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Bloiten füp L^elmciikunöe^ji j ,—^.. ,, Mjnl RW Sonntag- 5. September 1920 Nr. 25 Erscheint aller Tage Z^i-ei^ags' Scstristleitung und Geschafkskkelle m'Reichenau.Sa. Fernsprecher Nr. 21S 1. Jahrgang r->. Gescbiohte, ^KuMAitepatul" Drucfu.Verlag.ÄlwinMarx(Jnh.OüoMarz') SüdlaussHer Nachrichten,Reichen«u7Sa. u nbenecliticzl'en vpnboren uiI,IMlII»IIII»III»IIIIl>IIIIIIIIIIIIIIII»I«IN^ Das Lautenband Wanderlied zur Lauts MMMNi»lUäü»Uää«PUÜÜU»MUPlM DIauss Dand an meiner Laute» Leuchtendes, geliebtes Dand, Das mir meine Herzenstraute Nus der Ferns hergsjandt, Daj) es mich zur Freude mahne, Weil wir Eins in Treue sind, — Hoch, wie eins Hosfnungssahno, Flatterst du im Frühlingswind. Linst an ihrem weiten Kleids Hast du Liebchen selbst geschmückt, Dis sie deine lichte Heide Sinnig-zart süc mich bestickt. Ihre anmutvollen Glieder Hast du leise einst berührt-. . . Wieder küss ich dich, und wieder, Wandre, wie von dir gesührt. Lied und Laute Iah ich Illingen Au der Vögel Hellem Lhor. Hoffend soll mein Her; sich schwingen Au des Himmels Glan; empor: Das) sich meinem Sang geselle Liebchens srische Stimme bald, Doppelklänge, srsudenhslle, 7 jubeln durch den ernsten Wald l Anna Dir, Zittau Das Erntefest in der Lausitz Danket dem Schiipscr und preist den Erhalter» Dessen Barmherzigkeit immer noch neu, Rühret die Harfe und spielet Psalter, Schmecket und sehet, wie freundlich er sei. Ziert die Altäre, Bringt ihm zur Ehre Liebliche Opfer des Lobes herbei. — W A eutc wollen wir wieder einmal unserer alten Lausitzer Muhme lauschen und hören, was sie uns vom Erntefest zu erzählen hat: In meiner Kindheit Tagen wurde das Erntefest ziem- lich kahl gefeiert, so berichtet sie, und hätten wir in der Schule einen Aussatz darüber machen müssen, so hätten wir nicht gewußt, was wir Hütten schreiben sollen. Da kam im vierten Vier tel des vorigen Jahrhunderts eine Änderung in das althergebrachte Einerlei. — ' Es war zwei Tage vor dem Erntefest. Ein wundervoller Sep^ tember-Abend. Der Mond schien silberhell und klar und erleuch tete zauberisch die ganze Gegend. Sein Licht fiel durch die Zweige der Obstbüume auf die Scheunentenne. Ein würziger Duft frisch geschnittenen Grummets erfüllte die Luft, die durch das geöffnete Scheunentor eindrang. Die Bäume konnten kaum die Last der vom Segen triefenden Aste tragen und ließen öfters einen ihrer süßen Früchte niederfallen. In dieser Märchenpracht saß Guste, die große Bauerstochter, auf der Tenne und wand Erntekränze. Sie sollten, mit einer schö nen Schleife versehen, im Hausflur aufgehängt werden, ein beson ders schöner aber wurde für die Kirche bestimmt. Er wurde so groß wie ein Erntewagenrad. Bon allen Feldfrüchten wurden kleine Büschel zusammengebundcn und diese, von lauter verschiedenen Ähren umgeben, zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Der schönste Kranz wurde an die Kanzel gehängt. Wenn sich auch noch andere Mädchen um das Schmücken der Kirche bemühten, so sollte doch derjenige von Guste der schönste sein. — Die Blumen, die um sie her lagen, gelbe Königskerzen, gelbe Ringelblumen oder Iägerblumen genannt, weiße Astern und viele mehr, leuchteten im Mondschein, als wollten sie mit ihren kleinen Gesichtern bittend sagen: „Nimm mich auch mit, wir wollen auch so gern Gottes Ruhm verkünden." Plötzlich warf jemand eine rote Aster nach Gustes Kopf. Natür lich war es Wilhelm, der Nachbarssohn, der es nicht übers Herz bringen konnte, Guste zuzusehen und sie zu necken. Konnte sie es sonst schon garnicht leiden, wenn ihr jemand bei der Arbeit zusah, so am wenigsten heute, wo sie so viel zu tun hatte. Die Kränze mußten sobald als möglich fertig werden, denn dann sollte noch zum Kuchenbacken vorbereitet werden. Es war ja nur noch ein Tag bis zum Erntefest, und wieviel gab es da noch Arbeit für eine Bauersfrau. Sie hatte frühzeitig ihre Mutter verloren und führte dem Baler nun die ganze Wirtschaft. „Ah — wenn gute Reden sie begleiten, so geht die Arbeit munter fort," hörte Guste da aus einmal eine andere Männerstimme sagen. „Nun kommt der auch noch," dachte sie, dieser freute sie noch weniger. Es war der Fremde, ein Biel gereister, der heute abend um Nachtquartier im Gutshofe gebeten hatte. Er konnte sich an dem hübschen Bilde, das er für einen Maler als ein recht geeignetes Modell hielt, nicht satt sehen. Guste hatte ein buntgeblumtes Kopftuch um das rotwangige, hübsche Gesicht geschlungen, darunter sich blonde Löckchen hervor schlängelten, die Ärmel raufgestriffelt, sodaß man die schönen, starken, etwas gebräunten Arme sehen konnte, und die fleißigen Hände, die die Spuren vieler, schwerer Arbeit erkennen ließen, die ihr aber nur zur Zierde gereichten. Als sie nun einen Büschel gol dener Ähren aufhob, hätte man sie mit Ruth vergleichen können,