Volltext Seite (XML)
49 gewöhnt, dagegen bereits alt und über die Zeit der besten Kraft hinansgekommen waren. Gegen diese stürmten also Otho's Soldaten an, schlugen sie zurück und entrissen ihnen sogar ihre Adler, nachdem sie fast die ganze Bedeckung desselben niedergemacht hatten. Aber voll Schamgefühl und Erbitterung drangen jetzt die Vitellianer wieder unter ihre Geg ner ein, lödteten den Legaten der Legion, Orsidins, und errangen eine große Zahl von feindlichen Feldzeichen. Gegen das Gladia torencorps, dem man alle Erfahrung und Kühnheit im Kanipfe zu- trante, führte Varus Alvenus die sogenannten Bataver heran. Dich sind die besten germanischen Reiter, deren Heimat eine vom Rhein umflossene große Insel ist. Ihrem Anprall hielten nur Wenige von den Gladiatoren Stand. Die meisten flohen nach dem Flusse, wo sie unter die am Ufer aufgestellten feindlichen Cohorten geriethen, von denen sie trotz ihres Widerstandes bis auf den letzten Mann vernichtet wurden. Am allerschmählichsten hielten sich die Prätorianer im Gefecht. Sie ließen cs nicht einmal bis zum eigentlichen Handgemenge kom men, sondern verbreiteten auch unter den noch nicht geschlagenen Truppen, durch deren Reihen sie flüchteten, eine allgemeine Furcht und Verwirrung. Aber dennoch schlugen sich auch von Otho's Trup pen Viele durch die gegenüberstehenden Gegner mit Erfolg hindurch und gelangten mitten durch die siegreichen Feinde nach dem Lager. 13. Von den Feldherren wagte weder Proculus noch Pauli nus, mitzugehcn. Beide nahmen eine andere Richtung, aus Furcht vor den Soldaten, welche bereils alle Schuld auf ihre Generale schoben. Dagegen nahm Annius Gallus diejenigen, welche sich nach der Schlacht allmälig wieder zusammenfanden, in der Stadt auf und suchte sie zu trösten. „Die Schlacht sei nahezu gleichgestanden und auf vielen Punkten seien sie über den Feind Meister geworden!" Marius Celsus ferner versammelte die höheren Würdenträger und rieth ihnen, jetzt nur auf das allgemeine Beste zu sehen. Denn „bei einem so außerordentlichen Unglück und nach einem so großen Blutvergießen würde Otho selbst, wenn er ein rechtschaffener Manu sei, nicht wünschen, nochmals das Schicksal zu versuchen. Zwar auch Cato und Scipio hätten dem siegreichen Cäsar nach der Schlacht PlutarH. XXVI. 4