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v?nbo^kn Erscheint ailee Acigi» Anei'/ags' 1tnt>enechrigtel' ttiactz ö« BlQii-Sp fün Heimatkunde Druci^ ri.Verlag.Alwin Marx' (Jnl).OiioMarz') Südlaufstzer Na<chrlcl7ien,Reicl)enau, Sc». Schriftleitung und Geschastsstelle in Reichenau,Sa. AernspneehsrNi-.2iA Gesek) iehte, ^Ku nst ^ikepatup' 1. Jahrgang Sonntag, den 2. November 1919 > 2ir. 3 Max Arthur Stremel - 31. Oktober werden es sechzig Jahre her sein, in der Weberstraße zu Zittau im Hause des Kaufmanns Noack (jetzt Nr. 14) dem Advokaten WMM lind Notar Ferdinand Stremel und seiner Ehefrau Clementine geb. Seidel ein Sohn geboren wurde, der in der Taufe die Namen Mar Arthur empfing. Einer alteingesessenen Zittauer Familie entstammend, hatte Ferdinand Stremel schon im Sturmjahre 48 sich kommunal-politisch betätigt (eine Zeitlang war er auch Stadtverordnetenvorsteher) und war als Deputierter mit nach Dresden gereist, um die Stadt „bei den Ständen" zu vertreten. (Der Deputation wurde von den inzwischen ein gerückten preußischen Truppen ein unsanfter Empfang be reitet.) Später sah er in Bismarcks Werk seinen Traum von der deutschen Einheit in Erfüllung gehen und schickte seinen Sohn, als dieser die Bürgerschule und die unteren Gymnasialklassen besucht hatte, nach Dresden in das Ka dettenkorps. Der junge Ma; Arthur zog es jedoch, als er nach des Vaters Tode dort die Abgangsprüfung bestanden hatte, vor, einer alten Neigung folgend, sich der Kunst zu widmen und Maler zu werden. Die Mutter, die noch bis zu ihrem Tode die vielen kleinen Zeichnungen aus der Kinderzeit des Sohnes verwahrte, war bald für den Plan gewonnen, und der Vormund erlag der vereinten Überredung. So ging denn 1877 die Reise nach München, wohin ihm noch'im gleichen Jahre die Mutter folgte. 2n der Kunststadt an der Isar, wo damals Lenbach, Diez und Löfftz den Ton angaben, ließ Stremel zunächst den üblichen Akademie unterricht (Antiken-, Natur-Klasse) über sich ergehen. Im Jahre 1879 lernte er hier Fritz v. Uhde kennen, der damals die Offizierslaufbahn quittierte, um Maler zu werden. Mit ihm blieb Stremel in langjähriger Freundschaft verbunden, und als W. v. Diez, die Leuchte der Akademie, Uhdes Aus nahme verweigerte, bedurfte es nur geringer Überredung, um Stremel zu bewegen, mit dem neugewonnenen Freunde nach Paris zu gehen (1879), wo Munkacsg, den Uhde be reits kannte, junge Talente aller Nationalitäten um sich versammelte. Hier, bei Munkacsy, lernte Stremel eigentlich das Malen; freilich weniger durch Anleitung des Meisters, als auf eigene Hand und kopierend vor den Rembrandt- werken des Louvre. Natürlich machte auch die zeitgenössische Moderne ihren Einfluß geltend, Corot zumal, wenn auch - ein Zittauer Künstler mehr in seinen figürlichen Sachen als in seinen Landschaften. Jeder Sommer führte den jungen Maler nach Holland in die Galerien des Haag, ins Rgks-Museum nach Amsterdam. Hier lernte er die Meisterwerke des Delfter Vermeer kennen, die ihm zum eigentlichen großen Erlebnis dieser Lehrzeit wurden und denen noch heute seine Liebe und Bewunderung gehört. Daneben fand sein Naturstudium in den kleinen Dörfern, wo er bis in den Spätherbst verweilte, die zu sagenden Gegenstände. Dieses sorglose Dasein ging zu Ende, als die Mutter durch einen Münchner Bankier eine beträcht liche Vermögenscinbuße erlitt. Eine Zeit harter Entbehrung begann. Aber die Versuchung, dem hohen Ziele abtrünnig zu werden, wurde überstanden, und die Ausstellung im „Salon" brachte dem jungen Deutschen den ermutigenden Erfolg und den Verkauf eines der in Holland entstandenen Bilder nach Amerika. Im Jahre 1887 kehrte Stremel nach München zurück, malte viel in Dachau und stellte in der Münchner „Internationalen" aus. Aber das Gefühl, die innerste Ausdrucksform noch nicht gefunden zu haben, ließ ihn an dem Münchner Kunstgetriebe kein Genügen finden. So übersiedelte er denn — seit 1889 mit Elisabeth v. Liebig verheiratet — im Jahre 1890 nach Knocke sur mer — da mals noch ein kleines belgisches Dünendörfchen — an der holländischen Grenze, nicht weit von den bewunderten Werken Vermeers van Delft. Hier, wo er — von kurzen Reisen nach den holländischen Galerien abgesehen — sechs Jahre Sommer und Winter verbrachte, fand er in innigster Fühlung mit der Natur sich selbst. Immer bedeutsamer wurde ihm die Kunst Vermeers, in dessen Gemälden er alles vereinigt sand, was er als Erfordernis zeitloser Größe eines Malwerkes erkannt hatte: blühende Farbe, Ton, Impression, Expression, Kraft und Weichheit, erlesenen Geschmack und Vollendung im künstlerischen Sinne. All das aus unserem Zeitgefühl heraus selber zu geben, war ihm das Ziel, für das er nun seine ganze Kraft einsetzte. Die erste Ausstellung seiner neuen Arbeiten bei Gurlitt in Berlin (1892) brachte dem jungen Meister zunächst mehr Hohn als Erfolg. Aber maßgebende Kreise wurden ^doch aufmerksam, und bald darauf erging an Stremel die Aufforderung, als einziger Deutscher die Ausstellung im Salon der Libre Esthetique in Brüssel zu beschicken. (Dieser Salon ladet jedes Jahr nur einige dreißig Künstler ein, deren Ausdruckswetse persönlich