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v«»nboren -2 Sonntag, den 19. März (Lenzing) 1922 3. Jahrgang Unberechtigter NacliKcuctr Grscheint allen 14 Tage FrelVagsf Blatter für Heirnaikunöe Scttristleitung und Geschäftsstelle i'ri Reichenau,Sa. (5ernspnecherNi-.2lS Nr. H Gefcblchte/ ^KunffLiteraluro Drucf u.Ver log:Alwin Marx (Inst. Otto Mar^) Südl«uf(lzer olachrichten, Reicstenau^Sa. T 'ß S 8 D I D H Z I - V Lausitz- Heimat- sei gegrüßt! D Weise: Brüder, reicht dis Hand zum Bunds. (Mozart.) Dort, wo unsre Wälder ragen, Nils Herzen froher schlagen Und der Frühling schöner sprießt, Wo dis Fluren duslig schimmern, Wo die Sterns Heller flimmern: Lausitz, Heimat, fei gegrüßt! Wenn wir gern auch wohl zu andern, Himmelhohen Bergen wandern, Wo der Wildbach tosend schießt; Mag Italiens Himmel blauen: Schön find auch der Heimat Gauen: Lausitz, Heimat, sei gegrüßt! Mag den Datsr Dhein man preisen. Wo die Decher lustig kreisen. Wo du lodernd Feuer sprühst: Schöner ist's am trauten Herde l Schön ist doch auch Sachsens Erde! Lausitz, Heimat, sei gegrüßt! Drum, jo lang wir atmen, wollen Dank wir wie der Mutter zollen Dir, die treu ans Her; uns schließt! Will das Auge müd einst brechen, Wird das Herz noch leise sprechen: Lausitz, Heimat, sei gegrüßt! Druno Dcichard. Z ß R -ß R Die Einführung der Reformation in Zittau Von ?. LH. Bechler-Hcrinhut (Fortsetzung und Schluß) Fm letzten Lebensjahr Luthers war die Refor mation in Zittau der Hauptsache nach durch geführt. Natürlich blieb eine großePrüfungszeit für die jungen Gläubigen nicht aus. Vorher aber beschick ihnen Gott einen großen Tag der Freude und der hohen Aufmunterung. Das waren die Festtage, die ihnen durch hohen königlichen Besuch zu teil wurden — eigen tümlicherweise wenige Wochen, nachdem die Kunde von des großen Reformators Ableben die Herzen in Furcht und tiefe Wehmut versetzt hatte (1546). Riemand Geringeres wurde gemeldet als die Königin mit ihrem Sohne, dem Prinzen Maximilian, dem jetzt zwanzigjährigen, blühenden Jüngling, der durch Nesens Empfehlung von seinem Freunde Dr. Schiesser in protestantischem Geiste erzogen war. Es zog sie zu Nesen, dem die Königin sehr gewogen war. Da der Landvogt Berka von der Duba auf dem abgelegenen Oybin wohnte, hatte Nesen sein Heim als Herberge für die Gaste zur Verfügung gestellt. Des waren sie zusrieden. Unler Glockengeläut betraten sie die Grenzen der städtischen Gemarkung, am Stadttor wurden sie von Nesen begrüßt, Mädchen streuten Blumen, die Königin war vom Empfang gerührt. Max aber wünschte den Oybin zu sehen. Nesen fältelte darum die Pferde; und nun durste er unterwegs Zeuge davon sein, wie hoch der spätere Kaiser von seinem Freunde Schiesser dachte, wie lies er dessen Lehren in sich ausgenommen hatte. Als der Landoogt Berka von der Duba in der Meinung, er müsse sich als guten Katholiken zeigen, zum Prinzen sagte: „Der Oybin soll jetzt, da er als Kloster seine Zeit gehabt hat, wieder als Burg dienen und zwar als Schutzwall wider das Ketzertum," da sprach der Prinz das evangelische Wort: „Landoogt, die Herrschaft über die Ge wissen steht nur Gott zu." Und währenddessen hörte Frau Anna in ihrer Zittauer Kemenate von der Königin die abgebrochenen Worte: „Wenn ich regieren könnte, dann wollte ich ..." Ja, was wollte sie? Nach dem, was sie vorher und nachher sprach, konnte sie nichts anders meinen, als „dann wollte ich dem evangelischen Pulsschlag meines Herzens folgen und viele Mitmenschen beglücken." Zum Abschied marschierten noch einmal die Gewerke mit ihren Fahnen und die Stadtpseiser zur Huldigung aus, und noch lange zehrten die Zittauer an der Erinnerung an diesen festlichen Ehrentag. Wie werden sie erst gejubelt haben, als Maximilian später als Kaiser, den Trieben seines Herzens folgend, den Protestanten eine so überaus freundliche Ge sinnung entgegentrug, ja volle freie Religionsübung gewährte. Doch ehe es soweit war, mußten die Evangelischen und auch die Zittauer durch eine Läuterung hindurch. Des Resormators Tod (Februar 1546) war vielen als böscs Omen erschienen. Sie hatten nicht ganz unrecht,