernrohr auf dem Wmdmühlverge aufgestellt. Der Besuch war gut, erreichte doch ein Abend einmal die Besucherzahl von 36. Dis Erfahrung hat gelehrt: je weniger Teilnehmer, um jo mehr kann sich der einzelne in dis Gdjekte des gestirnten Himmels ver tiefen. Saturn und jein Dingsystem, Jupiter und seins Monds, ver schiedene Doppeljierns und der Mond wurden aufgesucht. Nebenher liefen kurze Worte der Erklärung. Aber Alter, Helligkeit und Farbe der Sterne wurde gesprochen und dis entsprechenden Vertreter dazu ausgesucht. Dis Sterns dec Dämmerung sowie die Sternbilder des Tierkreises und die der Milchstraße wurden erklärt. — Dis Neuan schaffungen, nämlich die Plattform aus Lsment, das Stativ und der parallaktische Ausbau, haben sich gut bewährt und ermöglichen ein schnelles Ausjuchen des Himmelsobjektss. — Aber das Wetter gab der Wslterwart, Herr Lehrer Schuster, einen sehr intsresjanten Bericht. Den Kassenbericht erstattete Herr Bankdirektor Joh. Dlöß. Dis Einnahmen betrugen 444l,17 Mk., dis Ausgaben 3968,34 Mk. Der Kajjenbestand am 31. Dezember 1928 betrug 1599,34 Mk. Der Haushallplan wurde mit 4666 Mk. genehmigt. — Nie Aufnahme gebühr wurde von 1,56 Mk. auf 3 ML. erhöht. Suletzt wurde noch beschlossen, dem Verein für Kciegerehrung korporativ beizutreten, und zwar mit einem Jahresbeitrag von 166 Mark. Dieser Beschluß gilt vorläufig für zwei Zayre. Mit Dankesworten für alle treue Mitarbeit im Dienste des Ver eines fand die sehr gut besuchte Jahres-Hauptversammlung ihren Abschluß. G. H. Naturwirrenschamichr «erellrchaft ru Littsu In der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft sprach Herr Stuöienrat Dr. Sende vom Staatsrealgymnasium Zit tau über das Alter der Erde. Nach einem überblick über die Geschichte der Frage stellte er au Hand zahlreicher Lichtbilder, Tabellen und Mikroprojektion von Gesteins schliffen die verschiedenen Methoden kritisierend zusammen. Die geologischen Methoden beruhen darauf, in der Gegen wart zu beobachten, wie lange bestimmte, auch früher wirk same Vorgänge zu ihrer Vollendung brauchen, und darauf hin unter entsprechender Abgleichung der Bedingungen die Dauer der früheren zu berechnen. Solche geologische Vor gänge sind die Ablagerung von Sedimenten, das Einschnei den schroffer Felstäler durch Flüsse lErosions und das An wachsen des Salzgehaltes der Ozeane. Die Hauptfehler quelle dieser Methoden liegt in der Annahme, daß die heute beobachtete Geschwindigkeit des geologischen Vorganges auch früher zu allen geologischen Epochen genau dieselbe gewesen sei. Auch haben die Geologen versucht, ein astro nomisch begründetes Zeitmaß zu gewinnen, indem sie die Wechsellagerung von Sedimenten durch parallel laufende astronomische Perioden, z. B. den Präzessionszyklus der Aequinoktien von 26 000 Jahren, auszählten. Von den physikalischen Methoden wurden die Arbeiten Lord Kelvins besprochen, der aus der geothermischen Tiefenstufe unter Anwendung der Theorie der Wärmeleitung als Alter der Erde 100 Millionen Jahre errechnete. Dieser Wert ist viel zu klein, weil diese Methode die radioaktive Wärme nicht berücksichtigt. Die wahrscheinlichsten Werte liefern die Ar beiten von Eddington, Nernst und Jeffreys über den Wärmehaushalt der Sonne und die radioaktiven Methoden von Rutherford, Strutt und Holmes. Der große Fortschritt der letztgenannten Methoden gegenüber den geologischen liegt in dem Schritt vom qualitativen zum quantitativen Standpunkt, denn zum erstenmal konnte auf Grund experi menteller Erfahrungen ein Schluß gezogen werden. Dazu kommt, daß die Zerfallsgeschwindigkeit der radioaktiven Elemente von der Zeit unabhängig ist. Die drei radioaktiven Methoden schließen auf das Alter der Steine aus der Intensität der Färbung pleochroitischer Höfe, aus der An sammlung von Helium oder am besten aus der Ansamm lung von Radiumblei in den Mineralien. Nach dem heu tigen Stande der Wissenschaft werden drei Milliarden Jahre als der beste Wert für das Alter der Erde ange sehen. Der Filmapparat war freundlicherweise von der Firma Fehrmann zur Verfügung gestellt worden. Reicher Beifall lohnte die trefflichen Ausführungen. Ostritz, die liebliche Neißestadt Von Fritz Günther Die Lausitzer Neiße hat die wundersame Kraft in sich, Siedlungen zu formen, die durch ihre Lieblichkeit bestricken. Das gab ihr die einsame Waldschönheit des Jsergebixges, in dessen Schoß sie geboren wird, mit auf den Weg. Gon-, der Quelle bis zur Mündung wird man diese Eigenart be stätigt finden. Als köstliches Kleinod schuf die Neiße das romantische Neißetal kurz hinter Hirschfelöe, das sich in einer Länge von 10 Kilometern bis zum Kloster St. Marienthal hinzieht und nur im Schwarzatal in Thüringen einen ebenbürtigen Partner besitzt. Sobald man die Mauern des Klosters hinter sich hat, erblickt man die Häuser der Stadt Ostritz, über die sich er haben der Turm der alten katholischen Pfarrkirche hinauf zieht in das Blau des Himmels. Ostrttz liegt auf der linken Seite des Flusses. Kürz vor der Stadt verbindet ein jahrhundertealter hölzerner Steg die beiden Flußufer, eine Brücke, die durch ihre Einfach heit fesselt, die aber auch dem Wasser zu trotzen verstand, wenn die Fluten allerorts schon Unheil angerichtet hatten und auch steinerne und eiserne Brücken längst begraben hatte im Flußsande. Die Stadt selbst hat sich ihr altertümliches Gepräge zu wahren verstanden, namentlich an der Zittauer Straße und um den eindrucksvollen Marktplatz herum. Da findet man noch schöne Laubengänge, barocke Türrahmen u. a. Freunde der Baukunst lassen sich gern entzücken an so manchen architektonischen Besonderheiten. Wie heimisch erst fühlt man sich in den alten verbauten Häusern! Hier klopft der Puls der Kleinstadt, hier vielleicht noch deutlicher als auf dem Marktplatze. Er zeigt große Maße. Manche Groß stadt könnte Ostritz beneiden darum. Im 15., 17. und 19. Jahrhundert tobten gefährliche Brände, die manches wert volle Gebäude gierig verschlangen, sodaß heute der Markt platz sich in einem mehr neuzeitlichen Gewände zeigt. Zu erwähnen ist da das schlichte Rathaus und die vielen Gast stätten. Ehemals war Ostritz ein wichter Handelspunkt. Von weither kamen die Dörfler, um ihre Bedürfnisse für Haus-