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2. 1458, am 2. November, gleich nach der Hochmesse, brach unter dem Kloster, im unteren Hause, ein Feuer aus, nachdem fast acht Tage lang ein Gespenst das Gesindebaus beunruhigt und das Gesinde gescheucht hatte, obwohl der Pater Prior mit einem Bruder Wache gehalten hatte. Weithin erzählte man da von. — Die Reste des neu aufgebauten, außerhalb der Clausur, unterhalb des oberen Turmes stehenden Hauses stehen noch und werden „Sch neid erstübel" genannt. Die erfundene Bezeich nung „Torwärterhaus" ist widersinnig: Ein Torwärter hinter zwei Toren! 3. 1551 im Juli überkam Burg und Besitzungen als Kaiserlicher Hauptmann Jacob von Hag. Dieser mußte die ver dorbenen Dächer der Burg ausbessern lassen. Die Kosten be trugen über 151 Schock Groschen. Der Schindelmacher hatte 294 Schock Schindeln dazu verfertigt, das Schock für 12Pfg. Es scheint, als seien zwar die Außenwände steinern, die inneren Wände aber aus Fachwerk hergestellt gewesen, aus Balken, Ziegeln und Lehm. Als 1557 Benno von Saltza, jüngster Camerrat in Böhmen, den Oybin mit dem Tale und den Hochwald vom Fußsteige nach Hain bis zum Gabler Wege zum Kammloch erhielt, war die Burg schon wieder baufällig. Er ließ deshalb die verfallene Brettmühle beim Meierhofe liegen und baute eine neue beim Einsiedelsteine, um Balken, Bretter und Schindelholz zu sägen. Aber die schönsten Bäume ließ der Rat durch die Förster ver kaufen (Stück 5 gr.) und viel geschnittenes Holz wurde bei der Einsiedelmühle weggenommen. Zum Bauen kam Saltza nicht mehr, denn er starb im Spätsommer 1566 nach vielem Perdruß, Arger und Streit mit Zittau. Die Burg mit Zubehör erhielt Igl von Hartenreut. Aus seinem Briefe vom 26. Oktober 1567 (Hauptstaatsarchiv in Dresden 9346) an seinen Gevatter, den Bicekanzler Mehl von Strehlitz auf Grafenstein, erfahren wir, daß Zittau ihn bedrängte und daß „Thurm, Zimmer vnnd Tachungen ab- geprunnen" seien. Es sei mislich, daß die Ortschaften, welche zu Oybin gehörten, verpfändet seien. Das sei „bei fürfallender Feur ond anderer Not sehr Übel, wie es sich diß Iar in der gefer- lichen Prunst wol erwiesen." — Igl hat nun wohl oder übel die Feuerschäden beseitigen und viel aufbauen müssen. 4. 1577, am 24. März, zog abends um 7 Uhr ein schweres Gewitter heran. Ein Blitz schlug ins Kloster und zündete. Alles Brennbare verbrannte. 1574 hatte Zittau den Oybin mit seinen lausitzischen Dörfern für 68000 Thl. vom Kaiser Maximilian II. gekauft. Man hatte auf dem Oybin einen Wächter bestellt. Dieser und etwa wenige oybinische Leute wagten sich nicht heran aus Furcht, das in Kellern lagernde Pulver werde explodieren. Die Chronik Lanckisch berichtet S. 344: Den 24. März des Nachts vmb 1 Uhr zündle das Wetter den Owin an vnd durste niemand wegen Gefahr des Pulvers, so drinnen lag, sich wagen zu leschen, ist also aus Gottes Vorsehung ganz verbrannt vnd verdorben, da es gestanden hatte 211 Jahr. Kaiserliche Commissare, der oberlausttzische Hauptmann von Rechenberg und Heinrich von Nostiz schrieben 1581 an Kaiser Rudolf: Soviel den Oybin anlanget, konnten sie uns nit ver- halten, das Verschiener Zeit das Wetter in den Thurm, darinnen eine große Anzahl pulver gewest, geschlagen vnd weilen sich jedermennigklichen, damit nit etwan das feuer auch ans pulfer khomben, die gemever alle zerstossen vnd hierdurch die an wesende Leute nit im Rauch ausgehen sollten, befahret, sey es onmögliche gewesen, einige Rettung zu thun, sondern hatten es fast in acht Tage noch einmal brennen lassen müssen. In diesem brandt dene alles eingangen, die werckstücke aus den Mauern gefallen, die fenster vnd Thieren zersprungen und das bley zer- schmeltzet worden. Das eisenwerck, sowol die glassckeuben sind zu den schuelgebeuden, fleischbencken vnd anderem gebrauchet —. den feuerschaden, grosse Haussen steine beysammen gelegen, so seindt doch die haubtmauern vorhanden. Man hatte Furcht vor dem Pulver, daher wagte niemand zu löschen. Acht Tage lang brannte die Burg samt der herr lichen Kirche. Übrig blieben allein „die haubtmauern", an denen Zeit und Wetter nagen. Sauppe. Die Skelettfunde von Sdier bei Bautzen Am Rande der Oberlausitzer Heide liegt das kleine Dorf Sdier. Im Frühjahr umfängt es ein Blütentraum, im Herbst glüht die Heide in purpurnem Schimmer dicht hinter den letzten Häusern des Dörfleins auf. Ein breit wuchtiges Herrenhaus erhebt sich auf einer noch heute von einem nassen Graben umschlossenen Insel. Auf dem Bühl einer alten Wasserburg ist es erbaut und birgt heute Kirche und Pfarre der katholischen Gemeinde. Zu Seiten des Dorfes aber jagt die moderne Zeit auf lärmenden Kraft wagen die große Straße nach der Niederlausitz entlang, kei ner der zahlreichen Reisenden ahnt etwas von der fried vollen Stille dieses Heimatwinkels. Als in den Sommermonaten der Grund zu einem neuen Hause gegraben wurde, das an die Stelle eines um 1820 hierher versetzten Heideblockhauses treten sollte, stießen die Arbeiter in weichem Sande auf einen rundlichen, harten Gegenstand, der zunächst als ein Topf angesprochen wurde. Beim Nachwühlen, ob in ihm etwa Geld verborgen sei, kam statt des Topfes ein menschlicher Schädel zum Vor schein. Der Fund wurde sofort in dankenswerter Weise durch Herrn Lehrer Heine der Provinzialpflegestelle (Fernruf 3773) in Bautzen gemeldet. Die Untersuchung und Frei grabung, welche von den Herren Medizinalrat Dr. Her bach und Dr. Frenzel geleitet ward, hatte folgendes Er gebnis: An der Südostecke des neuen Hauses und unter dem Wohnraum des alten Gebäudes lagen in 90 Zentimeter Tiefe zwei mit dem Gesicht nach Osten blickende gestreckte Skelette. Beiden ist die Kreuzung der Arme auf der Brust (in Gebetshaltung) gemeinsam. Das zuerst aufgefundene gehört einem Manne an, wie aus der Deckenform hervor geht. Sein gut ausgebildetes und noch nicht abgekautes Gebiß weist ebenso wie die noch erhaltenen Epiphysen grenzen der Extremitätenknochen auf ein jugendliches Alter (etwa 14—16 Jahre). Das zweite Skelett, welches süd lich daneben liegend vorgefunden ward, ist ebenfalls das eines Mannes, jedoch zeigen die Zahne eine starke Ab kauung und sind zum Teil kariös, daraus darf auf ein Alter von mindestens 30—40 Jahren geschlossen werden. Auffällig war, daß in Höhe des rechten Auges, auf dem Halsansatz und auf Unterleib und Beinen je ein faust- bis Kinderkopf großer Stein lag. Zudem waren die Unter schenkel gekreuzt, als sei der Tote im Grabe gefesselt ge wesen. Steinbeschwerung und Fesselung sind aber uralte Sitten im Totenritus, sie sollen den Verstorbenen am Ver lassen des Grabes hindern. Die beiden Bestattungen in ihrer Mischung von Christ lichem und Heidnischem lassen vermuten, daß sie mittel alterlicher Herkunft seien. Zeitbestimmend ist ein kleiner Schorb, der neben dem rechten Beckenteil des älteren Toten gefunden ward: Er ist ältestens auf 1400 anzusetzen. Die Sage spricht davon, daß in der Gegend des Fundplatzes 1813 sieben Russen beerdigt worden sein sollen, aber abgesehen von dem jugendlichen Alter des einen Individuums er scheint es sehr unwahrscheinlich, daß diese Skelette Kriegs bestattungen darstellen, weil man um 1820 kaum vergessen haben dürfte, wo die russischen Gefallenen ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Keinesfalls würde man das Haus über ihren Gräbern errichtet haben. Andrerseits spricht die sorgsame Art der Totenbergung gegen eine Kriegsbestat tung. Wir dürfen mit Sicherheit annehmen, daß im Mittel- alter bei verschiedenen entlegenen Ortschaften keine Fried höfe bestanden, die — ob mit oder ohne kirchliche Genehmi gung bleibt bislang unentschieden — belegt wurden. Heid nischer Totenbrauch wurde noch geübt. Die Untersuchung, welche von der Besitzerin Frau Ku basch freundlichst gestattet wurde, war wissenschaftlich sehr lehrreich. Die Grabung wurde von zahlreichen Ortsein wohnern und vielen Schulklassen mit ihren Herren Lehrern