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„Wenn ich unterschreiben soll, muh ich mich vorerst überzeugen können, wie die Fremdwörter zu deutsch heißen." So kam es, daß der Herr Aktuar zum Vorlesen des Schriftstücks beinahe eine Stunde brauchte. Es könnte nichts schaden, wenn in unserer Zeit das Vogel- michelsche Verfahren hier und darecht oft in Anwendung gebracht würde. 2. Mau rermeister König Ein anderes Original aus späterer Zeit war der Maurermeister König. Er verübte viele tolle Streiche. Einersei hier wiedergegeben. Obwohl König in Großröhrsdorf seßhaft war, gehörte er doch der Stolpener Schützengildc als Mitglied an. Einmal war er in Stolpen zum Jahrmarkt gewesen und hatte einige Tüten Pfeffer nüsse gekauft. Auf dem Heimweg bettelte ihn eine Schar Kinder an. „Ohne Mühe sollt ihr sie nicht haben", sagte König und warf die Pfeffernüsse in ein an der Straße befindliches Getreidefeld. Selbstverständlich erwuchs durch diesen „Königlichen" Scherz dem Besitzer des Feldes großer Schaden, und König erhielt eine Vor ladung ins Radeberger Gerichtsamt. Als er die ihm zugemessene Gefängnishaft antreten soll, kommt ihm ein toller Einfall. Er läßt sich in der Stolpener Schützenuniform vor das Radeberger Ge richtsamt fahren. Der dortige Amtswachtmeister vermeint in dem Hut mit Federbusch tragenden Maurermeister eine hohe Gerichts person aus Dresden vor sich zu haben, die dem Gerichtsamte un erwartet Besuch abstatten will, und macht schleunigst entsprechende Meldung. Daraufhin herrscht größte Bestürzung unter dem Gerichtspersonal. Eine Anzahl Beamter kommt eiligst herbei, um die Respektsperson gebührend zu empfangen. König, als er den Zweck seiner Maskerade vollkommen erreicht sieht, steigt zu nächst noch würdevoll aus dem Wagen, erklärt sich dann aber demütigst bereit, seine Strafe anzutreten, sintemal und alldieweilen er der Maurermeister König aus Großröhrsdorf sei. Es folgte erst allgemeine Verblüffung,sodann gerechte Entrüstung.Man bedeutete ihm strengstens, sofort den Amtshof zu verlassen und am nächsten Tage in entsprechender Kleidung zu erscheinen. Nun fährt König, stolz wie er gekommen, wieder fort und stellte sich pünktlich zur festgesetzten Zeit, aber nicht mehr als Stolpener Schütze, wieder ein. Nach Verlauf seiner Strafzeit soll er gegen Abend entlassen werden. Da es aber fürchterlich regnete, fragte König, ob er die kommende Nacht noch im Gefängnis verbringen dürfe. Darüber herrscht wieder allgemeine Verwunderung, weil dergleichen noch nicht im Reiche der Radeberger Hermandad dagewesen. Niemand hat etwas dagegen, und Schloß Klippenstein beherbergte noch eine Nacht einen freiwilligen Gefangenen. Doch es folgte des Rätsels Lösung. Als dem Maurermeister König am nächsten Vormittage das Entlassungsprotokoll vorgelesen worden ist, erklärte sich König damit nicht ganz einverstanden. Nach dem Grunde befragt, gibt er an, es fehle noch der Vermerk „Die Stunden, die der De linquent freiwillig im Gefängnis verbracht hat, werden ihm gut geschrieben und bei der nächstfolgenden Haft in Abzug gebracht." Was man darauf geantwortet, ist unbekannt geblieben. Korn- Großröhrsdorf. Kleene Geschichte! aus anner kleenen Staadt Von M. Stand fuß, Weimar (Schluß) Nu ging mei Oberscht lus! Hoatt dar dan Weidner runger- gemacht. Ar füllte sich schämen, ar füllte senne Bicher lieber ver. Keesen und nie Bumben draus machen und noach Uhren schmeißen und su weiter. Weidner soaß ganz stille und meenie bluß: „Oalle giehn gutt, ock bluß die eene nie, die eene nie." Uff emoal stoand ar vu senn'n Stuhle uff, soag ins oa und soite: „Se winschen?" Richter machte a Zeechen oa senner Stirn und schittelte a Kupp. Wir machten lieber zu Launern und loaberten no a wing vu Weidnern. Doa koam dar ale Sanitätsroat Schmidt rei und hierte zu. Hernoach soite ar: „Der Mann muß nach Leubus, ich werde morgen mit dem Bürgermeister sprechen, so geht das nicht weiter." Oam andern Morgen im zahne koam dar Pulezeier Peters zu mir und hüllte mich zum Büraermeester. Sanitätsroat Schmidt, Oberscht von Hagen und Rickter woaren schunt doa und wir mußten dan Kroam derziahln. Dar Pulezeidiener stoand derbeine und meente: „Herr Biirgermeester, bei Weidnern is der Loaden zu." Nu machten wir nieder. A Schlosser machte uff und doa soagen wir die Bescherung. Weidner loag unger anner Letter, ar hoatte ei a Oarmen dan alen Seeger und ar hoatte doas Genicke gebrochen. Woahrscheinlich hoatte ar dan Seeger wieder vffbävg-n wulln und woar rungergestirzt vu dar Letter. Ike hoat sei Großneffe dan Loaden, Weidner hoatte keene Froo gehoat." Wer quoatickten no a winp vv Weidnern, oaber bernoach soite Methner: „Helenchen, wer wulln zu Oabend affen." Helene dockte a Tiesch und ich mackte uff a Bookmhuf, menne Sacken hulln. Hernoach tagten wer affen. Dokter Meißner hoatte falber a paar gude Floaschen vu senn'n Weindel ruffqehullt und wer feierten doas Wiedersahn. Groade wie wer und wer wollten oastoßen, hierten wer vu weiten Mufike. Methner hurckte und meente: „Nanu, woas Is denn doa lus, eim Stabil Hinte Mufike?" De Mufike koam nähnder roa und wir machten doas Fauster uff. Doa soagen wer de Goasse runger an Fackelzug oagerickt Kummen mit Musike und Foahnen. Oa Metbners Hause mockten se halt. Woas. woas: lauter Studenten. Dokter Methner hoatte ei Jena und ei Erlangen studiert und woar ei an Corps aewasen und nu woar ar dar Senior der ganzen Corps. Na und doa hoatten die vu vollen Universitäten o paar Studenten geschickt zu an Fackelzug, weil Meißner und ar wullte 90 Ioahre warben. Nu goobs oaber an Tumult. Riaden wurden geßalen und Kochs wurden gevrillt und woas weeß ick. Hernoach woar großer Kummerich eim Lewen und wir machten hie. Doaß dorKummersch nie vu Pooppe woar, k-nnt ihr wer gleeben. Methner hoatte keene Oaßnung vu dar Sacke, oaber Leuchen hoatte drum gewußt, oaber nischt verroaten, denn Methner wullte qoar nischte gemacht hoan. Oam andern Toage woar egoal woas lus. Doa koam vum Kerzog a Paketel. Deputationen koomen, dar Mogistroat machte Methnern zum Ehrenbürger dar Stoadt und su ging doas ei eenen Biegen furt. Ich mußte oaber oabends weiter, oaber ich mußte mei Wurt gähn, ich füllte uff dar Rickreese no amoal roa Kimmen. Doas toat ich o und wie mich Methner vu dar Boahne hüllte, soite ar: „Weetzte, mei Geburtstag woar ganz schiene, oaber de arißte Freede woar. doaß Du mir persenlich groatulieren kunntst. Oaber nu Kumm, ich hoa Dir no viel zu derziahln." Wie wer nu wieder ei senn'n Stiebet soaßen und am Nomittche ei a Pusch machten, nie im Kaser zu suchen, ock bluß, im a wing spoazieren zu giehn, derziahl'e Methner weiter: „Du hust buch dan Kaller-Kroamer gekannt?" „Na und wie!" „Als», dar toat duck oalle Ioaßre ei dam kleenen Püsckel und uff Müllern senner Wiese a Vulksfest machen, und wenn Schitzenfest woar, doa hoatte ar sei Zelt Hauben uff dam Schitzenploatze. Doos eene Ioahr woar o Volksfest und doa hoatten a paar tickscke Kerle anne Keilerei oagefangen und dan Buchhalter aus dar Ziegelei hoalb tut geschloin. Kroamer wullte sich o neimischen und doa hoatte ar o a Ding über a Nischel gekriggt. Wie ar wieder looken konnte, denn ar hoatte drei Wochen eim Huspitoal zugebrucht, doa hoatte dar Bürger- meester gesoit: „Mit dan Vulksfesten is 's aus, doa giebts ock bluß Krakehl." Oaber Kroamer mußte buch egoal woas machen. Doas Ioahr druff woar ich su im a Harbst rim ungen beim Gartner Fischer, doa koam Kroamer oagesuckt. Nu hielte Kroamer a wing schlaicht und Fischer woar hoalb taub uff a Uhren. Kroamer prillte: „Du, Fischer, hoast Du nie a paar grüße dicke Rieben über sunst woas raicht grußes?" „Zu woas brauchst Du denn !oas?" meente Fischer. „Ich will anne Goartenbauausstellung machen," prillte nu Kroamer. Fischer lachte und prillte: „Du koanst wull goarnie andersch, Du mußt o egoal woas vierhoan." „Iu, fu, mei guder Fischer, ich koan nie stille sitzen, doa hoaste raicht, oaber doas mit dar Ausstellung, doas soa ich der glei, doas bleibt no ganz geheim. Huste gehiert?" „Ick verroat nischte," soite Fischer. Na, die Gvortcnoarbeeter und die Weiber hierten buch volles und toaten lachen. A andern Toag wußt's de ganze Stoadt, doaß eim Roats- Kaller anne Ausstellung sein sullte. Nu koamen de Gartner und