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und zu mir steckte. Unterhalb der Burg müssen noch viels dieser Pfeile in der Erde stecken, denn erbittert war der Kampf, als anno 1429, vor mehr als 100 Jahren, die schreck lichen Hussitenhaufen die Burg Stolpen stürmen wollten. Damals erwies es sich wieder, wie fest die Mauern waren und wie der Felsengrund, darauf sie gebaut ist, der wütend sten Angriffe spottet." Bernhard Tanner sprach und setzte die Worte mit be deutsamer Schwere: „Und gleich wie vor 100 Jahren die greuliche Flut der Ketzerreligion sich machtlos verlief vor der Feste des Bischofs von Meißen, so wird auch jetzt das Hochstift stehen ohne Wanken im Anprall der Irrlehren, die es von allen Seiten bedrohen wollen." Tanner erhielt von keinem der Männer eine Antwort. Birckner schwieg und der Bischof spielte unschlüssig mit der goldenen Kette, die ihm um den Hals hing. Ablenkenü sing er endlich an, von den immer boshafter werdenden Schere reien zu sprechen, die ihm die Carlowitz'schen Erben mach ten, wahrscheinlich, weil sie sich bezüglich des Nachlasses in ihren Erwartungen getäuscht sanden. „Wahrhaftig, so unglaublich es klingt, man mißtraut mir. Aus jedem Briefe springt mir entgegen, Saß sie sich betrogen fühlten, betrogen durch mich. Es ist zum Lachen, mein Großohm Peter kaufte an Land und Dörfern die halbe Lausitz auf, so reich war er, und mir traut man zu, daß ich mich am kümmerlichen Nachlatzgut meines Vor gängers vergreife." Sobald Donate und Agnes merkten, daß das Gespräch sich ernsteren Fragen zuwandte, verließen sie, teils aus Langeweile, teils aus Rücksicht die Laube und spazierten ein wenig mit dem Kinde unten auf der Wiese herum. Von da an war Johannes von Haugwitz nur mit ge teilter Aufmerksamkeit bei dem sich entsptnnendeü Mei nungsaustausch. Weder Birckner noch Tanner blieb es ver borgen, daß seine Blicke unweigerlich immer wieder dorthin abirrten, wo, vom Gebüsch halb verdeckt, der Nacken von Agnes und ihr Kopf mit dem schwarzen, in viele Zöpfe ge flochtenem Haar sichtbar wurde. Zuletzt vermochte der Bi schof seine Ungeduld nicht mehr zu zügeln, brach die Unter haltung kurz ab und ging zu den Frauen hinunter, sich bessere Kurzweil zu verschaffen. Birckner und Tanner folg ten ihm verwundert. Jeder machte sich im stillen seine eigenen Gedanken, die nicht ganz ohne Besorgnis des Mädchens wegen waren. Donate hatte natürlich längst klar gesehen, und als echte Frau war sie der verliebten Freundin nur zu gern ein wenig gefällig, indem sie es auf sich nahm, die anderen zu unterhalten und so dem Bischof leise Zwiesprache mit Agnes zu ermöglichen. Arge Gedanken hatten unter diesen Menschen keinen Platz. Daher kam es, daß, obzwar sie alle mehr oder minder bestimmt das tastende Werben ahnten, das zwischen Agnes und dem Bischof hin- und herging, doch keiner von ihnen die Hand zur Abwehr erhob. Sie wußten ganz genau, daß solche Liebesstraße nur in Abgründe, nur in Wirrnis füh ren konnte. Dennoch waren sie bezwungen von dem Zauber der Reinheit, Ser das junge Paar umwehte. Ihre Liebe war noch ohne Wissen von Schuld, ihre Leidenschaft war aus dem glühenden Wolkengebirge der Phantasie noch nicht heruntergestiegen in das Sünde bergende Niederland der Wirklichkeit. Noch war der Hauch der Unschuld um sie und ließ sie den Blicken der anderen nichts als rührend er scheinen. So standen Donate, ihr Gatte und ihr alter Freund Tanner und betrachteten das Paar, dem bei eif rigem Gespräch der Mund nicht genügte und das immer wieder die Sprache der Augen und Hände zu Hilfe nehmen mußte. Alle drei dachten dasselbe, wie überraschend die beiden schönen jungen Menschen einander ähnelten. Da war Sei Sem Mädchen wie bei dem Mann derselbe vornehme Wuchs, dasselbe schwarzglänzende Haar, das dem Kopf dicht an lag. Gleich klar gezeichnet und von gleicher edler Rundung waren bei beiden Stirn und Antlitz. Nur blickten bei ihm die Augen grau verschleiert in die Welt, die des Mädchens loderten in unverhohlener Glut. Beiden zu eigen waren die blaßroten, allzu weich geschwungenen Lippen, wie sie Men schen Haben, die mit dem Leben nicht ganz fertig zu werden wissen. In einfacher Jagdtracht, die nichts von geistlicher Würde verriet und nur den jungen Mann erkennen ließ, stand Johannes von Haugwitz mit Agnes von Haugwitz beisammen wie zwei letzte, zukunftsfreudig grünende Sprossen eines edlen müden Stammes. Der Bischof hatte Agnes schon öfter getroffen und auch gesprochen, hier bei den Freunden oder wie es der Zu fall gerade fügte. Noch nie war ein Wort zwischen ihnen gefallen, das den Zustand ihres Gemütes hätte aufdecken mögen. Doch wußten sie auch ohne das von einander Be scheid und genossen jedes flüchtige Beisammensein wie einen köstlichen Trunk, der sie stärkte und zugleich mehr und mehr berauschte. Heute hatte ihm der Ritt in Morgengrauen und Tages glut und die Nähe des jungen Weibes soviel an Unruhe ins Blut gejagt, daß er ohne Umschweife tat, wozu seine Liebe drängte. Er beredete Agnes zu einem heimlichen Bei sammensein. Sie sollte selbst den Ort bestimmen,- nur ein mal wollte er ohne beobachtende Blicke vertrauliche Rede und Gegenrede tauschen. Agnes zuckte in süßem Erschrecken. Konnte sie anders als Ja sagen zu dem Vorschlag? Sie beschlossen. Heimliche Waldpfade miteinander zu gehen. Schon jetzt freuten sie sich der Stunden, die sie einander schenken wollten. Immer dichter wob die Liebe ihr schimmerndes Ge spinst um sie. Widrigkeiten und Widerstände konnten ihnen nun nicht mehr wehe tun, aber Sen klaren Blick, den hat ten beide verloren. Wohl fragten sie sich, was soll daraus werden? Doch zuversichtlich sah eines im andern nur Er füllung der tiefsten Sehnsucht und nicht das Herzeleid, zu dem sie einander werden konnten. lFmtsetzuna folat.l 2L de Neumeister, Zittau 8s uns ann vurke is de Sckul Seit Ustsrn siekr gerobbslt vul. van stinnsrn, die zsnn irsckten Moai voa kuckn a dan neu'n Saal, vann miskt'ck dar Lakrer ze bewsstzsn, Wie de Zoakin vu ess bis zakns keetzsm Nr dauert miscb, dar oarme tNoan, Var siecb mit sisckn stinnsrn mutz oabgakn. voas drzuzäkln drängt an bakls bei, vloatz 's oabziekn will ne a de steppe nei. Nr scbwitzl drbei nu 's rsene vlutt. Wie ar'cd o pioagt, 's wird ne gutt. Nr Lenkt nu eitersck Kar un bis, Un süt kenn Nuswaig bakls mied. Ukk eemol mutz ar salbr lacbn. - Su giebt's, su koan'cd de Sacke mackn. Itzs wärn's de stinner sckunn vrsiiekn, Wie mer vu vier» dreie mutz oabziekn. Un a dr Sckul, doa kroit a su: iöe, Cmil, soi mer amo! nu, vei Voair koat vier Sückl 8uttr kier, Wenn ar nu drei vu dan vier Nllsene itzt, doa koat doack deine Muttr Oam Endcbn bloß no een Stick vuttr. vo soll der Emil: Nee, iöerr Lakrer voas Lrzäkin se ock ann Nssenkakrsr. vo kennss meins Muttr scklaicbt, Var wär Loas oabziekn groade raicbt. Vu viern — ees — ock oadzukriegn? Su lätzt ss siecb nu ne bsliegn.