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Nr. 29 Gberlaufltzer Heimatzeitung 351 zwischen den Asten hindurchscheint, wähnen wir uns in einem Märchenwalde. Die Bäume haben weiße Mäntel angezoaen. Die Aste hängen schwerbeladen und drohen zu brechen. Man erkennt sie kaum mehr als Bäume. Don unten bis oben dicht mit Anraum bekleidet, gleichen sie riesigen Zuckerhüten. Aber hinter den dicken Schneewänden, die auf und an den Bäumen lehnen, ist es still und warm und geschützt vorm lötenden Nacht hauch. Dort hat das Häslein sein Winterquartier aufqeschlagen. Und richtig, dort entwischt cs über den Weg, unser Tritt hat es ausgescheucht. Doch was ist das? Ein feiner Dust von frischen Semmeln fliegt über den Weg. Ach, da haben wir des Rätsels Lösung. Die Semmelfrau trägt im bauchigen Tragkorbe Neu- backenes zu Vater Kalauch. Wir gesellen uns ihr zu und im Gespräch mit ihr erreichen wir bald den Gipfel. Don hier ge- nießen wir einen schönen Blick. Durch auslanaende Buckenäste schauen wir den Hochstein. Ober die weißen Wipfel der Bäume hinweg gewahren wir weiter östlich den Löbauer Berg. Wir steigen abwärts ins Cunewalder Tal Dort liegt ein ganz ver- schwiegenes Plätzchen: das kleine Klipphausen. Wohl scheues viele liegen, wenige aber nur suchen es aus. Und doch, welch reizende Landschaftsbilder erschließt uns der stille Ort. Wir ge nießen von hier aus die herrlichen Ausschnitte aus der heimat lichen Landschaft und steigen zum Bieleboh, dem ungleich freund licheren Nachbar des „Schwarzen Gottes", an. Im Westen ver schwindet die Sonne und prägt uns das große Schweigen ein, das em Abend über der winterlichen Landschaft liegt. Aus blickend sehen wir im Süden die vielen gewerbfleißigen Dörfer liegen. Die Häuser klettern die Berghänge hinan, Feldstreifcn zwängen sich dazwischen, Landstraßen verbinden die Dörfer mit einander. Wir können es uns nicht anders denken, als daß dort, wo man am Tage rüstig geschafft hat, man auch am Abend fröhlich ist. Nun eine zweite Wanderung ins Zittauer Gebirge! Wir mögen kommen, von welcher Seite wir wollen, überall bereitet uns das Zittauer Gebirge einen herrlichen Eindruck zum Empfang. Die Berge rücken eng zusammen und schaffen einen Kessel, in dem die Perle des Zittauer Gebirges liegt: Oybin. Überall schaffen die Berge einen malerischen Hintergrund. Wir wollten heute noch den Hochwald besteigen, aber er hüllt sein Haupt eben in gefahrdrohende Schneswolken, sodaß wir es vor- ziehen, noch im Dorfe zu verweilen, erschließt uns doch gerade dieses so unzählige Reize. Wir gehen an dem alten Dorkkirch- lein vorbei. Eden verläßt ein Brautzug die niedrige Pforte. Die Türen stehen geöffnet und wir treten in dos schmucke Gottes haus. Es ist alte, wertvolle Heimatknnst, die hier zn uns spricht. Ein echtes Dorfkirchlein ists, daß auch seinen Ade! hat, denn eine Generation auf die andere ist hier zum Aitor geschritten. Nun kommen wir durch dos alte Tor zur Burg Oybin. Ihre Ruinen gehören zu den schönsten im ganzen Lausitzer Land. Wir betreten den Echloßhof. Freilich, „wohl die Ritter sind ver- schwunden," und auch die Mönche in ihren langen Kutten gehen hier nicht mehr einher. Still ist es im Winter hier oben. Die Klosterkirche bietet ein mächtiges Bild. Es war nicht leicht, an solcher Stelle einen so gigantischen Bau auszuführen, er mußte an die Felswände angebout werden. Das alte Ritterhaus zei^t uns seine große dunkle Wand, aber wie schön: mitten drin liegt aus den Fenstersimsen der feinkörnige Schnee in weichen Kiffen! Der Ringweg um den Oybin erschließt uns selten schöne wilder. Die Blicke durch die mächtig verwitterten Kiefern nack Oybin hinunter oder nach Hain hinauf sind von fesselnder Kraft Aber ein scharfer Wind weht vom Hochwald herüber. Wir müssen Unterschlupf suchen in einem der kleinen Häuschen, die im Schnee am Wege liegen. Wir geraten zufällig in eine der alten schönen Weber stuben hinein. Warm und wohlig ist es drinnen unter der nied- rtgen Balkendecke. Der Alte, hemdärmelig, mit weißem Haar, sitzt am Webstuhl. Er läßt sich bei seiner Arbeit durch die Ein tretenden nicht stören und arbeitet fleißig weiter. Fleißig war er bis in sein hohes Alter hinein und nicht reichlich war der Lohn. Allmählich verzieht sich das Wetter und wir treten wieder hinaus. Bor unseren Blicken dehnt sich Böhmen, das verboiene Land. Der Siowak hält strenge Wacht; warum, das können wir nicht ergründen. Natur und Menschen hüben und drüben die gleichen, nur willkürlich hat man sie getrennt. Der Himmel ist heute tiefblau. Mit dem Weiß der Land- schäft und dem Grün der Wälder drin gibt dos eine prächtige Farbenharmonie. Wir wandern die breite Straße, sie ist gerade im Winter schön. Die Sonne vergoldet ihre Spur. Höher stei gend, kommen wir in das Gebiet des Rauhreiks. Hier schauen wir Spuren der Not unserer Waldtiere. Da ist am Brombeer- strouche genagt, hier ist ein Heidekraut herausgescharrt. Wir haben Glück: ein Auerhahn fliegt mit Gepolter vor uns auf. Immer lichter wird der Wald. Durch die Stämme hindurch sehen wir auf dis freundlichen Orte vor uns. Wir stehen allein aus der Höhe droben und sehen mit Freude, wie sich die kleinen Hütten aneinanderkusckeln, als wollte eine an der andern Schutz suchen. Bis zur Lausche geht der Blick hinüber. Was wir bisher im einzelnen gelchaut, hier sehen wir es noch einmal zusammengefaßt im weiten Rahmen. Auf dem Hochwaldgipfel ist des Winters Zauberreich. Merkwürdige Schnee- und Eisbildungen wie sonst niruends sehen wir hier. Das Gasthaus bietet warme Unter kunft und wenn wir noch nicht genug der Winterpracht genoffen haben, setzen wir uns an eins der weiten Fenster und lassen den Blick ins Land schweifen. Dann steigen wir ab nach Lückendorf. Schau da, den Alten mit dem Korbe! Heimwärts! Auch wir wandern heimwärts. Schon grüßen die Türme der lieben Heimat stadt in der Ferne. Nicht lange, und wir sitzen wieder daheim im stillen Zimmer. Schon mitten in der Winterlandschaft grüßen die ersten Frühlingszeichen. Wenn dann die linden Lüste w'eder wehen und die Blumen aus dem helleuchtenden Grase hervorsprießen, dann wollen wir wieder hinausziehen in die schöne Heimat. Und wenn sie uns dann zu Herzen spricht in ihrer Kraft und ihrer Schönheit, in ihrer Schlichtheit und erhabenen Größe, dann wollen wir dem Schöpfer danken, daß er uns die schweren Kriegs jahre hindurch die Heimat unversehrt erhalten hat. Denn: Heimatland, du bist der Erde schönster Raum. Otta Flö ssel-Bautzen. Warum? Heut geh ich am alten Graben, Wo dis mächtigen Buchen stehn. Die rotgoldne Blätter jetzt haben, So schön hab ich nie sie gejshn. And ihr Leuchten liegt auf den Wegen And die Lust ist jo klar und so rein, So still schier im reisenden Segen And köstlich im Herbstsonnsnschein. And leuchtend dis Blätter verwehen, Sie fallen zur Erde jo lind. And zwei Menschen vorübergshsn, And der Alts, Gebückte ist blind! Elisabeth Steude Kunstausstellung in der Höheren Webschule zu Zittau. ie aus dem Anzeigenteil dieser Nummer ersichtlich ist, veranstaltet der Künstlerbund Isar-München !m Zusammenwirken mit der Vereinigung Zittauer Kunstfreunde in den Ausstellungsräumen der Höheren Webschule zu Zittau vom 3l. Oktober bis mit 14. November eine Kunstausstellung von Originalwerken bedeutender in München schaffender Künstler ohne Unterschied der Richtung mit dem Zwecke, nicht nur dem Kunstlu bhaber Genuß zn verschaffen, sondern auch dem unserem Kunstlcben fernstehenden Laien malerisches Sehen zu ver mitteln und ihn für die Kunst zu begeistern. Durch Vorträge und Führungen soll das Publikum in engere Fühlung mil dem aus stellenden Künstler gebracht werden. Namen wie Geh Hosrat von Marr, Professor Gaißer, Professor Gräßel, Professor Liebermann, L. A.Korthaus, Professor Schramm-Zittau bürgen wohl für ein ein wandfreies Ereignis. Die Ausstellung wird kommenden Sonntag, den 3l. Oktober, Il'/r Uhr vormittaos, feierlich eröffnet. Mir Kaufen zurück die Nummern 1, 7, 9,10,11,12 und 27. Geschäftsstelle der Gberlausitzer Heimatzeitung, L?eichsnau,Ga.