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andern Straßenseite gelegene Kellerhäuschen. In der Mönchszeit diente es zunächst dem müden Wanderer als Hospiz. Später machte man eine Kapelle und zuletzt eine Wohnung mit Keller daraus. Es besitzt, von dem erneuerten Türstock abgesehen, noch in unfern Tagen vollständig seine ursprüngliche Gestalt. Bunt und wechselvoll sind die Schicksale des Berges und der Gemeinde im Laufe der Jahrhunderte. Dreimal, nämlich in den Jahren 1420, 1429 und 1467, brausten gewaltige Hussitenstürme darüber hinweg, um die auf dem Berae verwahrten Prager Kirchenschätze zu gewinnen. Aber jede Brandung zerbrach an den festen Mauern der Burg. Was indessen keine Waffengewalt vermochte, vollzog sich infolge der lutherischen Reformation von selbst: im November 1532 wandten sich mehr als 20 Mönche von dannen, dem neuen Glauben zu. 1546 verließ auch der letzte Prior Christoph Ottomann den Berg und die Stätte seiner Lebensarbeit, um im Zittauer Klosterhof seine letzten Tage zu verbringen. Der Oybin wurde noch einmal Rittersitz und ging im Jahre 1570 schließlich aus den Händen des Kaisers für 60000 Taler in den Besitz der Stadt Zittau über. Am 24. April 1577 fuhr der verhängnisvolle Blitz in den Berg, der das Zer- störunaswerk beaann. Man hatte das Kloster zum Sitze gegen reformatorischer Bestrebungen machen wollen. Die Zittauer be trachteten daher den zündenden Strahl als eine Art Gottesurteil und wehrten dem wütenden Brande nicht, der nach Wochen die im Turm gelagerten Pulvervorräte derStadt erreichte und nun un übersehbare Verheerungen anrichtete. Die allgemeineVerwüstung wurde durch den bereits erwähnten Felssturz vom Jahre 1681 noch vergrößert. Im 30jährigen Kriege gewährte der auch da mals noch uneinnehmbare Berg den umwohnenden Landleuten wiederholt Sckutz und Sicherheit, bis dann im Jahre 1707 ein nochmaliger größerer Brand die Zerstörung vollendete. Alle stürmischen Zeitläufe, denen die Südlausitz und die Zittauer Pflege im Laufe der Jahrhunderte ausgesetzt waren, sind auch an dem Berge und dem friedlichen Oybiner Tale nicht spurlos vorübergegangen. Ganz besondere Heimsuchungen aber hatten der 7 jährige Krieg und die napoleonischen Zeiten im Ge folge. Unübersehbare Heereszüge haben ihren Weg über die Grenze bei Lückendorf und Oybin genommen. Im bayrischen Erbfolgekrieg schlugen Preußen und Sachsen beim Kammloch die Österreicher und nahmen ihnen mehrere Tausend Gefangene ab. 1813 überschritt der Korse mit dem Poniatowskyschen Heere die Grenze. Nur einem Zufall hatte er es zu danken, daß der am Einsiedel auf ihn im Anschlag liegende Forstgehilfe Knirsch nicht mit tödlichem Blei seinem Abenteurerleben schon damals ein Ende bereitete. Im preußisch-österreichischen Kriege 1866 erlitt das Dorf mancherlei Einguartierungsdrangsal, ohne indessen ernstlichen Schaden zu nehmen. Dann sah das friedliche Tal ein halbes Jahrhundert lang keine Feinde mehr. Gewaltige Scharen strömen noch immer alljährlich herbei. Aber sie kommen nicht mit bösen Hintergedanken, sondern sie pilgern erholungs- und aufrichtungsbedürftig zu einem Heiligtum voll echter Weihe, zu einem Wahrzeichen unvergäng lich schöner deutscher Heimaterde. Möge ihm sein Gottesfrieden für alle Zeit erhalten bleiben! Bruno Reichard. Landeskrone—Liebenstein—Seidenberg Von Richard Blasius ie Landeskrone trug früher auf der höheren von ihren zwei Kuppen eine feste Burg, deren letzten Überreste allerdings heute längst nicht mehr sichtbar sind. Aber auf einem Bilde aus dem 15. Jahrhundert ist ihre einstige Bauart noch deutlich sichtbar. Nach Nordosten erhob sich ein starker Turm, nicht weit davon eine Kapelle und ein Wohngebäude. Umgeben ward dies alles von einer festen Ringmauer. Außerhalb dieser Mauer, ungefähr dreißig Schritt tiefer, stand auf einem kleinen Plateau ein Meierhof. Die niedrigere, aber dafür um so steilere Kuppe des Berges, nach Süden gelegen, trug ebenfalls zwei Gebäude und äuf^ ihrer Nordseite einen Wachtturm. Unsichrer Art sind die Nachrichten, daß schon unter Heinrich I. auf der Landeskrone ein starkes Schloß gestanden habe, dessen Vogt die unruhigen Wenden im Zaune habe halten müssen. Im 11. Jahrhundert soll es bereits zerstört, aber von Seifried, einem Sohne Wratislaus, wieder aufgerichtet worden sein und 1151 dem Markgrafen von Meißen aehört haben. Der-Name stammt von dem im Rheinlande heimischen alten Geschlechte von Landskron. In einer Lausitzer Urkunde von 1213 wird das erste Mal dieses Geschlecht in einem Gerlach von Landskronerwähnt. 1222 schenkte LhristianusLongusdeLands kron den Zehnten seines Gutes Bork her St. Georgkapelle auf der Bautzner Ortenburg. Weiter sind noch bekannt aus den vierziger Jahren des 13. Jahrhunderts Willrich und Otto und später Peter und Friedrich von Landskron. Sichre Kunde vom Bestehen der Burg haben wir erst aus dem Jahre 1268, als sich die Markgrafen von Brandenburg, Otto und Hermann, in die Budissiner und Görlitzer Lande teilten, wobei die Landeskrone zur Stadt Görlitz kam. Die von Landeskron werden als ruhiges, friedliebendes Ge schlecht genannt, was aber keinen Bezug hat auf spätere Zeiten, in denen es verarmt war, denn 1428 war ein Hans von Lands kron als Spießgesell des Raubritters Knabebans und der Wege- lagererPetsch von Grödis und Anthonius undSbern von Langenau bekannt, der bei Tuch- und Pferderäubereien in der Gegend von Bautzen, Reichenbach und Bernstadt beteiligt war. 1357 muß das Schloß aber schon unter der Oberlehnsherrschaft des Königs von Böhmen gestanden haben, da Karl IV. im ge nannten Jahre den Friedrich von Bieberstein damit belehnte, der außerdem noch die Herrschaften Friedland, Sorau, Gramschütz bei Glogau und Besikunaen im Freistädtischen und Lieanitzer Gebiet sein nannte. Mit Görlitz, das durch Beitritt zum Sechs städtebund zu Macht und Ansehen gelangt war, lag er stets in Streit, bis er 1360 starb. Schon 1349 befehdete Nitsche von Rackwitz, ein Vasall Bieber steins, die Stadt und wurde von den Bürgern bis Friedland verfolgt. Auf dem Heimritt trafen sie in Tauchritz Bieberstein und schlossen mit ihm einen Landfrieden. Als aber später Bieber stein dieselben Görlitzer in Friedland traf, kam es zu blutigem Streits in dem mehrere Bürger fielen. Görlitz ließ sich aber die Ahndung so angelegen sein, daß Bieberstein sich um 200 Schock den Frieden zu erkaufen gezwungen sah. 1380 werden drei Töchter eines Gottfried von Landskron er wähnt, Elsa, Zille und Aleyd, die in einem ihnen gehörigen Hause in Görlitz wohnten. 1397 gab Hans von Bieberstein die Burg einem Sander von Hohenberg, später einem Herrn von Gersdorf als Lehn. Letzterer aber, stets in Geldverlegenheiten, verkaufte sie an einen von Kottwitz, dem dann Vinzenz Heller auf Sercha folgte. Als 1414 Hans von Bieberstein starb, setzten seine Söhne wieder Unterlehnsleute auf die Landeskrone, die sich aber durch Wegc- lagerei sehr unrühmlich auszeichneten, weswegen die Görlitzer 1422 die Burg stürmten und eroberten. Aber unter dem neuen Vasallen derer von Bieberstein, Heinrich von Uechtritz, griffen dieselben Mißstände wieder Platz. Auf neue Rüstungen der Görlitzer hin wirkte sich Ulrich von-Biebcrstein einen vierzehn tägigen Frieden aus. Görlitz erwog den P'an ernstlich, die Burg Landeskrone um des Friedens willen zu kaufen, was Bieberstein auch ganz gern gesehen hätte. Doch schon zwei Jahre später setzten sich die Bürger mit Gewalt in den Besitz der Burg und ließen den Hauptmann Jerusalem Becherer darauf. 1437 verkaufte Bieberstein die Burg sowie die Dörfer Kunner witz, Neundorf, Klein-Biesnitz an Heinz v. Promnitz, der sie an Herzog Hans von Sagan abtrat. Der Saganer vertrieb nun so fort die Görlitzer Besatzung, besetzte die Landeskrone und be festigte sie aufs neue, da sie sehr verfallen war. Obwohl Hans von Sagan früher ein Freund der Stadt Görlitz gewesen war, forderte jetzt sein Übermut von den Bürgern gar die Verprovian tierung der Burg. Am meisten aufgebracht wurden die Görlitzer, als der Herzog die Hälfte der Burg ihrem und der Lausitz schlimmsten Feind, Siegmund von Wartenberg, einräumen wollte. (Der Grund zu Wartenbergs Feindschaft ist aus dem früheren Artikel „Grafenstein" zu ersehen.)