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Nv. 20 Gberlauflhes Helmalzellung 3N Hohnstein (Sächs. Schweiz). Die Stadt Hohnstein besitzt bereits in ihrem Rathaus einen herrlichen Fachwerk bau, der kurz vor dem Kriege durch Umbau und Bloß legung des alten Fachwerkes entstanden ist. Das Hohn steiner Rathaus ist bekannt und die Besucher des lieblichen Städtchens freuen sich immer über diesen geschmackvollen Bau, der so recht den Sinn der Stadtverwaltung für die Erhaltung der Schönheitswerte der Stadt zeigt. Kürzlich ist in Hohnstein am Markt die Apotheke erneuert wor den und auch hier wurde das alte schöne Fachwerk wieder sreigelegt, sodaß die vielen, die Hohnstein besuchen, jetzt am Markt wieder den ursprünglichen Fachwerkbau vor finden, der dem Städtchen ein besonderes Gepräge gibt. Der Landcsveretn Sächsischer Heimatschutz, sowie das Landesamt für Denkmalpflege haben gern zur Erneuerung der Apotheke in Hohnstein in diesem schönen Gewände Beiträge geleistet. Mauern und Türme Ein Roman aus Bischofswerdas Vergangenheit Von Marie Hildegard Müller, Bischofswerda sFortsttznng) Zudem war es eine wirre und rätselvolle Zeit damals. Vieles, woran man sich jahrhundertelang festgeklammert hatte, stürzte in nichts zusammen. Neue Bahnen, die scheu noch niemand zu begehen wagte, taten sich unvermittelt auf. Jedermann spürte, daß der schicksalsschwere Hauch der Zeitenwende begonnen hatte, über die Erde zu fahren. Sollte da nicht auch vor einer verirrten Liebe unvermutet ein Türlein aufspringen können, dahinter sich der gerade Weg in die Zukunft barg? Als der Bischof vorhin ins Haus trat, hielt er einen jungen Schößling in der Hand, an dem noch unversehrt Wurzelballen und Erde Hing. Achtlos hatte er ihn dann beiseite gelegt. Dieses Pflänzchen entdeckte der kleine Mar tin und brachte es mit glückstrahlendem Gesichtchen ange schleppt. Dadurch wurde der Bischof wieder au sein Vor haben erinnert. Er nahm dem Kleinen den Schößling sachte aus der Hand und verneigte sich artig gegen die Hausfrau. „Ich habe dies Reis heute früh mit eigener Hand im Wesenitzgrunde ausgehoben, um es Euch zuzuschicken. Denn mich deuchte, ein Lärchenstämmchen fehlte noch in Frau Donatens Gartenwäldchen." Donate freute sich. „Ob das Reis hier einwurzeln und fortkommen wird?" Ihr Gatte/der nimmer um einen fröhlichen Rat ver legen war, fand das rechte Wort. „Wir wollen das Bäum chen zusammen in die Erde pflanzen und es wachsen lassen als unfern Freundschaftsbaum zum Gedenken an den Tag und die gute Zeit, die uns hier in Freundschaft zusammen sieht." Gern waren alle einverstanden. Das Lärchenbäumchen wurde behutsam eingepflanzt und unter viel Scherzen von jedem einzelnen mit einem Becher Wassers begossen, wobei ein Wunsch für das Gedeihen von Baum und Freundschaft gesprochen wurde. Zuletzt faßten sie sich im Kreise an den Händen, während das Söhnchen Jakos Birckners in der Mitte bei dem Bäumchen stand und aus einem Kännchen goldenen Wein über die zarten Zweige fließen lassen mußte. Trotzdem sich das Ganze mehr wie ein Spiel angelassen hatte, wurden sie alle doch fast andächtig, wie sie dem Knaben znsahen, der so ernsthaft sein liebliches Werk verrichtete, — das Menschenkind beim Pflanzenkind. „Gott segne unsere Zukunft und unsere Freundschaft" sprach Tanner. Und die anderen sprachen es ihm nach. — Längst waren die Menschenstimmen im Garten ver stummt, längst auch das letzte, müde Zwitschern der Vögel ins Dunkel versunken. Nacht war es, und die Finsternis war von keinem Monöstrahl aufgehellt. Selbst der Wind war etngeschlafen. Einzig die Schritte des Wächters beim Stundengang an der Stadtmauer drunten störten ab und zu das lautlose Raunen der Pflanzen. Da wachte auch das Lärchenbäumchen auf, streckte sich in die Höhe und senkte seine Wurzeln tief in den Grund hinab. Der Nachttau kühlte sein Gezweig und von unten her fühlte es die Lebenssäfte aufsteigen und seine Ästchen durchrinnen. Gleich Blumen und Büschen lispelte auch das Bäumchen das Ge heimnis seines Schicksals in die mitternächtliche Stille. Wachsen werde ich, sang es, wachsen und stark werden und immer fester verwachsen dem Grunde, darein man mich gestellt hat. Jahr um Jahr wird mein Stamm einen Ring mehr um sich legen, aber Menschenalter werden da hinschwinden, ehe ich geworden bin, was mir bestimmt ist: Ein stolzer Baum werde ich sein, höher als die Menschen ihre Häuser bauen. In jedem Lenz wird mein grünes Kleid schöner prangen, in jedem Herbst sich leuchtender färben, und in jedem Winter wird meine Rinde sich zäher Härten. Aber mein Stamm wird aufrecht bleiben in den Stürmen, die da kommen werden, Häuser und Menschen niederzuwerfen, und meinen Wipfel werden die Flammen nicht sengen, sebst wenn sie die ganze Stadt zu Asche bren nen. Immer werde ich das Kreuz grüßen drüben vom Kirchturm, aber wechseln wird der Glaube, mit dem die Menschen zu diesem Kreuz aufsehen. Vieles wird wechseln, ich allein bleibe beständig, denn mein Sein heißt Wurzeln in Ser Erde und wachsen zum Lichte. Und mit mir bleibt beständig im ungleichen Schritt der Jahrhunderte die Liebe. Immer werde ich Menschen sehen, die Hand in Hand durch Blumen wandeln, immer werde ich hören, wie eine Mutter liebevoll ihre spielenden Kinder ruft. Stimmen der Liebe werden stets um mich sein. Auch dann, wenn nach Hunderten von Menschenjahren meine Krone verdorrt, auch dann wird die Liebe noch dieselbe sein wie lange vor mir. Denn sie allein ist ewigen Ursprungs auf dieser Erde. Basalt Lange bevor Menschen über die Erde schritten, brach sich aus dem höllischen Feuerschlund des innersten Erden schoßes ein feurig-flüssiger Glutenstrom Bahn, zerspalt mit tosendem Brande ihre kühle Außenrinde, schleuderte sich in eigener ungeheuerer Wucht hochauf zu siedendem Strahl — und erstarrte. Stein ward, was vordem Feuer war. Schwarz wurde die rote Farbe der Lohe, und feucht faßte sich an, was ehedem mit sengendem Glühen alles Leben verzehrte. Hoch ragten die Basaltpfeiler. Menschen kamen und bauten ihr Haus darauf, froh, das unüberwindliche harte Gestein zum sicheren Baugrund zu haben. Keiner dachte daran, daß die schwarzen Felsen durch Kälte gebändigtes Feuer war. Noch aber schlief im Fels dieselbe Urkraft nicht erloschener Leidenschaft, die einst in zischendheißen Wirbeln die glatte Oberfläche bersten machte. Die unbändige Leidenschaft der Naturgewalten strömte in geheimer Kraft über in die Menschen, deren Fuß dies Basaltgestein betrat. Dann begann auch in ihrem Innern die heiße Flamme zu tanzen, bis sie jegliche Wider stände niederreißend, nach außen loderte. Viermal schon - hatten die Buchen im Wesenitzgrund ihr grünes Laub gegen das flammendrote Herbstkleid ge tauscht, seitdem der Bischof dort zum ersten Male allein mit Agnes geweilt hatte. Blickte er zurück auf die ver strichenen vier Jahre, so reihten sich gleich einer Perlen schnur die Zusammenkünfte aneinander, die er mit ihr ge nießen durfte. Alles, was dazwischen lag und ihm feind selig unausgesetzt die Tage vergällte, versank in unwesent liches Nichts. Durch Wochen, durch Monate wartete er sich geduldig hindurch bis zu einer Stunde, da er dem ge- > liebten Mädchen aus heimlichen Wegen gegenüberstand. Er