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aus, wie das ein Rundblick vom Löbauer Berge lehrt: Ver geblich sucht unser Auge im nordwärts gelegenen Tieflande nach den markanten spitzen Basalt- und Klingstetnkegeln. Nur vereinzelt treten dort noch vulkanische Erhebungen auf, die zwar landschaftlich nicht mehr die Bedeutung erlangen, wie die formenschönen Vulkanberge, die wir im Süden er blicken, aber trotzdem für das im allgemeinen ebene Land eine angenehme Bereicherung der Oberflächenformen bedeu ten. Weiter sind sie, weil Basalte, überhaupt größere Ge- steinsmassen, hier seltener auftreten, wirtschaftlich für die Schottergewinnung usw. wichtig, wie die überall angeleg ten und meist noch in Betrieb befindlichen Steinbrüche be weisen (Strohmberg, Eisenberg u. a.). Diese Brüche, die zwar dem Geologen wertvollen und lehrreichen Einblick in den inneren Aufbau dieser Vulkanberge gewähren, bergen allerdings für das Landschaftsbild auch gewisse Gefahren, wie z. B. die in den Leib des Strohmberges schon recht tief eingedrungenen Brüche beweisen. Der nördlichste Ausläufer des lausitzisch-nordböhmischen Vulkanherdes, bald 40 Kilometer von der Hauptverwerfung entfernt, ist der kleine Eisenberg bei Guttau. Weiter finden wir an größeren vulkanischen Erhebungen im Tief lande noch den Barnther Schafberg und den lang gestreckten Strohmberg. Alle diese basaltischen Vulkan berge des Oberlausitzer Hügel- und Tieflandes stellen neben den Basalten der Nieskyer Umgebung (Kirchberg bei Sproitz) und den Grnnaer Bergen östlich Görlitz gleichzeitig die nördlichsten Vorkommen des Basaltes im ostelbischen Deutschland überhaupt dar. So pilgern wir von der Haltestelle Guttau der Bautzen—Radibor—Weißenberger Bahn zunächst nach dem Dorfe Guttau mit seinem kleinen ländlichen Kirchlein, das in den blutigen Tagen der Schlacht bei Bautzen am 20. und 21. Mai 1813 zerstört, aber bald wieder (1816) auf gebaut wurde. Kurz nachdem ivir das Dorf durchschritten haben, wölbt sich rechts der Straße nach Kleinsaubernitz ein flacher teilweise baumbestandener Hügel, der Eisenberg, zu mehreren Käppchen kaum 20 Meter über die Talaue des dicht an seinem Südfuße dahinfließenden Löbauer Was sers empor. Kurz vor einem Hause an der rechten Seite der Straße führt dann ein Feldweg auf die kleine Anhöhe in eine Mulde, anscheinend einen längst verlassenen Stein bruch, dessen Sohle nun wieder dem Ackerbau dient. Überhaupt muß früher auf dem Eisenberge ein starker Steinbruchsbetrieb geherrscht haben, wie die zahlreichen nun wieder verwachsenen Löcher und Bruchstellen beweisen,' die ganze Oberfläche des Hügels erscheint zerwühlt. Die überall am Wege Herumliegenden schwarzen Stein brocken verraten auch dem Nichtkenner ohne weiteres, daß die kleine Anhöhe ein Basaltberg, also ein Vulkanberg sein muß. Auch der allerdings geringe und lichte Baum bestand, meist gestrüppartige Hain- oder Weißbuchen, weist auf Basaltuntergrund hin. Wir verfolgen unseren Weg weiter und kommen bald in einen Steinbruch, der uns einen überaus lehrreichen Aufschluß über den geologischen Auf bau der Anhöhe bietet: Prachtvolle Vasaltsäulen streben von der Sohle des Bruches empor, ein typisches Südlausitzer Vulkanbergbild hier mitten in der sand- und lehmerfüllten diluvialen Talaue, nicht mehr weit vom Südrande des großen Breslau—Magdeburger Urstromtales! Die meist un regelmäßig sechsseitigen Säulen mit einem Durchmesser von etwa 20 cm scheinen in der Mitte des Hügels wagerecht zu liegen und streben sämtlich nach einer Linie, die etwa parallel dem Laufe des Löbauer Wassers folgt, nach oben, wie wir noch deutlich in den beiden Bruchecken beobachten können. Ein kleiner Schurs auf der Nordhälfte des Hügels deutet auf entgegengesetzte Richtung der Vasaltsäulen. Dem nach würde auch der Eisenberg, wie z. B. der Strohmberg, der Bubenik, Löbauer Berg u. a. zwei durch eine Mulde voneinander getrennte Kuppen besessen haben, ein Bild, das leider durch den Bruchbetrieb verwischt worden ist und vielleicht einen Gangerguß darstellen, der in einer zunächst engen Spalte nach oben gepreßt worden ist. Ein ganz anderes Bild zeigt dagegen der verlassene Steinbcuch an der Südwestseite nach Böhmers Gut zu. Hier ist der Basalt nicht säulenförmig, sondern in Platten ab gesondert. Die Platten liegen sämtlich wagerecht, zeigen einen linsenartigen Querschnitt und werden nach den Rän dern des Aufschlusses, besonders nach dem Westhange zu immer kleiner. Auch sind deutlich mehrere durch die ganze Basaltmasse laufende senkrechte Klüfte zu beobachten. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ist der Basalt des Eisenberges in der Eisenhütte von Burghammer nord östlich von Hoyerswerda, die auch Leske 1785 auf seiner „Reise durch Sachsen" besichtigt hat, als Zuschlag beim Eisenschmelzen gebraucht worden, wie Glock er 1857 be richtet, denn der Basalt, ein Felöspatbasalt (Trachytbasalt), wie er auch den Strohmberg aufbaut, enthält viel Magnet eisenerz. Vielleicht rührt auch von dieser Verwendung des Gesteins der Name Eisenberg für unsere Anhöhe her. Die Aussicht von dem Hügel ist trotz seiner geringen Höhe (164,4 Meter), kaum 20 Meter über dem Spiegel des Löbauer Wassers, für das hier flache Land ungemein reiz voll: Nach Süden gewendet erblicken wir die langgestreckte Kette des Mittellausitzer Verglandes. Davor grüßen aus dem Grün der Allrechtsbachniederung die Kirchtürme von Purschwitz und Kleinbautzen. Weiter nach rechts gewendet hebt sich unser Bautzen mit dem Wahrzeichen der mittleren Lausitz, dem langen Dach mit dem spitzen Turm der Petrikirche vom Horizonte ab. Auf kahlen Höhen thront die Kirche von Quatitz und zu unseren Füßen grüßen die Häuser von Guttau und die blinkenden Teiche ans dem Grün. Nach Norden verliert sich der Blick bis weit in die N i e d c r l a u s i tz e r Heide. Dann steigt die Qnarzitmancr der Dubrau empor, und rechts davon lugt über das wogende Wipfelmeer der Kirchturm von Großradisch. Im Osten blaut der Königshainer Hoch st ein, und weiter rechts wölbt sich der hellgrün üurchstickte dunkle Rücken des Baruthe r Schafberges, den wir dann noch aufsuchen wollen, aus der Niederung. So vermag uns der kleine unscheinbare Eisenberg hier mitten in der diluvialen Talaue von einst reger, nun längst erloschener vulkanischer Tätigkeit in unserer Heimat zu be richten, von einer Zeit, in der die Oberlausitz zeitweise Küstenlandschaft des sich nach Norden ausdehnenden Ter- tiärmeeres war. Ein warmes Klima muß damals bei uns geherrscht haben, wie etwa heute noch in den Mittelmeer ländern. Gewaltige Wälder von Sumpfzypressen, Birken, Erlen, Ulmen, Lorbeer- und Feigenbäumen u. a. m. grün ten hier. Seichte Seen, in die die Flüsse zeitweise große Mengen an Treibholz einschwemmten, durchsetzten das Land. So häuften sich hier und in den sumpfigen Waldmulden im Laufe von Jahrhunderttausenden — so wie die Pflanzen oben weiter wuchsen, starben sie nach unten ab — riesige Mengen an Holz, abgestorbenen Blättern, Zweigen und Früchten. Dann aber wurden diese Niesenwälder einmal durch große Überschwemmungen zu Boden gedrückt, unter Sanden, Tonen usw. begraben und unter völligem Abschluß von der Luft allmählich verkohlt. Dieser Vorgang wieder holte sich noch einige Male, entsprechend der Zahl überein anderliegender „Flöze". Heute heben wir diese „Braunkoh len" in großen Bergwerken, meist Tagebauen, wie im nahen Kleinsaubernitz, dessen Schlote herübergrüßen. — Allerdings liegen beide Vorgänge, Sie Eruption der Basalt- und Kling- steinlaven und die Bildung der Braunkohlen, zeitlich weit auseinander, denn die Braunkohlen z. B. des Zittauer Beckens überlagern diese Gesteine, müssen also später ent standen sein.