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vollständigen die vorgeschichtliche Ausbeute. Ziehen wir noch die beiden Eteinwälle in Betracht, die am Eingang und kurz vor dem Waldlheater das ganze Hausgrundgelänüe abgeschlossen haben, so müssen wir zu der Ansicttt kommen, daß der Oybin ein ganz besonderes Heiligtum unserer Vorfahren gewesen ist. Vielleicht hat noch eine Priesterschar das Tal bewohnt, nachdem die Mehr zahl der Volksgenossen bereits von der Völkerwanderung hinweg gespült war. Allmählich mögen sie ausgestorben oder den voraus gezogenen Geführten gefolgt sein und den Anlaß zur Sage vom Ametsenderg gegeben haben. Inden vier bis fünf Jahrhunderten der Sorbenvesieoelung scheint die ganze riesige Bergfestung des Oybiner Tales von den neuen Einwanderern scheu gemieden worden zu sein. Tatsächlich sind unsere Berge erst um das Jahr 1250 gelegentlich einer Bärenjagd durch die Leute des böhmischen Grafen Qualo von der Leippe wiederentdeckt worden. Der Ge nannte errichtete eine kleine Burg auf dem heutigen Raubschloß- felsen, die aber bald verödete. Dann belegten sie die Herren vom Zittauer Burgberg mit Beschlag und setzten sie unter Vornahme von Erweiterungsbauten instand. Johann von Guben sagt 80 Jahre später von ihnen, daß sie die ersten Räuber des Gaues ge wesen feien. Wir dürfen annehmen, daß der Gau Zagost, die heutige Südlausitz, um das Jayr 1200 von Westen her durch Germanen wieder besiedelt worden ist. Als die neuen Herren auf dem Oybin ihr Wegelagererhand werk zu ungeniert betrieben, legten sich die Zittauer ins Mittel und zerstörten das feste Haus. Im Jahre 1312 bestanden Heinrich der Eiserne und die mit ihm verbündeten Zittauer ein erfolg reiches Gefecht gegen die Mannen des faulen Wenzel, nachdem diese Herwigsdors angezündet hatten. Vier Jahre später wurde die zum Schutze gegen oie feindlichen Nachbarn, besonders die Herren von Lamverg, erneuerte und wesentlich erweiterte Burg eingeweihl. Hieran erinnert noch heute ein Wappen im Burghofe, dessen Jahreszahl allerdings nur noch schwer erkennbar ist. Die eingesetzten Burghauptleuie sollten die Straße Zittau—Leipa— Prag sichern, sanden aber den Straßenraub lohnender. Um sie nicht persönlich zur Rechenschaft ziehen zu müssen, vertauschte der Lehnsyerr das Zittauer Gebiet mit Oybin und Rohnau gegen Besitztümer in Mähren. Der Oybin fiel der Reihe nach an die Krone Böhmen, an Herzog Heinrich von Jauer, an die Herren von Radeberg und wurde eins der gefürchtetsten Räubernester. Erst der spätere KaisecKarl IV. schaffte, nachdem er den böhmischen Thron bestiegen hatte, Wandel. Er nötigte den letzten Raubritter vom Oybin, oen Herrn von Michelsberg, mit freundlichem Nach druck aus seinem Schlupfwinkel heraus. Hierauf erneuerte er die Befestigung und erweiterte sie gleichzeitig wesentlich. Die angeb liche Zerstörung der Burg durch den Kaiser bestritt der Vor tragende mit dem Hinweis, daß nach der Angabe Johanns von Guven die Burg im Jahre 1303 das genau gleiche Bild zeigte wie 1316. Es ist möglicherweise eine Verwechslung mit der Tat sache, daß in diesen Jahren die Burgen Tollenstein, Schönbuch und Kirschau der Vernichtung anheimfielen. Der Oybin wurde vielmehr wie Rohnau, Karlssried und Mühlstein eine kaiserliche Schutzburg zur Sicherung der Berkehrsstratzen. Im Jahre 1364 errichieteKarlIV. das bekannteKaiserhaus, dessen eineUmfassungs- mauer noch heute einem Teile der Oybinruinen ihr charakteristisches Gepräge verleiht. Es wird behauptet, daß sich der Kaiser hier einen friedlichen Ruhesitz für seine letzten Lebensjahre schaffen wollte. Sein verhältnismäßig früher Tod (1378) hat, höchstwahr- fcheintich zum Schaden des Berges, diese Absicht vereitelt. Die für damalige Verhältnisse als uneinnehmbar geltende Burg hat nur einen Hauptzu'gang gehabt. Er ist noch heute vorhanden und führt an der Lehne des Schuppenberges entlang zur Ritter brücke, die aber mit Aufzugsvorrichtung versehen war. Wo sie den nördlichen Rand der Schlucht erreicht, an der Stelle, wo die beiden aus dem Hausgrunde und vom Dorfe heraufführenden Fußwege Zusammentreffen, muß bereits ein heule vollständig ver schwundenes — das dritte und unterste — Burgtor gestanden haben. Jedenfalls ist es behufs Verwendung beim Bau des Dorfkirchleins zum Abbruch gekommen. Das heutige untere, ur- i sprünglich zweite Burgtor ist in rein gotischer Bauart gehalten gewesen, aber im Jahre 1824 mit Ziegelsteinen ausgemauert ! worden. Hieran schließt sich der untere Burghof, der die aus dem Felsen herausgearbeiteten Ställe und das Wachthäuschen enthielt. Cs folgt dann die Burgpförlnerei. Sie wird im Bolksmunde noch heute als das Schneiderstübchen bezeichnet. Sie soll zur Mönchszeit einem Bruder zugeteilt gewesen sein, derben Psörtner- dienst versah und gleichzeitig sich als Bekleidungskünstler be tätigte. Weiterhin gelangen wir zu dem wundervollen oberen Burgtor, erblicken zur Linken den ehemaligen Burgzwinger und betreten nunmehr den damals mit Steinftiesen belegten oberen Burghof, um den sich die Kemenate (das Frauenhaus), der runde Pulverlurm, der Rtttersaal, das Kaiserhaus und mehrere Wirt schaftsgebäude gruppierten. Im Jahre 1681 lösten sich von den oberen Felsen gewaltige Steinmassen ab. Sie zerstörten im Ab sturz einen Teil der damals noch unversehrten Baulichkeiten und verschütteten die Kellergewölbe. Ein gewaltiger Teil der Trümmer ist damals in den Hausgrund gefallen, ein anderer als wüstes Durcheinander auf dem Burghof liegen geblieben. Vermutlich ist bei dieser Gelegenheit so manches wertvolle Wahrzeichen aus früherer Zeit unter dem Schutt begraben worden und harrt wie Pompeji und Herkulanum der Auferstehung. Nach der Meinung des Vortragenden würde es sich sehr wohl verlohnen, wenn von berufenen Händen planmäßige Ausgrabungsarbeilen in die Wege geleitet würden. Aber außer dieser ausgedehnten Befestigungsanlage ist auf den oberen Felsen noch eine zweite Burg vorhanden gewesen, die mit der unteren in Verbindung stand, aber so schwer zugänglich war, daß sie als schlechthin uneinnehmbare letzte Zuflucht diente. Der Wasserbeschaffung für die Besatzung diente eine umfang reiche und sehr zweckmäßige besondere Anlage. Sie bestand aus der bekannten Zisterne und einem im Lause der Jahrhunderte verschütteten Brunnen. Ein ausgedehntes Röhrennetz verband die einzelnen Gebäude mit ihren Wohn- und Wirtschaflsräumen. Der Bau des Klosters wurde im Jahre 1366 vom Kaiser Karl in Angriff genommen! doch erlebte er die Fertigstellung, die 18 volle Jahre in Anspruch nahm, nicht mehr. Die Zittauer Bürger schaft wurde zu recht umfangreichen Leistungen herangezogen, und es ergaben sich wiederholt ernstliche Reibungen zwischen dem Magistrat und den zur Belegung des Kiosters herbeigerufenen landfremden Cölestinermönchen. Ganz besondere Pracht zeigte die Ktosterkirche. Ihr Hauptschiff läßt sie noch heule ahnen. Bon dem einstigen hallenanigen Vorbau ist nicht mehr viel vor handen. Bon den vier Settenkapellen ist die hinlersttverhällnis- mäßig am besten erhallen. Sie sollte zunächst dem Kaiser als persönliche Andachlsstätte dienen, fand aber dann später Ver wendung als Sakristei. Der aus dem Felsen herausgeschlagene Gang ist erst viel spater entstanden und wurde erst 1515 vollendet. Er hatte den doppelten Zweck, die Austrocknung der Kirchen mauern und eine notwendige Verbesserung der Klangwirkung herbeizuführen. Das Kloster wurde zunächst von 6, später von 12, schließlich von 30—40 Mönchen bewohnt. Die Eölestiner zeichneten sich durch außerordentliche Gelehrsamkeit aus, hatten eine ungemein reichhaltige und wertvolle Bücherei angelegt und erfreuten sich allgemein höchster Wertschätzung. Das Kloster gelangte auch zu bemerkenswertem Wohlstand: ihm gehörten bedeutende Liegen schaften in Herwigsdors, Olbersdorf, Drausendorf, Oderwitz und Jonsdorf. Das Dorf Oybin ist erst in einer viel späteren Zeit entstanden. Aus der Mönchszeit stammen nachweisbar lediglich die Teufels mühle (die „Muhle am Einsiedel"), die benachbarte Einsiedler hütte und der am Fuße des-Berges gelegene Meierhof, der gleichzeitig den Förster und den Teichwarter beherbergte. Don ihm ist nur noch ein Teil der Umfassungsmauern vorhanden. Er lag an der Stelle, wo sich in unfern Tagen Klosteryos und Klosterkeller, die Bäckerei von Stelzer, das Glöcknerhaus und die Fleischerei von Augustin befinden, also dem Adlersryen Kur haus gegenüber. Die Meierei fiel dreimal dem Ansturm der Hussiten zum Opfer, erstand jedoch jedesmal wie der Phönix aus der Asche. Das älteste Gebäude des heutigen Dorfes ist jedenfalls der Kretscham, der aber unter verschiedenen Kriege- rischen Stürmen schwer gelitten Hal und im wesentlichen mehrfach erneuert werden mutzte. Ein Baudenkmal aus der ältesten Zeit jedoch und deshalb von besonderer Bedeutung ist das auf der